Ein Mann zwischen Krippe und Kochtopf

Brüggen · An sein erstes Weihnachtsfest als Azubi mit 19 Jahren erinnert sich Jens Dreher noch sehr gut: "Ich machte meine Ausbildung in Hamburg, kannte aber noch niemanden. Und zu meinen Eltern nach Hagen konnte ich an Heiligabend auch nicht fahren."

Ihm blieb ein leeres Zimmer, ein einsamer Abend vor dem Fernseher - von dem Wunder der Weihnacht war da wenig zu spüren.

Das ist in diesem Jahr vollkommen anders. Denn Jens Dreher (33), der im Juni die Traditionsgaststätte "Haus Strötges" in Born übernommen hat, erlebt jetzt sein erstes Weihnachtsfest im eigenen Restaurant. Und das Wunder der Weihnacht erfährt er ebenfalls. Sein persönliches Wunder heißt Luke, ist drei Monate und vier Tage alt. "Weihnachten als Papa - das ist schon etwas anderes", sagt der 33-Jährige mit einem glücklichen Lächeln.

Während am heutigen 24. Dezember der heilige Abend gefeiert wird, haben Jens Dreher und seine Familie das große Fest bereits erlebt. "Wir feiern immer am 23. Dezember, fahren dann zu meinen Eltern nach Hagen", erzählt er. Dort komme die Familie zusammen, um 18 Uhr gibt es die Bescherung, dann werde gegessen, eher getafelt. Mal seien es bis zu neun Gängen mit korrespondierenden Weinen gewesen. "Aufwändiges Essen gehört bei uns dazu. Einmal gab es derart viele Gänge, dass der Hauptgang erst um zwei Uhr nachts auf den Tisch kam", erinnert sich Dreher.

Die Herausforderung des Weihnachtstrubels liegt noch vor Jens Dreher und seinem Team im "Haus Strötges" - das sind der erste und zweiten Weihnachtstag. Wie viele Gastronomen erwartet auch Dreher an diesen beiden Tagen zahlreiche Gäste. "In der Gastronomie beginnt man eigentlich schon im Sommer mit den Vorbereitungen für Weihnachten", sagt er. Gekocht wird noch nicht, wohl aber geplant, was zubereitet und serviert werden soll. Denn alles, was in Topf und Pfanne kommt, muss zuvor ausgesucht, bestellt und gekauft werden.

Auch Jens Dreher hatte sich einen Plan für die Weihnachtstage gemacht - frisches Wild wollte er seinen Gästen kredenzen. Er nahm Kontakt zu diversen Jägern auf, suchte nach jemandem, der ihn mit frischem Fleisch beliefern könnte. Als er ihn gefunden hatte und bestellen wollte, hörte er nur:: "Alles schon weg." Dass der Borner Gastwirt zu spät dran war, merkte er bald: "Die Preise für den Rehrücken hatten sich verdoppelt", erzählt er. Eingekauft hat Jens Dreher sein Reh trotzdem. Und bereitet jetzt für das Feiertagsmenü unter anderem als Hauptgang "Zweierlei von Reh" zu. Seine Ausbildung als Koch absolvierte der jetzt 33-Jährige im "Tafelhaus" von Christian Rach, bekannt als Restaurant-Tester bei RTL. Danach arbeitete Dreher in anderen Häusern in Hamburg, doch die Verbindung zu Rach blieb bestehen: In Rachs "Slowman" war Dreher als Restaurantleiter tätig, bevor er für fünf Jahre in eine leitende Position woanders wechselte. Den Wunsch, sich mit einem eigenen Restaurant selbstständig zu machen, hatte auch Jens Dreher - so, wie viele seiner Kollegen. Am Niederrhein, wo bereits seine Schwester wohnte, fand er die Möglichkeit, ihn zu erfüllen. Im Sommer 2016 übernahm er das Ausflugslokal "Haus Strötges" und zog nach Bracht.

Hinter ihm liegt eine aufregende Zeit: "Mit vielen Plänen und viel zu wenig Zeit", meint er lachend. Doch er ist überzeugt, dass sein erstes Weihnachtsfest im eigenen Restaurant "zwar stressig, aber dennoch angenehm" wird.

Das Weihnachtsfest 2015 sei sehr stressig gewesen, damals als Service-Betriebsleiter in Hamburg. "An Heiligabend gab es eine große Party. So groß, dass die letzten Gäste bis 8, 9 Uhr feierten", erinnert er sich. Kaum seien sie weg gewesen, sei das Reinigungspersonal angerückt. Um 12 Uhr wurden schon die Gäste für den Brunch erwartet. "Während die Ersten ihre Platz einnahmen, habe ich schnell eine übrig gebliebene Bierflasche aus dem Regal geräumt", erinnert er sich.

Das wird ihm im eigenen Lokal nicht passieren

(busch)
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