Viersen Erste Dülkener waren Römer

Viersen · Eine erste schriftliche Zusammenfassung von Funden aus der Römerzeit in Dülken liegt vor. Stadtarchivar Marcus Ewers stellte sie jetzt gemeinsam mit den Autoren Margret und Heinz Hesse vor.

"Dies ist eine Arbeitsgrundlage für die Zukunft!" Damit umschreibt Heinz Hesse eine Dokumentation, die erstmals schriftlich festhält, dass und wie die Römer in ihren fast 500 Jahren der Besetzung Germaniens in Dülken lebten. Gemeinsam mit seiner Frau Margret hatte er vor drei Jahren ein "Schlüsselerlebnis", als beide an einer Projektwoche zur "Römischen Geschichte" von Schülern der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen teilnahmen. Als sie für alle Stadtteile Viersens Nachweise aus der Römerzeit vorlegten und für das heutige Dülken wohl die ältesten, war das Staunen groß.

"Von Dulcius zu Dülken"

Ihre Dokumentation "Von Dulcius zu Dülken", die sie als Mitglied des Vereins "Geschichte für alle" und dank der großzügigen Unterstützung der Peter-Vogels-Stiftung zur Verschönerung Dülkens gemeinsam mit dem Stadtarchiv Viersen jetzt herausgebracht haben, birgt sicher für viele Dülkener große Überraschungen. So konnte das Ehepaar Hesse durch Funde belegen, dass eine alte Römerstraße von der Maas ab Swalmen (Schwalmfurt) über Boisheim, den Netter Kirchweg entlang durch Dülken und Mülfort (Rheydt) zur Erft – also zum Rhein – führte.

Der alte Flurname "Burg" in der Boisheimer Nette und im Burgacker, dem Neubaugebiet im Zug der historischen Heerstraße, deutet auf das römische "burgus" hin: ein Areal von 40 bis 50 Meter Seitenlänge, umgeben von einem Graben und befestigt mit Palisade und Wall. In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, für das Margret und Heinz Hesse seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig sind, ordneten sie die Funde aus Dülken – Keramikscherben, eine Feuerstelle im Bereich Kreuzherrenstraße, Gräber.

Ganz besonders stolz sind sie auf ein Fragment aus "terra sigillata", dem römischen Edelporzellan. Nach gründlicher Säuberung fanden sie auf der Oberfläche als Graffito die Reste eines Namenszuges – die erste namentliche Überlieferung eines Bewohners des späteren Dülken. "Vielleicht", so Kurt Schroeren, Vorsitzender von "Geschichte für alle", "haben wir alle ein Tröpfchen Römerblut in uns."

Überraschend für viele dürfte auch der Rückschluss sein, dass das "Dülkener Ei" – die Altstadt innerhalb der Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert – in Wirklichkeit eine rechteckige Struktur hatte und auf die Existenz eines römischen Marschlagers hindeutet. Das Ehepaar Hesse wollte nicht nur die römische Vergangenheit Dülkens belegen, sondern zeichnete auch die späteren Jahrhunderte nach – "eine sehr schöne Zusammenfassung", wie Stadtarchivar Marcus Ewers bei der Vorstellung der Dokumentation betonte. Dazu gehört die Zeit der Frankeneinfälle und die Spätantike, der Niedergang der Dülkener Befestigungswerke und die archäologischen Relikte, die noch heute sichtbar sind.

(RP)
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