Viersen Ein Musikabend rund um Albert Vigoleis Thelen

Viersen · "Dort, wo die Niers ihre schlammige Flut durch Wiesen windet und wälzt..." Was sich hier im "Süchtelner Stadtlied" auf den ersten Blick liest wie Heimat-Pathos, entpuppt sich dann als aufschlussreiches Dokument der literarischen Wurzeln von Albert Vigoleis Thelen. Der 1903 in Süchteln geborene Dichter hatte das Lied als 23-jähriger getextet; Karl Seepe steuerte die Melodie bei. Zu Vigoleis' 114. Geburtstag war die "Süchteln-Hymne" jetzt in einer authentischen Live-Aufführung zu hören.

Mehrstimmig füllte der Vortrag der "Vigoleis Choristen" die beiden gut besetzten Säle der Villa Marx. Hinter dem neuen Namen verbarg sich ein Ensemble des Kirchenchors von St. Clemens, geleitet vom Kantor Bernd Cuypers. Überhaupt hatten die drei Veranstalter - der Viersener Verein für Heimatpflege, die Buchhandlungen Doetsch und die Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek - diesmal für musikalische Umrahmung gesorgt. Das Viersener Gitarren-Trio (Walter Frasch, Herbert Hähnel, Ottmar Nagel) erinnerte mit Melodien des spanischen Komponisten Isaac Albéniz daran, dass die leidvolle Emigrations-Odyssee des Ehepaares Thelen in Spanien begann.

Das Süchtelner Stadtlied lässt natürlich noch nicht in allem den späteren, typischen Thelen erkennen, den ironischen, selbst- und gesellschaftskritischen Autor. Aber schon deutlich, legte Professor Joseph Anton Kruse überzeugend dar, zeigt sich Thelens poetisches Talent. Thelen, so der frühere Leiter des Heinrich-Heine-Gesellschaft, fußt hier noch ganz in der literarischen Romantik, vergleichbar etwa einem Clemens Brentano. Schon in jungen Jahren wusste er, wie man Sprache zum Klingen bringt. Kruse richtete den Blick vor allem auf Thelens zweiten Roman. "Der schwarze Herr Bahßetup" erschien nach der "Insel des zweiten Gesichts" . Er hat wenig Handlung und steckt voller Gedankensprünge. Ähnlich assoziativ ging auch Kruse bei seinem Vortrag vor.

(gho)
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