Viersen EGN hält am Standort Viersen tapfer fest

Viersen · Kurzfristig müssen allerdings zehn Stellen gestrichen werden, weil das Unternehmen nicht mehr den Viersener Müll einsammelt.

 Gelbe Säcke und der Inhalt der gelben Tonnen werden die Müllerwerker der EGN weiterhin in Viersen einsammeln.

Gelbe Säcke und der Inhalt der gelben Tonnen werden die Müllerwerker der EGN weiterhin in Viersen einsammeln.

Foto: Busch

Die Entsorgungs-Gesellschaft Niederrhein (EGN) bleibt dem Standort Viersen treu, auch wenn das Unternehmen keinen Abfall mehr im Auftrag der Stadt Viersen einsammelt. "Wir fahren weiterhin im Auftrag des Dualen System Deutschland gelbe Tonnen und Säcke ab, bleiben also in der Stadt aktiv. Und nach der Zentralisierung von Verwaltung und Vertrieb vor einiger Zeit sehen wir jetzt keinen Grund, Viersen zu verlassen", sagte gestern EGN-Geschäftsführer Reinhard Van Vlodrop.

Einen Preis hat der Verlust der Abfallsammlung dennoch. Die EGN wird wahrscheinlich zehn von 16 "Viersener Abfallstellen" streichen müssen, auch wenn es sich nicht um fest angestellte Mitarbeiter handelt. Es trifft Jobs, die über einen Personaldienstleister abgedeckt werden. Van Vlodrop ist allerdings zuversichtlich, dass der Verlust durch neue Aktivitäten der EGN über die Region hinaus bis zum Jahresende ausgeglichen wird. Den Auftragsverlust rede niemand klein, aber er sei zu verkraften.

Die EGN sieht nur noch geringe Chancen, dass die Vergabekammer bei der Bezirksregierung der Beschwerde gegen das Ausschreibungsergebnis stattgibt. Die Niederrheinwerke Umwelt GmbH (NWU), eine Stadttochter, hatte die Müllsammlung ausgeschrieben. Nach mehr als 35 Jahren verlor die EGN den Auftrag an den Wettbewerber Remondis. Das Viersener Unternehmen zweifelt die Auskömmlichkeit des gebotenen Preises an und bat daher die Vergabekammer um Prüfung. Sie wird sich, das ist so üblich, auf Daten der NWU stützen. "Es geht bei der Prüfung im Wesentlichen um den Aspekt der Tariftreue, unsere Argumente spielen eine eher untergeordnete Rolle", sagte Bernfried Ahle, ebenfalls Geschäftsführer der EGN.

Sein Unternehmen sei den Bürgern und der "stets kompetenten Stadtverwaltung" von Viersen für die langjährige und faire Partnerschaft dankbar, unterstrich Ahle. Mit Viersen habe die EGN "viele zukunftsweisende Techniken und Ideen auf den Weg gebracht". Dazu gehört auch das Volumenmesssystem, das Remondis mit übernehmen musste. Außer in Viersen findet es nur in Tönisvorst Anwendung. Ahle und Van Vlodrop wiesen darauf hin, sie die Besonderheiten und technischen Tücken des ambitionierten Systems im "scharf kalkulierten" EGN-Angebot ausdrücklich berücksichtigt hatten.

Nicht richtig ist nach Ahles Angaben, dass die Senkung der Abfallgebühren Ergebnis des für die Stadt günstigeren Angebots ist. Vielmehr sei seit 1994 vereinbart gewesen, dass die Stadt die Mülltonnen kauft. Damit entfallen die Behälterkosten, die Remondis zahlen müsste. Ob sich der Kauf verzögert mit einer Kostensteigerung in der Gebührenkalkulation niederschlage, könne die EGN nicht beurteilen. "Da waren Gefäße auch wohl längst abgeschrieben", sagte Ahle.

"Wir werden unserer sozialen und ökologischen Verantwortung in Viersen gerecht werden", versicherte Van Vlodrop. Aber so üppig wie bisher werden die Müllerwerker von der Greefsallee nicht mehr in ihre Schatullen greifen, um Wohltaten über Viersen auszuschütten. Viersen bleibt ein strategischer Standort der EGN, da das Unternehmen in der Region tätig bleibt. Allerdings werde man die Aktivitäten regional ausdehnen und sich weitere Geschäftsfelder suchen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort