Brüggen Erinnerung an die Juden von Bracht

Brüggen · Klaber, Braun, Wolff, Mayer - das sind die Namen der jüdischen Familien, die einst in Bracht gelebt haben. Die Erinnerung allein reicht einigen Bürgern nicht. Sie wollen sich nun um den jüdischen Friedhof kümmern.

 Der jüdische Friedhof in Bracht am Christenfeld: Es ist ein unter Buchen verstecktes Grundstück im Gewerbegebiet.

Der jüdische Friedhof in Bracht am Christenfeld: Es ist ein unter Buchen verstecktes Grundstück im Gewerbegebiet.

Foto: Busch

"Erinnerungen gegen das Vergessen - Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft." Unter diesen Titel stellte Willy Hauser den jüngsten Abend der Heimatfreunde Bracht, zu dem mehr als 30 Besucher in die Ratsstube kamen. Es ging um die Verfolgung, Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürger in den 1940er-Jahren.

Die Gastreferentin war Vera Gäbler, die als Breyellerin zunächst über die Aktionen in Breyell berichtete. So hatte sie in alten Unterlagen ein Stück Fensterscheibe gefunden, das aus der am 10. November 1938 abgebrannten Synagoge in Breyell stammte. Sie stellte dann Nachforschungen an, wie viele Breyeller Juden deportiert und ermordet wurden.

Dabei hatte sie allerdings mit viel Unverständnis bei ihren Mitbürgern zu kämpfen: "Lass endlich sein, hör auf", hieß es immer wieder. Doch sie setzte sich mit Gunter Demnig in Verbindung, der mit seinen "Stolpersteinen" inzwischen europaweit bekannt ist.

Er hat bis jetzt 22 Stolpersteine in Breyell verlegt - vor Häusern, in denen einstmals jüdische Familien lebten. Dann fand Gäbler in der Gesamtschule weitere Mitstreiter, ebenso in dem Verein "Kindertraum", nachdem sie festgestellt hatte, dass fast die gesamte jüdische Gemeinde vernichtet worden war. Ergebnis ist ein Denkmal aus Metall, das einen Umriss der Synagoge zeigt, davor Mutter und Kind: Dies wurde als "Mahnung gegen das Vergessen" an dem Verbindungsweg zwischen Biether Straße und Josefstraße in Breyell aufgestellt.

Die Brachter, die bis dahin interessiert zuhörten, wurden richtig aufmerksam, als Vera Gäbler den Namen Fritz Klaber erwähnte. Der Viehhändler kam auch oft nach Bracht. Willy Hauser erzählte, dass er mit ihm gerne Skat gespielt hatte. Als seine erste Frau und sein erster Sohn deportiert wurden, emigrierte Fritz Klaber nach Israel zu seinem Sohn Jacques. Dann nannte Vera Gäbler die Namen der drei Familien, die damals in Bracht lebten: Fritz Braun, der mit seiner Frau Erna und seiner Tochter Renate am 11. Dezember nach Riga deportiert und dort ermordet wurde. Auch der Viehhändler Alex Wolff und seine Frau Julie wurden nach Riga gebracht. Die Familie Mayer hatte es noch geschafft, in die Niederlande zu fliehen. In diesem Zusammenhang kam die Frage nach einem jüdischen Friedhof in Bracht auf, von dem die wenigsten wussten. Der ehemalige Bürgermeister Gerhard Gottwald, der neben dem jüdischen Friedhof an der Hochstraße in Brüggen wohnt und diesen pflegt, konnte da berichten: "Es gibt in Brüggen zwei, in Bracht einen jüdischen Friedhof. Dieser liegt am Christenfeld, kaum zu erkennen hinter Zaun und Hecke. Der Gemeindebauhof ist verpflichtet, ihn in Ordnung zu halten, das Land gibt dazu einen Zuschuss. Und zwei Mal im Jahr kontrolliert die Jüdische Kultusgemeinde Düsseldorf den Zustand der Friedhöfe." Da wurden Stimmen laut, dass man sich um diesen Friedhof, auf dem die letzte Beisetzung 1941 stattfand, kümmern sollte. Angeregt wurde, am 9. November einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Ermordung der Juden zu gestalten und anschließend mit Kerzen zum jüdischen Friedhof zu gehen.

(flo)
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