Viersen Ein langjähriges Verhältnis droht aufzufliegen
Viersen · Lobberich Jeder war schon einmal in der Situation, eine "bella figura" abgeben zu müssen. Was aber geschieht, wenn das gute Benehmen auf die Probe gestellt wird, zeigte Yasmina Rezas gleichnamige Beziehungskomödie in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich. Nachdem Boris (Heio von Stetten) mit seiner genervten Geliebten Andrea (Julia Hansen) den Parkplatz eines Restaurants verlassen will, fährt er mit einem lauten Knall eine alte Dame, gespielt von Doris Kunstmann, an.
Lobberich Jeder war schon einmal in der Situation, eine "bella figura" abgeben zu müssen. Was aber geschieht, wenn das gute Benehmen auf die Probe gestellt wird, zeigte Yasmina Rezas gleichnamige Beziehungskomödie in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich. Nachdem Boris (Heio von Stetten) mit seiner genervten Geliebten Andrea (Julia Hansen) den Parkplatz eines Restaurants verlassen will, fährt er mit einem lauten Knall eine alte Dame, gespielt von Doris Kunstmann, an.
Das lässt auch den letzten Funken Hoffnung auf Versöhnung der beiden Fremdgeher schwinden. Denn bei der alten Dame handelt es sich um die zukünftige Schwiegermutter von Françoise (Susanne Steidle), beste Freundin von Boris' Frau, die gemeinsam mit ihrem Freund Eric (Christopher Krieg) den Geburtstag der Schwiegermutter feiern will. Das langjährige Verhältnis droht aufzufliegen, denn die Geliebten ergreifen nicht die Flucht, sondern versuchen "bella figura" zu machen, was ihnen eindeutig misslingt.
Denn die freundliche Fassade aller Beteiligten - außer der Schwiegermutter Yvonne, die keine Angst hat, ihr Gesicht zu verlieren - fängt an zu bröckeln. Statt jedoch Rezas Dialoge mit viel Ironie und Wortwitz zu nutzen, fehlte den Darstellern zumeist der Biss. So verblieb das Stück oft im Plauderton. Mit Ausnahme von Doris Kunstmann als alte Dame, die mit ihrer Rolle durchgängig für Unterhaltung sorgte und der Aufführung die versprochenen "bitter-unterhaltsamen Szenen aus der Gesellschafts-Hölle" brachte.
Spannung boten die anderen Künstler dann, wenn Offenbarungen der Rollen zutage gebracht wurden, die unter anderen Umständen hinter verschlossenen Türen geblieben wären und für große Wutreden sorgten: Während Françoise ihre Loyalität gegenüber ihrer besten Freundin lauthals verteidigt, hält sich ihr Mann zunächst zurück. Erst als er sich in seinem eigenen Wohlergehen gekränkt fühlt, macht er seinem Ärger Luft und vermittelt ein Bild der "Ego-Mentalität".
Gut umgesetzt waren die überspitzten Klischees in Form von Kostüm und Verhalten der Geliebten oder der besten Freundin, die von ihrem Freund Hilfe erwartet, egal ob sie gerade Recht hat oder nicht, genauso wie die Bilderwechsel zwischen Parkplatz, Toilette und Restaurant. lea