Viersen Ehrenamtler schaufeln für Molche

Viersen · Die Nabu-Ortsgruppe Viersen entschlammte und säuberte Flachskuhlen. Sie sind beliebte Laichorte für Molche.

 Mit Schaufeln und Schubkarren ausgestattet, säuberten die Ehrenamtler der Nabu-Ortsgruppe jetzt Flachskuhlen, um sie als Laichorte für unterschiedliche Molcharten zu erhalten.

Mit Schaufeln und Schubkarren ausgestattet, säuberten die Ehrenamtler der Nabu-Ortsgruppe jetzt Flachskuhlen, um sie als Laichorte für unterschiedliche Molcharten zu erhalten.

Foto: Busch

Das lange weiße Banner, gespannt in den Bäumen am Wegesrand an den 14 Rueten, zeigt, was Sache ist: "Wir arbeiten für die Natur" ist dort unter der Aufschrift "Nabu" zu lesen. Der Beweis ist wenige Meter weiter zu finden: Aus dem Waldstück schallt das Geräusch eines Freischneiders heraus.

Aber nicht nur der Freischneider kreist in den Flachskuhlen, die mitten in dem Wäldchen liegen. Dort wuselt auch Ein Team aus 17 Helfern, die in und rund um die Bodendenkmäler mit unterschiedlichsten Arbeiten beschäftigt sind. Etwa Jürgen Tüffers und Andreas Falise vom Kolping Bildungswerk: Sie tragen eine dunkle Erdschicht aus den Kuhlen ab und schaufeln diese in Schubkarren. Während der 16-jährige Leon die Karren abfährt, entfernt Hartmut Otto vom Nabu-Ortsverein Viersen mit einer Grabkabel Binsen aus den Kuhlen. "Die einst künstlich angelegten Kuhlen würden völlig verlanden, wenn wir uns nicht darum kümmern würden", sagt Günther Wessels vom Nabu.

Was sind Flachskuhlen überhaupt? Die alten Anlagen, in denen früher der Flachs geröstet wurde, sind als Bodendenkmäler nicht nur von historischem Wert. Sondern sie stellen auch einen wichtigen Lebensraum für Amphibien dar. Als zeitweise (temporäre) Gewässer sind sie Feuchtgebiete, in denen etwa Molche laichen.

Flachskuhlen, die für die Leinengewinnung nötig waren, sind ausgehobene Gruben, die mit einer Lehmschicht versehen worden waren. Diese Schicht sorgte dafür, dass das Regenwasser in den Ausbuchten möglichst lange stehen blieb. Die Flachsbündel kamen - nach dem Abstreifen der Samenkapseln - in die wassergefüllten Kuhlen und wurden mit Steinen, Bretter und Grassoden beschwert. Nach sieben bis zehn Tagen war dieses "Rösten" abgeschlossen, nun konnte das Brechen beginnen. Dabei wurden die begehrten äußeren Fasern vom holzigen Kern getrennt. So wurden die Fasern für das Spinnen verfeinert; damit war das Rohmaterial für hochwertige Leinenstoffe vorhanden.

"Wir leben hier im Flachsland. Viersen und Schwalmtal waren Zentren der Flachsgewinnung", erklärt Wessels. Von den ehemaligen Flachskuhlen - allein an den 14 Rueten gab es 22 Stück - würde heute keine mehr sichtbar sein, wenn die Aktiven vom Nabu diese nicht regelmäßig pflegen würden. Denn durch den Kreislauf der Natur würde Brombeer-Gestrüpp die Flachskuhlen überwuchern. Doch Ehrenamtler wie Otto und Horst Papke sind das ganze Jahr über regelmäßig im Einsatz, um genau das zu verhindern. Mit vielen Helfern halten sie die früheren Flachskuhlen frei von Gestrüpp,-Gestrüpp ,entfernen Binsen und heben Kuhlen bis zur Lehmschicht aus.

"Die Lehmschicht als solche dürfen wir nicht verletzen", betont Papke. Schließlich sorgt sie dafür, dass die Kuhlen Feuchtbiotope bleiben. Auch wenn die Ausbuchtungen im Sommer wegen der Wärme austrocknen, so führen sie in der Regel von Anfang April bis Juni Wasser - lebenswichtiges Nass, das die Amphibien für den Laich benötigten. Und dass zahlreiche Amphibien dort leben, zeigten Untersuchungen. "Wir haben mit Fangkörben gearbeitet. In einer Nacht waren in einem Korb 50 Molche, darunter Kamm-, Berg-, Faden- und Teichmolche", berichtet Otto.

Deshalb heißt es für die Helfer: Nicht nachlassen in ihrem Engagement. Damit der Molch weiter an seinem Lieblingsplatz laicht.

(tref)
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