Viersen Ein Tag für die Kinder

Viersen · Der 23. April ist in der Türkei ein Feiertag: "Internationales Kinderfest". Zu der langen Tradition dieses Tages gehört es, dass Kinder aus aller Welt gemeinsam feiern – in Viersen an zwei Plätzen zur gleichen Zeit.

Gleich zwei internationale Kinderfeste gab es am Karsamstag in der Kreisstadt. Das hatte weniger mit dem da noch bevorstehenden Osterfest zu tun, als viel mehr mit dem Datum: 23. April. An diesem Tag trat das erste türkische Parlament zusammen. Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk erklärte ihn 1920 zum Tag der Kinder. Seit 1979 trägt er den erweiterten Titel "Internationales Kinderfest".

Zu diesem Tag werden nicht nur Kindergruppen aus aller Welt zu Veranstaltungen in die Türkei eingeladen. Türkische Vereinigungen rund um den Globus feiern ebenfalls. "Das ist ein Fest nur für die Kinder", sagt Cafer Karapicak. Er spricht für das Deutsch-türkische Bildungszentrum (DTBSZ) und den türkischen Elternverein (VITEV). Die beiden Organisationen haben Stände und Hüpfburg auf dem Sparkassenvorplatz aufgebaut.

Ihre Zelte wirken ein wenig wie eine Wagenburg, viele Passanten eilen vorbei, ohne überhaupt wahrzunehmen, was hier stattfindet. Karapicak schaut auf das gute Dutzend Kinder, das eine Stunde nach dem Beginn des Festes auf dem Platz unterwegs ist. Viele, sagt er, werden zur Moschee gehen, wo das Fest eine viel längere Geschichte hat. Dort sei es immer sehr voll. Man verstehe sich nicht als Konkurrenz, nur reiche der Platz an der Süchtelner Straße eben nicht für eine gemeinsame Veranstaltung: "Alle Vereine wollen feiern."

Kurze Zeit später vor der Moschee, wo das Fest eine Stunde später begann. Fuat Arslan, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, der die Feier ausrichtet, blickt zufrieden über den gut gefüllten Platz. Mit der Veranstaltung vor der Sparkasse habe man nichts zu tun, sagt er freundlich. Da steckten die Grauen Wölfe dahinter, sagt er, Mitglieder einer rechtsradikalen türkischen Partei. "Wir sind ein religiöser Verein", erklärt Arslan, "bei uns ist unabhängig von einer Partei jeder willkommen."

Gemeinsames der Religionen

Imam Ali Kilickeser steht auf der Bühne, gemeinsam mit einer Gruppe Kinder in roten T-Shirts mit dem Halbmond. Er hält eine kurze Rede, erinnert daran, wie wichtig Kinder sind. Anschließend werden erst die türkische und dann die deutsche Nationalhymne gesungen. Ozan Atakani (SPD), Viersens zweiter stellvertretender Bürgermeister, nutzt die Vorteile seiner Herkunft, begrüßt die Gäste in zwei Sprachen. Uwe Schummer, CDU-Bundestagsabgeordneter, ist gekommen, spricht über die gemeinsamen Grundlagen der Religionen.

Der Vorstand des Integrationszentrums stellt sich und seine Arbeit vor, betont, es gehe nicht nur um deutsch-türkische Verständigung. Der Kreissportbund hat im Keller der Moschee einen Bewegungsparcours aufgebaut, wirbt für die über die Nationen hinaus gehende einigende Kraft des Sports. Dann gehört die Bühne wieder den Kindern. Tanzvorführungen aus aller Welt, Gedichte und Gesang erfreuen die vielen Besucher. Bei den Nachbarn hatte man vorab, wie jedes Jahr, um Verständnis geworben, falls es etwas lauter werden sollte.

(RP)
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