Schwalmtal-Waldniel St.-Wolfhelm-Gymnasiasten erinnern sich

Im Jahr 1969 konnten die ersten Jugendlichen das Abitur am St.-Wolfhelm-Gymnasium in Waldniel ablegen. Zum Festakt am 5. Juli haben Daniela Buschkamp und Julia Esch Erinnerungen aus unterschiedlichen Epochen gesammelt.

 Uta Hüsges machte ihr Abitur im Jahr 1983.

Uta Hüsges machte ihr Abitur im Jahr 1983.

Foto: Hütges

An ihre Schulzeit am Gymnasium erinnert sich Uta Hüsges gut – mitunter liege das daran, dass sie auch heute noch in Nähe der Schule arbeite, sagt die 58-Jährige. In Nähe des Gymnasiums betreibt sie eine Kleingastronomie. Hüsges: „Ich mochte das Gemeinschaftsgefühl sehr, wir waren eine tolle Klasse.“ An eines erinnert sich Hüsges noch genau: „Ich hatte einmal fünf blaue Briefe bekommen.“ Da hätten ihr anschließend viele Mitschüler beim Lernen geholfen. Und auch an die Schulfeste denke sie gerne zurück.

Bis zur zehnten Stufe sei sie sehr gerne in die Schule gegangen – danach weniger. Dies habe auch damit zusammengehangen, dass in den Oberstufen andere Klassen gebildet wurden, denn zu dieser Zeit seien die Jahrgänge sehr stark gefüllt gewesen: „Wir waren sehr viele“, sagt Uta Hüsges.

Das Abitur sei für sie keine einfache Sache gewesen. „Damals hatte ich alles Mögliche außer Schule im Sinn“, erinnert sie sich. „Aber ich habe das Abitur trotzdem geschafft.“ Mit 22 Jahren, im Jahr 1983.

Den Traumberuf Tierärztin hatte sie nach dem Schulabschluss nicht angestrebt – stattdessen studierte Hüsges an der Sporthochschule in Köln. Denn bereits im Sportunterricht habe sie immer mit guten Leistungen gepunktet: „Das war mein Ding.“ Zur Arbeit in der Rehabilitation sollte ihr Weg laut Plan nach dem Studium führen. Zum Abschluss sei es aber nicht gekommen, sagt Hüsges.

 Uta Hüsges

Uta Hüsges

Foto: Hütges

Nach mehreren Aufenthalten in Australien ließ sie sich mit 30 Jahren dort nieder. Später kehrte Hüsges nach Schwalmtal-Waldniel zurück. Eigene Kinder, die das Gymnasium besuchen, habe sie zwar nicht – doch der Tagesbetrieb im Laden lasse sie den Draht zu den heutigen St.-Wolfhelm-Schülern nicht verlieren, da auch viele von ihnen in ihr Lokal kämen. Hüsges: „Den Laden hat meine Mutter gegründet, zur selben Zeit, als auch das Gymnasium St. Wolfhelm entstanden ist.“

Willi Wolters hat sein Abitur zwar am Gymnasium in Mönchengladbach gemacht, vorher war er jedoch Schüler des Gymnasiums St. Wolfhelm in Schwalmtal-Waldniel. Und das zu Zeiten, in denen Unterricht noch deutlich anders verlaufen sei als heute, sagt der mittlerweile 82-Jährige. „Wir hatten Respekt vor den Lehrern“, erinnert sich Wolters.

 Willi Wolters bereitete sich an St. Wolfhelm aufs Abi 1957 vor.

Willi Wolters bereitete sich an St. Wolfhelm aufs Abi 1957 vor.

Foto: Wolters

Eins sei aber auch damals schon gleich gewesen: Über Schulfrei freuten sich alle Kinder und Jugendlichen. „Uns waren einst im Winter die Kohlen für den Kachelofen ausgegangen, da durften wir zu Hause bleiben.“

In seiner 22-köpfigen Klasse seien die Schüler aus den Gemeinden im Umland unterrichtet worden. Gelegenheit, nach der Schule gemeinsam etwas zu unternehmen, habe es kaum gegeben: „Wir wohnten ja alle weit auseinander.“ Umso mehr habe man die Zeit auf Klassenfahrten und in den Pausen genossen.

