Viersen Ebay-Betrug: Pärchen vor Gericht

Viersen · Unaufgeregt und locker wirkten ein 33-Jähriger und seine Freundin (32), als sie jetzt Platz auf der Anklagebank nahmen. Erstaunlich, denn immerhin warf der Staatsanwalt den Angeklagten gemeinschaftlichen Betrug in 19 Fällen im gesamten Bundesgebiet vor.

Doch die Eltern einer kleinen Tochter, die bald heiraten wollen, zeigten sich keineswegs geständnisbereit. "Ich sage nichts", erklärte die 32-Jährige. "Sie hat keine Warenbestellung aufgegeben und hat mit den Betrügereien nichts zu tun", ergänzte deren Verteidigerin. Der Mitangeklagte will die Gerichtsverhandlung ebenfalls schweigend verfolgen und im übrigen jegliche Tatbeteiligung bestreiten. Der Staatsanwalt ist allerdings überzeugt, dass das Paar gemeinschaftlich handelte, als es laut Anklage seit Mai 2007 bis September 2009 bei Ebay-Versteigerungen als Betrüger auffiel, ohne zu liefern. Außerdem soll das Paar bei Firmen Waren bestellt haben, ohne zu zahlen.

Geliefert wurde nicht

Weil die Angeklagten vor dem Amtsgericht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen, mussten einige der Betrugsopfer anreisen und mit ihren Zeugenaussagen zur Klärung des hässlichen Falles beitragen. Dabei geht die Anklage von einem Gesamtschaden von etwa 7000 Euro aus. So soll der Angeklagte vor zwei Jahren im Internet bei einer Firma 100 Kartuschen für 107 Euro bestellt haben, berichtete ein Büroangestellter. Die Ware wurde geliefert. Aber gezahlt wurde auch nach drei Mahnungen nicht. Offensichtlich war das Konto des Angeklagten nicht gedeckt. Kein Wunder, denn der Mann hat bereits im Oktober 2007 die eidesstattliche Versicherung (Offenbarungseid) geleistet. Ein anderer, ebenfalls enttäuschter Zeuge, hatte bei Ebay für 403 Euro Eichenparkett ersteigert. Der Bernsdorfer überwies das Geld auf ein Konto, hinter dem auch der Name der Angeklagten auftauchte. Doch das Parkett (Eiche rustikal) wurde nie geliefert. Der Kunde ging zur Polizei und erstattete Anzeige.

Von ähnlichen Erfahrungen berichteten jetzt weitere Zeugen. So hatte ein Betriebswirt bei Ebay ein Teichfilterset ersteigert und 735 Euro auf eine Bank überwiesen. Geliefert wurde nicht. Der Mann erinnerte sich im Gerichtssaal an ein Telefonat mit der Angeklagten. "Mein Mann ist auf Geschäftsreise, sobald er zurück ist, schickt er Geld", soll die Angeklagte dem Betrugsopfer gesagt haben. Selbst ein Polizeibeamter fiel auf den Betrug rein. Er ersteigerte eine Teichpumpe, zahlte 336 Euro und sah die Ware nie. Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

(RP)
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