Viersen Erleuchtung für Mackenstein?

Viersen · Die in einer Nacht- und Nebelaktion abgebauten Laternen entwickeln sich zum Possenspiel – oder zum Politikum. Kreis und Stadt Viersen erklären, dass der jeweils andere für die Beleuchtung zuständig ist. Die Politik wird nervös.

 An der Viersener Stadtgrenze in Mackenstein hat die Verwaltung die Laternen abgebaut: Licht hat Maschinenbau-Ingenieur Johannes Schinken abends außerhalb seines Hauses nur, wenn Autos über die Kreisstraße fahren.

An der Viersener Stadtgrenze in Mackenstein hat die Verwaltung die Laternen abgebaut: Licht hat Maschinenbau-Ingenieur Johannes Schinken abends außerhalb seines Hauses nur, wenn Autos über die Kreisstraße fahren.

Foto: Busch

Kreis- und Stadtverwaltung müssen sich in den kommenden Tagen auf ein frostiges Umfeld einrichten. Und das nicht nur, weil draußen die Temperaturen fallen, auch der Ton der Politik könnte rauer werden. Dabei liegt die Ursache allen Übels buchstäblich im Dunkeln. Denn ein Teil von Mackenstein an der Kreisstraße 8 ist seit Monaten ohne Straßenbeleuchtung, weil die Stadt die Laternen abmontiert hat. Neue Lampen sind (von der Verwaltung) nicht geplant.

Ziemlich rege ist jedoch der Schriftverkehr zwischen Stadt und Kreis bezüglich der Frage: "Wer ist für besagte Straße eigentlich zuständig?" Der "Schwarze Peter" wird dabei munter hin und her geschoben. "Mit der Dülkener CDU ist dieses Spielchen nicht zu machen", erklärte Michael Aach, Viersener Ratsherr der Christdemokraten und Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Kreistag. "Erst knipst man die Laternen aus, dann werden Bürger über Monate hingehalten, weil sich Stadt und Kreis über Zuständigkeiten austauschen. Das ist ein unhaltbarer Zustand." Genau den will die Dülkener CDU beenden. Sie fordert, dass unter städtischer Regie die Laternen wieder aufgestellt werden.

Zugänge freigelegt

Das hatten auch die Anwohner an der Kreisstraße erwartet, als im Auftrag der Stadtverwaltung Mitte 2011 in genau jenem Gebiet die oberirdische Stromversorgung der Häuser abgeknipst und – im Rahmen der Modernisierung und des Anschlusses des nahe gelegenen Gewerbegebiets Mackenstein Südwest – in die Erde verlegt worden war. Mit den luftigen Leitungen verschwand damals auch rund ein halbes Dutzend Holzmaste, an denen seit mehr 50 Jahren die Lampen für die Straßenbeleuchtung hingen. Die Anwohner machten sich über diese Maßnahme anfangs keine Gedanken, schließlich hatte die ausführende Baufirma bei den Erdarbeiten die Zugänge für neue Laternenträger freigelassen. Als jedoch nichts geschah, wurden die Anwohner unruhig. Johannes Schinken, einer der Betroffenen, wandte sich an die Verwaltung. Und der Maschinenbau-Ingenieur bekam von Bürgermeister Günter Thönnessen eine erstaunliche Antwort. Schinken und seine Nachbarn wohnen quasi im Niemandsland. "Das in Rede stehende Teilstück der Mackensteiner Straße liegt außerhalb der Ortsdurchfahrt und ist freie Strecke der Kreisstraße 8 . . .", so der Bürgermeister. Dabei ist ohne Beleuchtung ein sicheres Überqueren der Straße bei Dunkelheit nicht gewährleistet. Das gilt für Radfahrer, da am Ortsausgang der Fahrradweg die Straßenseite wechselt, sowie für die Kinder, die derzeit mit Taschenlampen ihren Schulweg antreten müssen.

Nach Monaten fand die Stadtverwaltung schließlich eine weitere "Begründung", warum die sie eigentlich der falsche Ansprechpartner sei. Thönnessen erklärte schriftlich, dass für das Teilstück der Kreisstraße 8 "der Kreis Viersen als Straßenbaulastträger und Straßenbaubehörde zuständig ist. Demnach handelt es sich nicht um eine Angelegenheit der Stadt Viersen." Damit schickte der Bürgermeister im Dezember den kompletten Vorgang an die Kreisverwaltung.

Auch die hat inzwischen gearbeitet. Und das Ergebnis ist eindeutig: "Wir sind Baulastträger, mehr nicht. Für die Beleuchtung sind wir nicht zuständig. Das ist Sache der Stadt, bei der auch die Verkehrshoheit liegt", so Kreispressesprecher Axel Küppers auf Anfrage. Gleichzeitig weist Küppers darauf hin, dass der Kreis diese Laternen schließlich auch nicht "abgeschaltet" habe. Und: "Der Kreis Viersen besitzt im gesamten Kreisgebiet nicht eine einzige Straßenlaterne. Warum sollten wir jetzt ausgerechnet für die Beleuchtung an dieser Stelle der K 8 verantwortlich sein?"

Mit dieser Frage werden sich in der kommenden Woche Verwaltung und Politik der Stadt Viersen wieder beschäftigen. Die Mackensteiner Laternen stehen auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des des Ausschusses für Bauen, Umwelt- und Klimaschutz. FRAGE DES TAGES

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort