Brüggen Ein Brunnen für Patschel

Brüggen · Das NRW-Golddorf Born bekommt einen eigenen Dorfbrunnen. Den Namen dafür gibt es auch schon: Patschelbrunnen. Patschel – so heißt die Titelfigur des einzigartigen Fischotter-Romans von Heinrich Malzkorn.

Der Brunnen soll an Heinrich Malzkorn erinnern, den berühmten Borner Dorflehrer, Schriftsteller und Künstler. Die Heimatfreunde St. Peter Born trieben das Projekt voran, finanziert von der Sparkassenstiftung Krefeld mit 21 000 Euro. „Wir müssen in Eigenleistung rund 5000 Euro aufbringen“, sagte Heimatfreunde-Vorsitzender Lothar Klingen.

Eine knifflige Arbeit

Den Brunnen mit Bachlauf in Nähe der Pfarrkirche St. Peter setzte Uwe Schaeben. „Die Heimatfreunde hatten mich angesprochen“, erzählte er. „Ich hatte ihnen am Wegekreuz Borner Mühle und an der Josefsäule an der Kreuzstraße Steine verlegt.“ In Born war der Sitzkreis um die Blutpflaume die Grundidee. Dazu kam dann der Brunnen mit Bachlauf. „Man muss sich auch an schwierigere Sachen heranwagen“, sagte sich der 44-Jährige. „Eine knifflige Arbeit. Die Steine mussten im Bachlauf zusammengestellt werden wie bei einem Mosaik.“ Lachend fügte er hinzu: „Jeden Stein kenn‘ ich jetzt mit Namen.“ Bei der Gestaltung hatte der Urborner, der mit zehn Jahren beim Hausbau seiner Eltern im Hustenfeld zum ersten Mal zur Kelle griff, freie Hand. „Der Bachlauf ist so, wie er jetzt aussieht, bei der Arbeit entstanden“, erklärte Schaeben, der sonst als Polizeihauptkommissar seinen Dienst nachgeht. „Schwierig war die Neigung zu drei Seiten, damit ein Staubecken entsteht, an dem die Kinder spielen können.“ Er schätzt, dass er bisher 300 bis 350 Arbeitsstunden vor und nach dem Dienst geopfert hat.

Als ständiger Helfer und Ideengeber war Rolf Schumachers von Anfang an dabei. „Es ist unser Projekt geworden“, so Uwe Schaeben. Dazu schuf der Brüggener Bildhauer Uwe Meints die Hauptperson, den metergroßen Fischotter Patschel, der auf einem Findling Platz nimmt, und den etwas davon entfernt dazugehörigen Hecht. Beide Tiere werden in Bronze gegossen. Als weiteres Gestaltungsmittel kommt eine Gedenktafel im Wasser hinzu. Meints hatte die Lösung: „So wie sich Malzkorn als Teil der Natur verstand, soll auch sein Andenken symbolisch von Wasser umhüllt sein. Es gelingt vielleicht, mit diesem ungewöhnlichen Ort ein ungewöhnliches Bewusstsein zu wecken.“

Hauptfiguren sind Otter und Hecht. Meints: „Der Otter steht natürlich für Malzkorn. Und der Hecht ist das Andere. Was nicht Malzkorn ist. Was ihm in dieser Welt nicht gefallen hat. Und davon gab es einiges. Dinge und Zustände, die er in seiner Zeitschrift 'Das Weltgewissen‘ öffentlich anprangerte.“ Meints erklärt seine Arbeit am Patschel mit einem Fisch im Maul: „Der Otter hat einen Fisch gefangen. Der Fisch ist das Objekt der Begierde. Für mich ist es das Symbol für Geld.“

Mit diesem Thema beschäftigte sich Malzkorn sehr intensiv. Meints interpretierte es so: „Geld lässt unser Leben funktionieren. Keiner kann genug davon haben. Das Wesen des Geldes ist abstrakt und anonym, wie die Darstellung des Fisches. Er hat keine Augen, keine Ausarbeitung, keine Details. Es ist nicht fassbar. Aber alle brauchen es. Wollen es besitzen. Auch der Hecht.“

(RP)
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