Band aus Viersen-Dülken Ein Lied für eine besondere Frau

Viersen · Die in Dülken beheimatete Band Egoecho hat einen Song für eine junge blinde Frau komponiert. Der WDR filmte die Entstehung. An diesem Donnerstag wird „Sing mich! Ein Lied fürs Leben“ im Fernsehen gezeigt.

 Franziska Fleitmann (Mitte) hört den Song, der ihre Geschichte erzählt.

Franziska Fleitmann (Mitte) hört den Song, der ihre Geschichte erzählt.

Foto: WDR/Claus Langer

„Ich sehe dich schon, aber auf meine Weise“ – der Refrain, der aus den Boxen im Dülkener Probenraum der Band Egoecho erklingt zaubert auf die Gesichter von Felix Ehren, Christopher Janowski, Carlos Gottberath und Roland Bartsch ein Lächeln. „Ich weiß noch, als du ganz spontan diesen Satz gesagt hast. Wir wussten in dem Moment alle, dass wir den ersten Riff hatten“, sagt Gottberath und blickt zu Ehren hinüber, dem diese Textpassage zu verdanken ist.

Eine Passage für ein ganz besonderes Lied und für einen ganz bestimmten Menschen. Die fünf Musiker von Egoecho haben nämlich ein Lied für Franziska komponiert. Die Düsseldorferin ist eine junge Frau, die an Morbus Stargardt erkrankt und dadurch erblindet ist. „Eigentlich hat alles damit angefangen, dass wir vor einem halben Jahr unseren Song ,Superheld’ bei ,Szene im Westen’ bei WDR2 eingereicht haben, genommen wurden und Wochensieger geworden sind“, sagt Ehren. Dabei werden Songs von jungen, noch unbekannten Bands im Radio gespielt.

 Die Band Egoecho aus Dülken spielt bei einem Konzert vorab den Song, der die Geschichte von Franziska Fleitmann (kleines Bild) erzählt.

Die Band Egoecho aus Dülken spielt bei einem Konzert vorab den Song, der die Geschichte von Franziska Fleitmann (kleines Bild) erzählt.

Foto: WDR/Claus Langer

Der WDR wurde auf die Band aufmerksam und wählte Egoecho für die Produktion „Sing mich! Ein Lied fürs Leben“. Eine ausgewählte Band erhält dabei Kontakt zu einem besonderen Menschen, wobei der WDR diesen Kontakt begleitet und daraus einen Film produziert.  Ehren und Janowski lernten dann Franziska kennen, die in Dortmund Sonderpädagogik studiert. „Franziska musste zu dieser Zeit ein Praktikum in Köln absolvieren und unsere Aufgabe war es, mit ihr den Weg dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu trainieren. Danach haben wir uns mit ihr und ihrem Freund getroffen und zusammen gekocht“, berichtet Ehren.

Auf diesem Weg lernte die Band Franziska kennen und der WDR filmte. „Wenn man ein Lied für einen Menschen schreibt, muss man ihn kennen, damit das Lied auch später wirklich passt“, betont Gottberath. Schnell war klar, Franziska wollte keinen melancholischen Song, sondern vielmehr einen der aufbaut. „Sie sagte, sie wollte einen Song, der ihr an blöden Tagen hilft“, sagt Janowski.

Im Dülkener Probenraum setzten sich die fünf Musiker zusammen und machten sich gemeinsam ans Texten und Komponieren.  Der Song „Ich seh dich“ entstand. Er wurde auch selbst aufgenommen. Die Band verfügt über ein entsprechendes Studio. Der WDR war in dieser Zeit ebenfalls kontinuierlich mit der Kamera vor Ort. Insgesamt wurde über einen Monat lang gefilmt. „Für uns war es das erste Mal, dass wir unter Zeitdruck texten und komponieren mussten. Normalerweise lassen wir uns mit unseren Liedern immer Zeit. Aber es war ein positiver Stress“, sagt Ehren.

Dass ihr Song bei Franziska, ihrer Familie und ihren Freunden voll ins Schwarze getroffen hat, wissen die Musiker indes bereits. Es gab in einer kleinen Düsseldorfer Konzerthalle ein Vorabvorstellung von „Ich seh dich“. Es flossen vor Rührung Tränchen und alle waren sich einig, dass das Lied ein Volltreffer geworden ist.

In der heutigen Formation spielt die Band, deren Musiker aus Düsseldorf, Kempen, Wankum und Duisburg kommen, seit zwei Jahren zusammen. Die fünf Musiker im Alter von 32 bis 39 Jahren betreiben die Musik als Hobby. Das soll auch so bleiben sind sich die beiden Lehrer, der Physiotherapeut, der Mediengestalter und der Dr. im Biologie-Ingenieurwesen einig. Die fünf möchten die Musik allerdings intensivieren und noch mehr auf Veranstaltungen spielen. Bislang haben sie eine EP mit fünf eigenen Songs herausgebracht. Neben „Superheld“ gibt es so „Auf und davon“, „Feuer frei“, „Beste Version“ und „Letztes Bett“.

An diesem Donnerstag läuft bei allen fünf Bandmitgliedern daheim das gleiche Fernsehprogramm. „Unser Bassist Jan Mündges ist zwar im Urlaub. Aber auch er guckt heute Abend Fernsehen“, sagt Bartsch. Die Band hat sich indes schon jetzt vorgenommen den Film noch einmal in aller Ruhe gemeinsam über die Mediathek vom WDR anzusehen. Ansonsten bestimmten derzeit die Proben für ihre Auftritte im neuen Jahr das Geschehen im Dülkener Probenraum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort