Viersen Eine Zeitreise durch die Kultur

Viersen · Von der Viersener Fest- über die Beethovenhalle zur Frauenkirche – der frühere Oberstadtdirektor Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken sprach gestern in der Festhalle über interessante Aufgaben in spannenden Zeiten.

 Im Alter von 33 Jahren kam Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken 1959 als Oberstadtdirektor nach Viersen, gestern sprach er zum Auftakt des Jubiläums "100 Jahre Festhalle" in der Kreisstadt.

Im Alter von 33 Jahren kam Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken 1959 als Oberstadtdirektor nach Viersen, gestern sprach er zum Auftakt des Jubiläums "100 Jahre Festhalle" in der Kreisstadt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Von der Viersener Fest- über die Beethovenhalle zur Frauenkirche — der frühere Oberstadtdirektor Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken sprach gestern in der Festhalle über interessante Aufgaben in spannenden Zeiten.

Im Jahr 1959, als der damals 33-jährige Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken nach Viersen kam, dirigierten in der Festhalle Sir Thomas Beecham, Jean Martinon und Eugen Jochum. In "Viersens guter Stube", die in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, traten in dieser Zeit die bedeutendsten europäischen Orchester mit den prominentesten Dirigenten auf. Dafür hatte vor allem Kaldenkerkens Amtsvorgänger Dr. Carl Schaub gesorgt.

Aber, so sehr der frühere Oberstadtdirektor und Kulturdezernent das beachtliche Kulturleben, das er in Viersen antraf, zu genießen und weiterzuentwickeln verstand, so wenig konnte und durfte er sich auf den Lorbeeren anderer ausruhen. In Viersen warteten neue Aufgaben auf ihn. Hierüber und über andere Herausforderungen seiner langen, erfolgreichen Berufskarriere sprach van Kaldenkerken gestern auf Einladung des Viersener Vereins für Heimatpflege im Ernst-Klusen-Saal der Festhalle in der Reihe "Persönlichkeiten aus Viersen" zum Auftakt des Jubiläums "100 Jahre Festhalle". Zum Schwerpunkt seiner Arbeit wurde eine weitreichende Strukturreform: die Zusammenlegung der Gemeinden Viersen, Süchteln und Dülken einschließlich Boisheim zur neuen Kreisstadt Viersen.

Da saß er erst mal zwischen allen Stühlen. Die Viersener wollten die Kreisfreiheit nicht aufgeben, Viersens Nachbarstädte legten auf eine Eingemeindung keinen Wert und das Land wollte Viersen an Mönchengladbach angliedern. Aber zäh und beharrlich überzeugte Kaldenkerken seine Kontrahenten, dass nach dem Zusammenbruch der Textilindustrie innerhalb der damaligen Strukturen eine finanzielle Gesundung Viersens nicht möglich gewesen wäre. Die Entwicklung lief nicht ohne Reibungen ab, erreichte aber das von ihm angestrebte Ziel. Wer solche Leistungen in jungen Jahren schafft, der empfiehlt sich für (noch) höhere Aufgaben. Bewerbungen brauchte Kaldenkerken allerdings nie zu schreiben. Seine beruflichen Karrieresprünge begannen stets mit einer telefonischen Anfrage an ihn: "Könnten Sie sich vielleicht vorstellen, bei uns als ...?" Kaldenkerken wurde nacheinander Chef der "Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung" und Oberstadtdirektor von Bonn. Dort gehörte auch "die Schwester der Festhalle", die Beethovenhalle zu seinen Aufgaben.

Statt mit Mitte 60 in den Ruhestand zu wechseln, wurde er Sozius einer Bonner Anwaltskanzlei. Doch schon bald kam wieder ein Anruf: Nach Berliner Mauerfall und Wiedervereinigung brauchte man seine Erfahrung für die neuen Entwicklungen in Dresden — von der Beratung des OB bis hin zur Leitung des Wiederaufbaus der Frauenkirche. 2006, mit 80 Jahren, entschloss sich der sympathische frühere Viersener Verwaltungschef dann aber doch, seinen Ruhestand zu beginnen. Seinen ersten Wohnsitz hat er heute in Dresden. Vor einem halben Jahr erhielt er einen Anruf von Dr. Albert Pauly: "Könnten Sie sich vielleicht vorstellen, bei uns in Viersen...?" Das Ergebnis des Anrufs war ein spannender, informativer Vortrag, in dem persönliche Lebens- und allgemeine Zeitgeschichte in unterhaltsamer Weise miteinander verbunden waren.

(-tr)
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