Viersen Ein Abitur mit Vorteilen
Viersen · 22 junge Frauen und Männer haben 2011 erstmals ihr Abitur am Wirtschaftsgymnasium des Berufskollegs Viersen gemacht. Seit einem Dreivierteljahr studieren sie nun oder sind in der Ausbildung. Einig sind sie sich darin, dass das Abi mit wirtschaftlichem Schwerpunkt Vorteile hat.
"Ich denke, bei meiner Bewerbung war es das i-Tüpfelchen, dass ich ein Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium vorlegen konnte", ist Marie-Christin Scherer sicher. Die 21-jährige Schiefbahnerin startete im Sommer eine Lehre zur Veranstaltungskauffrau, nachdem sie am Berufskolleg Viersen das Wirtschaftsgymnasium durchlaufen hatte.
Scherer hatte vorab schon ein Gymnasium besucht und hätte auch dort Abitur machen können, aber sie entschied sich für das Wirtschaftsgymnasium, bei dem Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen und Controlling zu den Leistungskursen gehört und Grundkurse in Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaftslehre neben Fächern wie Mathematik, Englisch, Biologie, Physik, Geschichte, Religion, Sport und Deutsch sowie einer zweiten Fremdsprache angeboten werden.
Spezielle Fächer
"Das Kaufmännische in Kombination mit dem Abitur war perfekt. Ich habe nun das Abitur und bei meiner Ausbildung den Vorteil, vieles schon gut zu kennen", schließt sich die 19-jährige Kathrein Theven an, die derzeit eine Banklehre absolviert und danach den Bankbetriebswirt anstrebt. Martin Hermanns hingegen hätte schon in der Berufswelt durchstarten können. Die Ausbildung zum Bürokaufmann hat er bereits in der Tasche. Das reichte dem 24-Jährigen aus Heinsberg aber nicht: Er wollte Wirtschaft studieren, stieß im Internet auf das Angebot des Wirtschaftsgymnasiums und entschloss sich, das besondere Abitur zu machen. "Ich studiere in Köln Lehramt für Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik. Ich komme gut zurecht und merke immer wieder Vorteile durch die speziellen Fächer des Wirtschaftsgymnasiums", sagt Hermanns.
Dass es mit dem Wissen vom Wirtschaftsgymnasium einfacher in der Ausbildung ist, stellt auch Jill Knops fest. Die 21-jährige Niederkrüchtenerin startete nach der Höheren Handelsschule eine Ausbildung zur Fachkraft für Speditions- und Logistikdienstleistung. Sie hatte Pech, die Firma meldete Insolvenz an. Spontan entschloss sie sich, ihr Abitur am Wirtschaftsgymnasium zu machen. Nun, drei Jahre später, hat sie die gleiche Ausbildung wieder begonnen. "Ich merke, dass mein BWL-Wissen heute viel tiefer ist als vorher. Ich habe es nie bereut, noch einmal drei Jahre gelernt zu haben. Jetzt stehen mir auch die Unis offen", sagt Knops.
Dass er einmal eine duale Ausbildung zum Fitnesskaufmann machen würde, hätte sich Alex Schefer nach dem Hauptschulbesuch nicht träumen lassen. "Eigentlich wollte ich die Höhere Handelsschule am Berufskolleg besuchen. Ich wurde bei einem Beratungsgespräch auf das Wirtschaftsgymnasium aufmerksam gemacht und merkte, das ist es", berichtet der 20-jährige Hinsbecker. Am Anfang habe er ein bisschen mehr als die anderen lernen müssen, hätte aber die Lücken schnell aufgefüllt. Heute komme ihm sein Wissen, gerade im Bereich BWL, bei seinem Studium in Köln und der Ausbildung in Krefeld sehr entgegen, lautet sein Fazit.