Brüggen Ein Lebenswerk in Miniaturen

Brüggen · Der Brachter Johannes Bongartz fertigte landwirtschaftliche Geräte im Modell-Maßstab 1:10. Erstmals zeigte er sie in der Brachter Mühle, wo sie auch zukünftig der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

"Diese Wannmühle steht bei uns im Original", erzählt "Müller" Rolf Jansen stolz und zeigt mit der einen Hand auf das Modell im Maßstab 1:10 in der Vitrine und mit der anderen auf das historische landwirtschaftliche Gerät im Mühlenturm. Das Gerätemodell gehört zu einer Ausstellung von rund 100 landwirtschaftlichen Geräten, die erstmals komplett im Heimatmuseum Brachter Mühle gezeigt wird.

Leider konnte Johannes Bongartz, der schwerstbehinderte Schöpfer dieser vor allem durch ihre Liebe zum Detail beeindruckenden Modelle, wegen des regnerischen Wetters nicht kommen, aber er hatte im Vorfeld dem Förderverein des Heimatmuseums signalisiert, dass die Modelle als Dauerleihgabe in der Mühle bleiben sollen. Einzige Bedingung: staubdichte, abgeschlossene Vitrinen.

Funktionstüchtige Kunstwerke

Die Ausstellung zeigt das Lebenswerk von Bongartz. Der frühere Mitarbeiter des Niersverbandes und heutige Rentner verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit mit dem Nachbau historischer Geräte, Werkzeuge und Fuhrwerken. "Ich stelle mir das so vor, dass Bongartz mit dem Zollstock durch die Höfe streifte und überall Maß nahm", schmunzelt Rolf Jansen.

Denn jeder Metallbolzen, jede Kette, jeder Sägezahn ist in genau dem gleichen Maßstab gefertigt wie die Geräte — aus Holz und Blech. Kartoffelroder und —sortiermaschine, eine Schlagkarre (heute würde man Kipper sagen), eine Dreschmaschine und eine Hand-Sämaschine kann der Besucher bestaunen, dazu eine Reihe von Ackergeräten, die teils mit Zugtieren, teils aber auch von Hand bedient wurden.

Alle sind funktionstüchtig, darauf ist Bongartz besonders stolz. Vielleicht wäre es ein wenig mühsam, mit dem Miniatur-Grubber die Erde auf dem Feld zu lockern oder mit der winzigen Gülleschaufel die Jauchegrube zu leeren — aber es ginge. Alle Scharniere sind beweglich, der Kipp-Pflug funktioniert ebenso einwandfrei wie das — früher von Pferden angetriebene — Göpelwerk.

Es soll sogar Mühlen geben, die von einem solchen Göpelwerk angetrieben wurden, weiß Erich Hastenrath zu berichten. Damit das Ganze noch interessanter — vor allem für Kinder - wird, hat Bongartz einen entsprechenden Pferdestall "gebaut". Ein Pferd schaut neugierig heraus, neben ihm hängen Sense und Holzegge.

Zu Kaffee und frischem Kuchen kamen die ersten Brachter erst gegen 15 Uhr. Dann aber scharten sie sich um die Vitrinen, um die Modelle zu begutachten. Die Originale, vielfach aus der Werkstatt Schouren stammend, sollen demnächst in der Halle aufgestellt werden. In dem Gang dorthin stehen dann die Vitrinen mit den Modellen — sozusagen als Wegweiser.

(RP)
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