Karneval in Viersen Jecke Wagenbauer im Endspurt
Viersen · In einer Halle im Rahser machen fleißige Karnevalisten die Wagen ihrer Gesellschaften fit für den Tulpensonntagszug.
Die letzten Kabel sind eingestöpselt, jetzt ist Zeit für einen ersten Testlauf. Andreas Gütjens von der Karnevalsgesellschaft (KG) Roahser Jonges setzt die Technik in Gang, sofort dröhnt aus der Musikanlage auf dem Prunkwagen „Et jitt kei Wood“ von der kölschen Band Cat Balou. Zeit zum Schunkeln oder Mitsingen hat an diesem Nachmittag in der Halle des Festausschusses Viersener Karneval im Rahser aber gerade keiner der anwesenden Wagenbauer. Es gibt noch einiges zu tun, bis die knapp 20 Wagen in Bestform für den Viersener Tulpensonntagszug sind.
Schon im vergangenen Juni haben die ersten Karnevalsgesellschaften mit der Wagenplanung für 2019 begonnen: Kurz nachdem der Festausschuss das neue Sessionsmotto „Leinen los und hoch das Segel – Viersen feiert mit Kind und Kegel“ ausgegeben hatte. „Wichtig ist uns vor allem der zweite Teil des Mottos“, betont Senatspräsident Frank Schiffers, während irgendwo im Hintergrund Bohrmaschinen und Lochschneider surren. Sein Gesamteindruck: „Die Wagenbauer sind wieder sehr kreativ und fleißig.“ Einige Baumeister reinigen die Wagen ihrer Gesellschaften aber auch nur, bessern Lackschäden aus, kleben lose Pappmaché-Teile neu mit Silikon auf.
Zumindest die Mitglieder der KG Hamm wer net scheinen Schiffers Wunsch erhört zu haben. Ihr Wagen ist ein grau gestrichener Tanzschuppen mit Dutzenden Diskokugeln, die von der Decke baumeln. Die KG Hoseria hingegen hat ihr eigenes Motto: „Märchenwald“. Rund 5000 von Vereinsmitgliedern angefertigte und bunt bemalte Blätter aus Pappe kleben schon auf dem Prunkwagen, Daniela Bischofs hat Bäume und einen See auf die Seite gemalt. „Sie ist unsere Kreativkünstlerin“, erzählen Klaus Kelm und Peter Schaath. Die drei bilden seit 25 Jahren das überschaubare Wagenbauteam der Gesellschaft. Schaath findet das auch gut so: „Zu viele Leute haben zu viele Ideen“, sagt der 58-Jährige.
Der Prunkwagen braucht noch eine Musikanlage und eine wasserabweisende Tapetenhaut, auch das Wurfmaterial muss noch an Bord: die KG hat 2,5 Tonnen Lebkuchen besorgt. „Wenn alles nach Plan läuft, sind wir am Sonntag fertig“, sagt Kelm. Dass er sich so viel Arbeit macht – seit Juni ist er ein- bis zweimal pro Woche für zwei bis drei Stunden in der Halle – und der Wagen dann nur für ein paar Stunden auf der Straße ist, stört den 58-Jährigen nicht. „Mir macht es einfach Spaß, meine kreative Ader auszuleben“, sagt er. Außerdem: „Karnevalisten müssen eben richtig bekloppt sein.“