Viersen Eine Premiere an der Nähmaschine

Viersen · Redaktionsmitglied Marcel Kleifeld umgeben von lauter Frauen: In einem Kursus des Katholischen Forums hat er sich erstmals an Nadel, Stoff, Faden und Maschine gewagt. Es war ein Selbstversuch mit Hindernissen.

 Der große Moment: Marcel Kleifeld aus der RP-Redaktion näht erstmals mit einer Nähmaschine. Kursus-Leiterin Susanne Danners begutachtet seinen Versuch und unterstützt ihn.

Der große Moment: Marcel Kleifeld aus der RP-Redaktion näht erstmals mit einer Nähmaschine. Kursus-Leiterin Susanne Danners begutachtet seinen Versuch und unterstützt ihn.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Also los. Mit dem Fuß langsam das Gaspedal drücken. Nichts passiert. Dann eben noch mehr Gas. Langsam rattert die Maschine los. Tack. Tack. Tack. Dann schneller. Tacktacktacktack. Wie von alleine bewegt sich der Stoff. Ich brauche gar nichts weiter zu machen. Nur sanft den Stoff führen. Ich nähe. Tatsächlich. Susanne Danners ist erstaunlicherweise angetan. "Sie machen das sehr gut. Sie werden heute bestimmt noch fertig", sagt die Kursus-Leiterin. Ihr Optimismus ist bewundernswert. Da weiß sie noch nichts von den Problemen, die auf mich warten sollten.

Anfangs weder Stoff noch Ahnung

Es ist ein Mittwochabend im Katholischen Forum an der Rektoratstraße. Zeit für den Nähkursus. Fast ein Dutzend Frauen trifft sich wie jede Woche um 19 Uhr im Konferenzraum zwei. Sie nähen Decken, Mützen, Jacken oder Kostüme, meistens für ihre Kinder. Ich nähe gar nicht — eigentlich zumindest. An diesem Mittwoch fange ich damit an.

Ich stehe zwischen Nähmaschinen und Frauen. Die bestens gelaunten Nähfreundinnen fangen direkt an. Christiane Münster macht sich an eine Tunika für ihre Tochter. Ich habe weder Faden noch Stoff — noch Ahnung. Ich warte, aber nicht alleine. Diana Förster braucht bei ihrer Mütze auch Hilfe. "Ich kann zwar basteln, aber nicht nähen", sagt sie. Geht mir ähnlich. Die stets hilfsbereite Susanne Danners unterstützt uns und stattet mich aus. Ich nehme mir ein Säckchen vor, das aus zwei einzelnen Säckchen mit verschiedenem Stoff besteht.

Ich verliere schnell den Faden

Ich befestige ein Schnittmuster mit Nadeln auf kariertem Stoff. Das klappt nicht. Ich piekse mich. Keine Schwäche zeigen. Schnell hochschauen. Niemand beachtet mich. Mein Fauxpas bleibt unbemerkt. Mit ein bisschen Geduld löse ich das Nadel-Hindernis. Dann schneide ich den Stoff aus. Das Prozedere wiederhole ich mit gepunktetem Stoff für den inneren Teil des Säckchens.

Jetzt geht es endlich an die Nähmaschine. Susanne Danners weist mich ein: Webekante, Schnittlänge, Unterfaden, Oberfaden. Ich verliere den Faden. Sie stellt mir alles ein. Dann mal mit dem Fuß auf das Pedal. Ich suche nach den beiden anderen Pedalen — für Bremse und Kupplung.

Irgendwas verhakt sich dauernd

Während sich die Frauen über Merci-Schokolade, Kinderkleidung und gelegentlich auch ihre Männer unterhalten, nähe ich eine Seite des zukünftigen Säckchens. Stoppen, Nadel raus, nähen, nächste Nadel raus. Bis es nicht mehr weitergeht. Irgendetwas hat sich verhakt. Ein hilfloser Blick. Susanne Danners löst das Malheur. Wenn ich ihr Fragen stelle, amüsieren sich die Frauen über mich.

Ich nähe weiter, aber nur kurz. Wieder das gleiche Problem. Ich möchte das aus eigener Kraft schaffen und ziehe an allen möglichen Fäden, schneide sie durch. Nach zehn Minuten geht es immer noch nicht weiter. Da hilft auch das Pedal nicht. Erneut hilft mir die sympathische Kursus-Leiterin. Der Oberfaden hat sich gelöst.

Wer an Fußball denkt, vernäht sich

Also weiternähen, sogar mit Festsetzen an Nahtanfang und -Ende. Bei einer der unteren Ecken übernimmt Susanne Danners, die andere nähe ich selbst. Beide Säckchen-Teile bügele ich glatt. Bügeln kann ich zum Glück ganz gut. Die Frauen sind angetan von meiner Arbeit. "Sie haben wirklich Talent", lobt Susanne Danners. Carina Giesen sagt: "Das sieht doch sehr gut aus."

Beim Zusammennähen beider Teile passe ich nicht auf. Ich denke an den Rückrunden-Start der Fußball-Bundesliga, aber nicht ans Nähen. Prompt nähe ich die Säckchen nicht nur oben, sondern auch in der Mitte zusammen. Klasse. Susanne Danners schreitet lachend ein. Sie korrigiert. Im zweiten Versuch passe ich besser auf.

Zufrieden mit dem Ergebnis

Es ist inzwischen Viertel nach neun, Kursus-Schluss für heute. Mein Säckchen ist noch nicht fertig. "Wenn Sie nicht fertig werden, müssen Sie nächste Woche wieder kommen", sagt Carina Giesen. Sie geht und ruft mir zu: "Dann bis nächste Woche." Auch alle anderen Teilnehmerinnen sind schon weg.

Trotz schwindender Motivation möchte ich nicht ohne den Klettverschluss an meinem neuen Accessoire nach Hause gehen. Ich setze zum finalen Nähzug an — und werde gleich unterbrochen. Der Unterfaden ist leer. "Oh nein, so kurz vor Schluss", fühlt Susanne Danners mit mir. Sie wechselt schnell den Faden und näht das Säckchen fertig. Die Expertin ist zufrieden mit dem Ergebnis, ich eigentlich auch.

Mitte Februar beginnen die K.-o.-Spiele der Champions League. Mittwochs werde ich einen Teil der ersten Halbzeit meist verpassen. Ich gehe jetzt immer nähen.

(RP)
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