Georg Penker Einen Treffpunkt schaffen - vor allem für Schüler

Viersen · Architekt Georg Penker plante zu Beginn der 1970er-Jahre die Viersener Fußgängerzone. Nach langer Zeit kehrte er zurück und schaute sich an, was aus der Fußgängerzone geworden ist.

 Georg Penker an der Stelle, an der früher der "Monte" war.

Georg Penker an der Stelle, an der früher der "Monte" war.

Foto: Esser

Viersen Der Landschaftsarchitekt Georg Penker, 89, plante 1972/73 die Viersener Fußgängerzone. Bis vor einem Jahr unterhielt er noch sein Büro in Neuss. Im November 2014 besuchte er nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder sein begehbares Bauwerk - gemeinsam mit dem Autor.

Wie verlief der Prozess, bis mit dem Bau der Fußgängerzone begonnen werden konnte?

Georg Penker Es gab einen Wettbewerb und den haben wir gewonnen. Unser Entwurf hatte neben den Elementen, die Sie heute noch sehen, zunächst auch kleine Wassergräben vorgesehen, denn wir befinden uns nah an Holland mit seinen Grachten. Diese Idee war schick und hatte viele Befürworter, aber auch Gegner. In Viersen gab es ein kritisches Bürgertum, welches die Planung - es war ja auch eine der ersten Fußgängerzonen im Rheinland - genau verfolgte. Dass es diese "Grachten" nicht gibt, war sein Verdienst und auch, dass wir die Mulde vor Woolworth, den sogenannten "Viersener Trichter", flacher machen mussten. Heute muss ich sagen, dass es gut war, dass die Grachten nicht verwirklicht wurden, denn Wasser muss konstant sauber gehalten werden, außerdem gab es noch Schwierigkeiten mit der Breite, weil die Feuerwehr durchfahren können musste. So wie es jetzt ist, sieht es auch gut aus.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine "Spiel- und Diskutierpyramide" - so hieß es im Entwurf - auf den Lindenplatz zu bauen?

Penker Die Gesamtidee war, dort wo Straßen die Fußgängerzone kreuzten oder in sie einmündeten oder wo Plätze waren, Schwerpunkte zu setzen. So kam es zum "Viersener Trichter", zur Säule vor der Sparkasse, die schon vorhanden war, die wir aber versetzt haben, und eben auch zum "Monte". Auf dem vorhandenen Parkplatz wollten wir, da die Schule in der Nähe war, einen Treffpunkt schaffen, vor allem für die Schüler. Und im Laufe der Planungen entstand dann die Idee dieser sich hochwindenden Spirale als Kommunikationspunkt. Das fanden wir gut und sie wurde auch gut angenommen.

Ab Ende der 1970er Jahre gab es viel Streit um den "Monte", Anwohner beschwerten sich über die Jugendlichen et cetera. War das abzusehen?

Penker Nein, das konnten wir nicht voraussehen, aber ich stehe nach wie vor zu der Idee des Kommunikationspunktes, vor allem weil er für die jungen Leute so interessant war. Wo gibt es denn heute noch so etwas? Und auch damals gab es das nur in Viersen.

Schließlich kam es 1996 zum Abriss des "Monte". Das war ein schwerwiegender Eingriff in ihre Gesamtkonzeption der Fußgängerzone. Musste man Sie da nicht fragen?

Penker Nein, aber aus Anstand hätte man das machen sollen. Ich sehe heute zum ersten Mal diesen Pavillon. Ich glaube, das hätte sich anders regeln lassen, aber Sie wissen ja, wenn man etwas weghaben will, weil es politisch hochgekocht ist, dann passiert das auch.

Was halten Sie von diesem - immerhin runden - Pavillon?

Penker Furchtbar. Es ist keine gute Architektur und keine gute städtebauliche Lösung. Klarer Minuspunkt!

Und von der Fußgängerzone heute, mehr als 40 Jahre nach ihrem Bau?

Penker Im Vergleich zu anderen Fußgängerzonen, die wir geplant haben, sieht sie wirklich ordentlich aus. Und der Bodenbelag ist auch noch gut in Schuss. Vor circa zwanzig Jahren gab es einen zweiten Wettbewerb, zur Verschönerung der Fußgängerzone, da hatte mich die Stadt als einen der Preisrichter vorgeschlagen. Sie wollten Bäume fällen, um Lücken für Kioske zu schaffen et cetera. Das wurde dann aber nicht ausgeführt, schließlich hat man nur die Beleuchtung verbessert. Wenn man darauf achtet, dass nicht zu viele Geschäfte ihre Auslagen auf die Straße stellen, dann wäre das gut. Viele Händler in Fußgängerzonen übertrumpfen sich in Hässlichkeiten. Das sollte man regulieren. Zwischen 1990 und 1992 haben wir übrigens noch den Remigiusplatz umgestaltet, das war eine schöne Arbeit. Das Problem war, dass der Platz durch Bombardierungen im Krieg größer geworden war. Wir haben dann mit einer Säulenreihe versucht, symbolisch die alte Häuserkante wieder herzustellen, so dass sich der Platz in seinen historischen Dimensionen zeigte.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE TORSTEN ESSER.

(RP)
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