Viersen Drogenfahrer im Visier

Viersen · Bei dem Sondereinsatz "Fahren unter Drogeneinfluss" musste die Viersener Polizei gestern eine erschreckende Bilanz ziehen: Sieben Autofahrer waren im Rausch unterwegs. Drei Fahrer hatten keinen Führerschein.

 Fahrer nach äußerlichen Merkmalen und

Fahrer nach äußerlichen Merkmalen und

Foto: Busch

Die Zahlen sind alarmierend: Von rund 80 kontrollierten Autofahrern erwischte die Polizei sieben Fahrer, die Drogen genommen hatten. "Wir vermuteten schon vorher ein großes Dunkelfeld, das sich nun leider bestätigt hat", erklärt Rainer Schaepkens, Einsatzleiter der Polizei, und ergänzt: "Wir haben durch Drogenfahrten massive Unfallfolgen zu beklagen."

Montagmorgen, 10 Uhr, Feuerwache Gerberstraße. Insgesamt 28 Polizisten aus verschiedenen Kreispolizeibehörden sind im Einsatz, um Autofahrer aufzuspüren, die unter Drogeneinfluss fahren. Ein Sondereinsatz. Direkt der Fahrer des ersten Fahrzeugs passt genau ins Raster: Käppi, kurz geschorene Haare, Mitte 20, rauchend in einem alten Auto. Schon geht die weiß-rote Warnkelle nach oben. Führerschein, Fahrzeugpapiere? Der 27-jährige schüttelt resignierend den Kopf und gesteht, dass er noch nie eine Fahrerlaubnis besessen habe. Doch bei den Routinefragen nach den Papieren bleibt es an diesem morgen nicht. "Die Kollegen bringen die Fahrer in Situationen, in denen sie nervös werden könnten — und die Beamten erste Erkennungsmerkmale eines Fahrers unter Drogeneinfluss bemerken", erklärt Einsatzleiter Rainer Schaepkens.

Der gerade kontrollierte Fahrer scheint das Klischee zu erfüllen: Nervös blickt er sich um, zupft an seinen Ohrläppchen und der Kappe auf seinem Kopf. Schließlich wird er von zwei Beamten zur Toilette begleitet, um eine Urinprobe abzugeben. Nach 60 Sekunden ist klar: positiv. Ob er jedoch damit eine Drogenfahrt begangen hat, ist noch nicht klar. Denn im Urin sind die Stoffe über längere Zeit nachweisbar. Also wird die Amtsärztin für einen Bluttest gerufen. Doch nicht nur das: Neben einem Fragenkatalog muss er einen Finger-Nase-Test über sich ergehen lassen. Pupillen werden beobachtet, und seine Reaktionsfähigkeit getestet. "Ich bin wirklich erstaunt, wie viele Drogenfahrer um diese Uhrzeit schon unterwegs sind — aber das Klientel passt auch mal wieder ins Raster. Männlich, Mitte 20", erklärt Stephan Enk von der Autobahnpolizei. Eine Kollegin ergänzt: "Meistens mit Kappe oder Pferdeschwanz." Und dennoch gibt es immer wieder auch Ausnahmen: "Den typischen Drogenfahrer gibt es nicht. Ein geschultes Auge der Einsatzkräfte ist erforderlich, um die Auffälligkeiten bei den Drogenkonsumenten zu erkennen", so Einsatzleiter Schaepkens.

Ist es die erste Drogenfahrt für die Angehaltenen, haben sie mit einem Bußgeld von 500 Euro, einem Monat Fahrverbot sowie vier Punkten zu rechnen. Außerdem wird parallel dazu das Straßenverkehrsamt eingeschaltet, das dann die grundsätzliche charakterliche Eignung des Fahrers, eine Fahrerlaubnis zu besitzen, überprüft. In der Feuerwache ist Hochbetrieb. Personalien werden aufgenommen, Vernehmungen durchgeführt und Bluttests gemacht. Aber auch auf dem Parkplatz ist einiges los. Besonders das Auto von Michael Machado fällt auf. Tiefergelegter Golf, breite Reifen, Sportauspuff, Sportgurte, Lautsprecher im Kofferraum. Mit offenem Fenster und wummerndem Bass fährt der 37-Jährige vor.

Der große Moment für Spürhund Miko ist gekommen. Der belgische Schäferhund springt in das Fahrzeug und schaut sich um. Rein in den Kofferraum, schnüffeln. Beifahrersitz, Rückbank, Reifen — alles wird von ihm genau unter die Nase genommen. Doch nach kurzer Zeit atmet der Fahrer auf. Miko legt sich auf den Boden. Fehlanzeige. Keine Drogen an Bord. Mit Drogen hat Michael Machado nichts zu tun. "Wenn man so ein Auto hat, wird man schon mal öfter aus dem Verkehr gezogen, damit muss man klarkommen", erklärt der Fahrer.

(RP)
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