Selbstverständlich sei der Schulbesuch für ihn nicht gewesen. „Damals musste man ja Schulgeld zahlen“, sagt Wolters. Sein Vater habe für ihn 20, für seine Schwester 18 Deutsche Mark gezahlt. „Das war damals viel Geld.“

 Willi Wolters

Willi Wolters

Foto: Wolters

Eigentlich sei Wolters’ Ziel gewesen, Lehramt zu studieren: „Aber das konnten wir uns nicht leisten.“ Mathe und Latein lagen ihm in der Schule gut, neun Jahre habe er Letzteres gelernt. „Aber ein Gedicht könnte ich in Latein jetzt nicht mehr aufsagen“, sagt Wolters und lacht. Jedoch habe ihm das Lernen und insbesondere die Arbeit mit Zahlen sehr gefallen. „Mein Klassenlehrer hat meinen Vater dann bekniet, dass er mich bitte doch bis zum Abitur in der Schule lassen soll.“

Nach dem Abitur begann Wolters, beim Finanzamt zu arbeiten.

Heute verbringt er die Zeit hauptsächlich mit Reisen, gemeinsam mit seiner Frau, und mit Arbeit im Garten. Seine Tochter und sein Sohn, die mittlerweile beide selbst Eltern sind, haben ihr Abitur am St. Wolfhelm gemacht, zogen aber danach weg.

Anna Lotzmer-Jentges ist in Viersen geboren, die bald 19-Jährige gehört zum jetzigen Abitur-Jahrgang,

Was ihr im Gedächtnis geblieben ist: „Am besten erinnere ich mich an die Feiern, die wir als Schülervertretung organisiert und geplant haben. Sie haben immer viel Spaß gemacht, und es war sehr schön zu sehen, dass es den jüngeren Schülern auch gefallen hat“, sagt die 18-Jährige.

 Anna Lotzemer-Jentgens als Mädchen an. St. Wolfhelm.

Anna Lotzemer-Jentgens als Mädchen an. St. Wolfhelm.

Foto: Lotzemer-Jentgens

An den ersten Schultag an St. Wolfhelm könne sie sich kaum noch erinnern, sie sei damals sehr aufgeregt gewesen. Gut in Erinnerung sei ihr aber der „Kennenlernnachmittag“, als sie ihre neuen Mitschüler und ihre neue Lehrerin kennengelernt habe.

 Anna L.-Jentgens

Anna L.-Jentgens

Foto: Lotzemer-Jentgens

So kurz nach dem Abitur seien alle noch sehr miteinander verbunden. Noch habe man sich nicht so auseinandergelebt wie es wahrscheinlich sein werde, sobald Ausbildunng oder Studium beginnen. „Ich hoffe, dass man sich nicht allzu sehr aus den Augen verliert, zumindest mit einigen noch Kontakt hält“, sagt Anna Lotzmer-Jentgens. Klassentreffen seien natürlich auch geplant. aber das werde wohl noch etwas dauern.

Für sie gebe es nicht eine besondere Erinnerung an die Zeit an St. Wolfhelm: „Ich glaube, es sind vielmehr die vielen verschiedenen Erfahrungen, die jeder auf seine eigene Art und Weise und mit seinen Freunden und Mitschülern erlebt, die für jeden seine Schulzeit zu etwas Besonderem machen. Aber das Schöne an meiner Schule war, dass sie so nah an meinem Zuhause gelegen hat.“ So habe sie Freistunden daheim mit ihren Freunden verbringen können oder rasch etwas Vergessenes holen können.

Was Anna jetzt plant: „Ausziehen und mein Studium beginnen: Sport und Deutsch auf Lehramt für sonderpädagogische Förderung.“ Sie würde gern „nach Beginn den Studiums in einem Vorort von Köln mit meinem Freund zusammenziehen, da er in Aachen studieren wird“.

 Die Erste, die Abitur machen durfte – das war die Klasse von Bernhard Wolf mit zehn Schülern 1969. Bis heute sei er nicht nur mit seinen früheren Schulkameraden, sondern auch mit der Schule eng verbunden, sagt der Arzt (68). „Auch meine beiden Kinder haben dort ihr Abitur gemacht, drei Enkelkinder besuchen das Gymnasium, und zwei werden folgen.“

 Bernhard Wolf gehörte 1969 zum ersten Abitur-Jahrgang.	 Foto: Wolf

Bernhard Wolf gehörte 1969 zum ersten Abitur-Jahrgang. Foto: Wolf

Foto: Wolf

Ganz klar erinnere er sich noch an die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium. „Die Mutter eines Schulfreunds hat uns mit dem Auto hingefahren“, so der gebürtige Borner. „Anschließend habe ich große Angst gehabt, dass ich durchgefallen bin. Ich weiß noch, wie ich mich bei meiner Mutter beklagte.“ Etwa eine Woche später die gute Nachricht: Er durfte auf das Gymnasium.

