Viersen Ein virtuoser Schlagzeuger im Kammerkonzert

Viersen · Simone Rubino begeisterte in der Festhalle Viersen das Publikum bei seinem Kammerkonzert mit Bach und Moderne

 Konzentriert blickt der in Turin geborene Perkussionist Simone Rubino auf seine Instrumente.

Konzentriert blickt der in Turin geborene Perkussionist Simone Rubino auf seine Instrumente.

Foto: Rubino

Nur mit zwei Trommel-Schlegeln begann das zweite Kammerkonzert. "Asventuras" von Alexej Gerassimez war ausschließlich für kleine Trommel geschrieben. Auf der wurden dann aber immer neue klangliche Abstufungen hörbar. Die Töne wurden mit den Schlegeln, mit den Händen, auf dem Fell und auf den Rändern erzeugt. Der 1993 in Chivasso (Turin) geborene Simone Rubino demonstrierte einem staunenden Publikum, dass er sowohl in der bewussten Beschränkung auf ein Schlaginstrument als auch in der Beherrschung vieler Perkussionsinstrumente über eine großartige Virtuosität verfügt.

Der Abend wurde zu einer Demonstration klanglicher Vielfalt und raffinierter Rhythmen. Vorgestellt wurden, mit einer Ausnahme, Werke von Komponisten, die im 20. Jahrhundert geboren wurden. Die Ausnahme war Johann Sebastian Bach. Zwar war es zu dessen Zeiten noch nicht üblich, Kammermusikwerke für Schlagzeug zu schreiben. Aber eine Transkription der dritten Suite für Cello solo für Marimbaphon klang bezaubernd, zumal der Spieler gleichzeitig auf seinem Instrument einen Basso Continuo beizusteuern hatte. Rubino spielte die Bach-Komposition sensibel, mit differenzierter Dynamik und mit einem Hauch Romantik.

Fast eine kleine Treppe aus Holzblocks wurde - im ständigen Wechsel mit Bongos und anderen Perkussionsinstrumenten - in "Rebonds B" eingesetzt. Das stammte aus der Feder des Franzosen mit griechischer Abstammung Iannis Xenakis. Auch wenn seine Komposition mathematische Kompositionsprinzipien einbezieht, wirkt sie nicht berechnend, sondern steckt voll mitreißender Vitalität. Und da war Rubino ganz in seinem Element. Moderne Technik kam in Kompositionen von Bruce Hamilton ("Interzones for Vibraphon and Tape") und Casey Cangelosi ("Bad Touch") ins Spiel. Jetzt musste der Schlagzeuger live zu Halb-Playback und Computer-Samples agieren. Das machte er meisterhaft. Aber er bekannte dem Publikum auch, was ihm dabei nicht so ganz gefiel: Er hatte sich nach den Maschinen zu richten. Ein Zusammenspiel mit lebendigen Menschen sei reizvoller.

Dazu bekam Rubino Gelegenheit in "Frozen in Time". Das 2007 uraufgeführte Werk des 1975 geborenen israelischen Komponisten Avner Dorman wurde ursprünglich für Schlagzeug-Solo mit großem Sinfonieorchester geschrieben. Inzwischen liegt auch eine Fassung vor, die die Orchester-Partitur auf zwei Klaviere verteilt. Zusammen mit den beiden Pianisten Fabio Cerroni und Alexey Zuev gelang Rubino eine fesselnde Aufführung.

Zu den Lehrern Rubinos gehört der mit 54 Jahren viel zu früh verstorbene Peter Sadlo, der auch in Viersen ein gern gesehener Gast war. Ihm widmete Rubino nach begeistertem Beifall die Zugabe und beendete den Abend mit einem besinnlichen, auf der Marimba einfühlsam gespielten Choral.

(RP)
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