Kreis Viersen Ende der Konzeptlosigkeit

Kreis Viersen · Die SPD im Kreis Viersen hat ihr Wahlprogramm verabschiedet. Die schärfste Kritik entzündet sich an der Wirtschafts- und Sozialpolitik auf Kreisebene. Landrats-Kandidat Bernd Bedronka fordert ein Bündnis für Arbeit.

 Bernd Bedronka fordert für die SPD Landrat Peter Ottmann (CDU) bei der Kommunalwahl am 30. August im Kreis Viersen heraus.

Bernd Bedronka fordert für die SPD Landrat Peter Ottmann (CDU) bei der Kommunalwahl am 30. August im Kreis Viersen heraus.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Genug verwaltet, jetzt wird gestaltet. Mit diesem griffigen Satz ihres Vorsitzenden Udo Schiefner zieht die SPD in den Wahlkampf. Gefackelt haben die Genossen nicht. Nach schwungvollen Reden ihrer Spitzenkandidaten Bernd Bedronka (Landrat) und Günter Thönnessen (Bürgermeister Viersen) verabschiedeten 77 Delegierte im Dülkener "Emporium" das Wahlprogramm — ohne Diskussion.

"Sozial. Demokratisch. Frei." soll es künftig zugehen im Kreis und seinen Gemeinden. In den Mittelpunkt der knapp dreiwöchigen Kampagne stellte Schiefner die Begriffe Arbeit, Familie und (Aus-)Bildung. Die SPD wirft Landrat Peter Ottmann und ihrem politischen Gegner krasses Versagen auf den Kerngebieten der Daseinsvorsorge vor.

Der Kreis sei im nationalen Ranking ins untere Drittel gerutscht, giftete Schiefner. Ehrenamtliche Kräfte würden schamlos ausgenutzt, um eine verfehlte Finanzpolitik zu kaschieren. Es sei unerhört, dann auch noch sozial engagierte Einrichtungen zu Bittstellern zu degradieren.

Bernd Bedronka fordert ein Bündnis für Arbeit, das alle Akteure an einen Tisch bringt. "Dort müssen Konzepte entwickelt und umgesetzt werden". Der Grefrather warf Ottmann vor, zwar viele Berichte einzuholen und dann in Schubladen zu verbannen.

Seit Jahren warte man darauf, dass er sich aktiv um die Zukunft der Krankenhäuser kümmere — nichts geschehe. Thönnessen vermisste einen "Umsetzungsplan" zum Demografiebericht, der nur auf Kreisebene koordiniert werden könne. Die Städte und Gemeinden lasse der Landrat auch dort einmal mehr im Stich. In wirklich wichtigen Dingen würden Bürgermeister nie an einen Tisch geholt, "weil jedes Konzept fehlt".

Besonders scharf gingen die Redner mit der Wirtschaftsförderung (WFG) ins Gericht. An den erfolgreichen Ansiedlungen der jüngeren Vergangenheit in Viersen sei die WFG nicht beteiligt gewesen, ätzte Thönnessen. Er vermisse jede wirtschaftspolitische Initiative des Landrats.

Während sich Venlo auf die Floriade 2012 vorbereite, gefalle sich der Kreis als "Schlafstelle von Dornröschen: Stumm und dumm", stellte Bedronka fest. Die Bilanz der WFG sei verheerend. Es lasse sich nur aufzählen, was sie verpasst und blockiert habe. Daher müsse die WFG "radikal verändert werden in eine Service-Agentur für Wirtschaft". Nur Spott hat die SPD für die Jagdleidenschaft des Geschäftsführers Adolphs übrig, seine Tourismusbilanz sei miserabel.

Bedronka fordert die Beitragsfreiheit für Eltern von Kindergartenkindern. Er plädiert für die Gemeinschaftsschule und für "Häuser des Lernens für ausnahmslos alle Kinder". Dazu müssten aber "Arroganz, Denk- und Handlungsblockaden sowie Abgehobenheit" der Kreisspitze abgeschafft werden. KOMMENTAR

(RP)
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