Mehr Mobilität in drei Kommunen Gemeinden testen neues Bürger-Auto

Grenzland · In Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal sollen Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, an Werktagen mobiler werden. Sie können ein E-Auto bestellen, das sie Zuhause abholt. Maximale Fahrtkosten: vier Euro.

 Stellten das Projekt vor (v.l.): Siegfried Michiels und Roland van Zoggel (Vorstand Jedermannhilfe), Sebastian Moritz, Fördermanager Vital-Region, sowie die Bürgermeister Frank Gellen, Kalle Wassong und Michael Pesch.

Stellten das Projekt vor (v.l.): Siegfried Michiels und Roland van Zoggel (Vorstand Jedermannhilfe), Sebastian Moritz, Fördermanager Vital-Region, sowie die Bürgermeister Frank Gellen, Kalle Wassong und Michael Pesch.

Foto: Daniela Buschkamp

Mehr Mobilität für Menschen, die sie brauchen: Das soll ein neues Bürger-Auto bringen, das voraussichtlich ab April in den drei Gemeinden Brüggen, Schwalmtal und Niederkrüchten unterwegs ist. Dazu nutzen die Partner, die gemeinsam in der Vital-region Schwalm/Mittlerer Niederrhein agieren, Fördermittel der Bezirksregierung Düsseldorf. Diese sind jetzt bewilligt worden. Die drei Bürgermeister der Westkreiskommunen, Fördermittelmanager Sebastian Moritz von der Vital-Region sowie der Vorstand der Jedermannhilfe stellten das Pilotprojekt jetzt im Brüggener Rathaus vor.

Wer kann das Bürger-Auto nutzen?

„Es ist gedacht für alle Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, aber ohne Hilfe in das Auto ein- und aussteigen können“, beschreibt Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos). Das Bürger-Auto sei nicht als Konkurrenz zu Angeboten von Taxiunternehmen oder dem ÖPNV zu verstehen, sondern als Ergänzung.  Dies könnten etwa Senioren sein, die auf einen Rollator angewiesen sind, oder Menschen, die einen kleinen  Rollstuhl nutzen. Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch (CDU) sieht darin auch eine Ergänzung zum Bürgerbus, der in seiner Gemeinde rollt. Als mögliche Nutzungen nennt er „Fahrten zum Arzt, zur Bank, zum Einkaufen, zum Seniorennachmittag oder auch zum Friedhof“.

Gibt es schon genügend Fahrer für das neue Bürger-Auto?

„Wir suchen Fahrer“, sagt Sebastian Moritz, Manager der Vital-Region Schwalm/Mittlerer Niederrhein.. Diese sollten Spaß an der ehrenamtlichen Aufgabe haben und über gute Ortskenntnisse verfügen. Schön wäre es, wenn sich Interessenten jeden Alters finden würden.  Man plane zunächst mit zwölf Fahrern. „Wir wollen die Fahrten  gleichmäßig verteilen“, kündigte Moritz an. Gegebenenfalls seien noch Springer nötig. Dies hänge  von Angebot und Nachfrage ab. Und diese müsse man zunächst beobachten. Um die Betreuung der Fahrer wird sich perspektivisch der Verein „Jedermannhilfe“ kümmern.

Wann soll das Bürger-Auto fahren?

Als voraussichtlichen Starttermin nennt Sebastian Moritz „Anfang April“. Zunächst soll das Elektro-Auto montags bis freitags in den drei Gemeinden unterwegs sein. Fahrten sind buchbar von 8 bis 17 Uhr;  dabei gibt es eine einstündige Mittagspause für den Fahrer. Bei dieser Planung orientieren sich die drei Westkommunen an den Erfahrungen mit dem Bürger-Auto, die es in  Oberreichenbach/Schwazwald gibt. „Dort hat sich gezeigt, dass Fahrten am Wochenende – anders, als man vielleicht denken mag – überhaupt nicht gefragt sind“, sagt der Vital-Fördermanager. Doch nun gelte es, eigene Erfahrungen in den drei Kommunen zu sammeln, diese auszuwerten und den Betrieb des Bürger-Autos, wenn nötig, daran anzupassen.

Wie kann das Bürger-Auto gebucht werden?

In den ersten drei bis sechs Monaten werden die Fahrten noch über die Zentrale der Verwaltung in Brüggen gebucht“, kündigt Beatrix Schuren, Fördermittelmanagerin der Gemeinde Brüggen, an. Danach soll das Verfahren auf ein Smartphone umgestellt werden. Die Anrufe gehen dann direkt bei den Fahrern des Bürger-Autos ein; diese können ihre Fahrten dann selbst koordinieren. 

Was werden die Fahrten kosten?

Die Preise werden von der Entfernung abhängen. Innerhalb einer Gemeidne soll die Fahrt einen Euro kosten, beim Überschreiten einer Gemeindegrenze werden zwei Euro fällig, alle Fahrten darüber hinaus sollen vier Euro kosten. Das Bürger-Auto soll in Brüggen, Schwalmtal und Niederkrüchten verkehren. Zudem weede laut Kalle Wassong der Bahnhof in Viersen-Boisheim ebenfalls angefahren.

Wie sieht die Finanzierung aus?

 Als Bürger-Auto wird ein fünftüriger Renault Kangoo genutzt. Das E-Auto ist in Brüggen stationiert und kann etwa am dortigen Rathaus Strom taknen. Neben einem Förderzuschuss von 30.000 Euro gibt es auch Unterstützung von der NEW und der Sparkasse Krefeld. Dass die Sparkasse das Mobilitätsprojekt fördert, hängt mit den geplanten Filialschließungen in Niederkrüchten, Brüggen und Schwalmtal zusammen. Die drei Bürgermeister hatten dagegen protestiert. Sie hatten auf Probleme für Menschen verwiesen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

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