Als ältestes von sieben Kindern sei er nicht der typische Kandidat für ein Medizinstudium gewesen. „Aber seit meinem Pflegepraktikum 1966 wusste ich, dass ich Arzt werden möchte.“ Mittlerweile hat sein Sohn die Praxis in Niederkrüchten übernommen. „In unserer Klasse gab es viele, die ihre Vorstellungen von damals tatsächlich erfüllt haben.“

An seine Schulzeit erinnere er sich sehr gerne. „Wir sind auch heute noch miteinander befreundet“, sagt Wolf. Auch über mehrere Länder hinweg. „Vor dem Festakt und auch danach treffen wir uns alle, eine Mitschülerin reist aus England an.“ Eine andere Klassenkameradin habe er im Österreich-Urlaub besucht. „Wir haben auch direkt nach dem Abitur einen Verein der ehemaligen Schüler gegründet“, sagt Wolf. Dieser sei in den Förderverein des Gymnasiums übergegangen, dessen Vorsitzender Wolf von 1998 bis 2000 war.

Er erinnere sich gut, dass der damalige Oberstudienrat Achim Besgen (heute 95) ein „phänomenales Gedächtnis“ habe: „Er kennt auch heute noch seine Schüler mit dem Namen.“ Da Bernhard Wolfs gesamte Familie im Umland verwurzelt sei, sei für sie das Abitur an St. Wolfhelm auch „eine Art Tradition“.

 Bernhard Wolf

Bernhard Wolf

Foto: Wolf

Jan Jansen ist vor 27 Jahren in der Kreisstadt Viersen geboren worden. Seit Abitur am St.-Wolfhelm-Gymnasium in Schwalmtal-Waldniel machte er im Jahr 2011. Heute lebt Jansen in Brüggen, studiert und ist verlobt.

Gefragt nach seinen Erinnerungen, die ihn sofort zum Stichwort Schulzeit an St. Wolfhelm einfallen, sagt Jansen: „Am Besten erinnere ich mich an meine Zeit im Schulchor und an die Proben mit unserer Schulband ,Grashalm’.

 Jan Jansen machte 2011 seine Reifeprüfung.

Jan Jansen machte 2011 seine Reifeprüfung.

Foto: Jansen

Von seinem ersten Schultag an der Schwalmtaler Bldungseinrichtung ist ihm insbesondere die Einteilung der einzelnen Klassen in der Schulaula in Erinnerung geblieben. Für Jan Jansen ging es zunächst zum Lernen in die Klasse 5c.

Der Kontakt zu seinen damaligen Mitschülern sei bis heute noch nicht abgerissen, erzählt Jan Jansen. Er halte weiterhin den Kontakt zu seinen Schulfreunden aufrecht, dies seien drei bis vier Leute. An der Schule hätten sich auch sehr schöne feste Freundschaften entwickelt. „Natürlich sind einige Kontakte nicht mehr so wie zu Schulzeiten“, sagt der Brüggener. „Die Zeit mit den Leuten aus meiner Stufe war etwas Besonderes“, meint er rückblickend. Dies gelte insbesondere auch für den Abi-Streich seines Jahrgangs Was ihn auch heute noch begeistert: „Die tollen musikalischen Momente, die ich auf der Schule erleben durfte.“

 Jan Jansen

Jan Jansen

Foto: Jansen

Ursprünglich – so waren zumindest seine Pläne als Abiturient – wollte Jansen Sportphysiotherapeut werden. Doch er orientierte sich in eine andere Richtung: Er habe dann eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen im Vertrieb gemacht. Mitlerweile arbeite er als Vertriebstrainer bei einer Versicherung. „Zusätzlich habe ich den Bachelorstudiengang in Wirtschaftspsychologie absolviert.“ Doch damit ist seine Studienzeit noch nicht beendet: Jan Jansen studiert berufsbegleitend Wirtschaftspsychologie und Beratung.

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