Viersen Eiserner Rhein: Staatssekretär verunsichert die Viersener Bürger

Viersen · Unklare Äußerungen aus dem Bundesverkehrsministerium schüren die Angst vor endlosen Zügen, die mitten durch die Kreisstadt rollen. Bürgermeister Thönnessen ist "über die Äußerungen entsetzt".

Viele Viersener Bürger sind irritiert, die Anwohner der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Dülken machen sich Sorgen: Im Bundesverkehrsministerium soll es angeblich Gedankenspiele geben, die sich mit einer Schienen-Verbindung vom belgischen Antwerpen über die Niederlande durch Kaldenkirchen und Viersen bis nach Duisburg beschäftigen. "Ich bin entsetzt, dass der vor allem für den Personenverkehr geplante zweigleisige Ausbau der Strecke von Kaldenkirchen nach Dülken jetzt von einem Vertreter des Bundesverkehrsministeriums quasi zum ,geheimen Eisernen Rhein' erklärt worden ist", sagte Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen im Hauptausschuss. "Wenn dieser Ausbau tatsächlich zu einer solchen Planung missbraucht werden sollte, wäre das eine Katastrophe für Viersen und Betrug unserer Bürger." Stein des Anstoßes waren Äußerungen des Staatssekretärs Enak Ferlemann (CDU) auf einer Veranstaltung in Neuss gewesen.

 Seit Jahren wird über die optimale Trassenführung des Eisernen Rheins diskutiert. Ein Ergebnis steht aus.

Seit Jahren wird über die optimale Trassenführung des Eisernen Rheins diskutiert. Ein Ergebnis steht aus.

Foto: Busch

Klare Worte aus Viersen gab es hierzu gestern vom SPD-Fraktionsvorsitzendem Alfons Görgemanns: "Natürlich müssen wir wachsam bleiben und hinterfragen, ob es solche Überlegungen im Ministerium tatsächlich gibt. Tatsache ist aber auch, dass hier schon wieder viel zu kurz gedacht worden ist. Weder die Niederländer noch die Belgier sind über solche Pläne informiert worden. Geschweige, dass sie sich aktuell mit dieser Thematik überhaupt beschäftigt haben." Fakt ist, dass es seit Jahren keine Einigung zwischen Belgiern und Niederländern über einen möglichen Streckenverlauf des Eisernen Rheins durch die beiden Länder gibt.

Das weiß auch Bürgermeister Thönnessen, der selbst mehrfach mit Vertretern von Politik und Verwaltung in dieser Angelegenheit in Berlin und dort im Verkehrsministerium war. "Das ist ein Stück Rosstäuscherei, was hier geschieht", so der Viersener Verwaltungschef. "Sollte sich bewahrheiten, was da plötzlich angedeutet wird, wäre der Ausbau der Zweigleisigkeit für Viersen wie der Wolf im Schafpelz." Über Jahre hat der Bund gegenüber Stadt und Kreis den Ausbau mit einer besseren Nutzung des Personenverkehrs begründet. "Natürlich war auch von einem reibungsloseren Ablauf des Güterverkehrs die Rede", räumt der Bürgermeister ein. Doch der bezog sich auf die von Strecke Rotterdam Richtung Süddeutschland.

Breite politische Unterstützung bekommt Thönnessen auch von allen anderen Parteien im Viersener Stadtrat. "Ich halte jede Variante, die durch die Viersener Innenstadt führt, für völlig undenkbar", sagt CDU-Vorsitzender Paul Mackes. "Einen zweigleisigen Ausbau der Strecke für den Eisernen Rhein zu missbrauchen, wäre eine absolute Frechheit. Das wäre eine grobe Täuschung der Menschen. Ich möchte keine sechs Meter hohe Lärmschutzwand, hinter der mitten durch die Stadt ununterbrochen Güterzüge fahren und die Viersen in zwei Teile schneidet. Die einzige halbwegs verträgliche Variante für die vom Bund gewünschte Verbindung zwischen Ruhrgebiet und dem Seehafen Antwerpen ist die Strecke entlang der Autobahn 52 unter der Umgehung Viersens - und genau dafür werden wir uns als CDU Viersen erneut einsetzen. Die Güter auf die Bahn zu bringen ist richtig, aber nicht um jeden Preis."

(RP)
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