Rolf Krane "Drauflos reisen und neue Wege finden"

Viersen · Die Villa V lädt für morgen Abend zu einer Lesung des Autors mit Dia-Vortrag ein

 Immer die Küste entlang: Rolf Krane nahm sich im Ruhestand eine Auszeit und fuhr von Seattle nach San Francisco.

Immer die Küste entlang: Rolf Krane nahm sich im Ruhestand eine Auszeit und fuhr von Seattle nach San Francisco.

Foto: Rolf Krane

Viersen Mit dem Fahrrad wollte er von Seattle bis nach San Francisco fahren. Am Ende kam Rolf Krane viel weiter - bis St. Louis Obispo. Allerdings legte er weite Strecken mit einem Mietwagen zurück. Seine Erlebnisse hat er in seinem Buch "Der Reisende Rahmen" festgehalten. Morgen Abend, 19 Uhr, liest der Autor in der Villa V, Burgstraße 4, und zeigt Dias von seiner Tour.

Sie wollten bis San Francisco, aber das eigentliche Ziel Ihrer Reise war die Selbstfindung. Warum?

Krane Ich habe die Reise im Jahr 2013 unternommen, nachdem ich ein Jahr aus dem Berufsleben ausgeschieden war. Ich war Software-Architekt. Die Kinder waren damals aus dem Haus gegangen, meine Band hatte sich aufgelöst, als Witwer lebte ich allein. Mir war klar, dass ich im Ruhestand noch mal etwas Anderes machen wollte. Deshalb habe ich gedacht, ich gehe mal aus allem raus. Keine E-Mails, keine Anrufe.

Haben Sie eine neue Perspektive für sich gefunden?

Krane Ja, ich habe unter anderem das Schreiben für mich entdeckt. Als ich zurückkam, war ich frisch und gut erholt. Ich hatte den Plan, ein Buch über meine Reise zu schreiben. Das habe ich gemacht. Es sind gut 500 Seiten geworden. Mir war klar, dass es schwierig sein würde, dafür einen Verlag zu finden. Also habe ich selbst den Verlag "heil.reisen" gegründet, Lesungen gehalten. Inzwischen ist die Auflage von 200 Exemplaren fast verkauft.

Sie haben gesagt, dass Sie das Buch auch für Leute geschrieben haben, die sich im Übergang zum Ruhestand befinden. Stimmt das?

Krane Wie bei mir geht diese Phase oft mit einer Lebenskrise einher. Einfach drauflos zu reisen, sich treiben zu lassen kann wunderbar helfen, neue Wege zu finden.

Warum haben Sie sich für die Westküste der USA entschieden und nicht beispielsweise für ein tibetanisches Kloster?

Krane Ich bin nicht der Typ, der lange still sitzen kann. Meditieren im Kloster wäre nichts für mich. Ich brauche keinen Rahmen aus vier Mauern, sondern einen aus Aluminium zum Bewegen.

Aber verlief Ihre Reise anders als geplant ...

Krane Ich bekam nach drei Tagen eine Achillessehnen-Entzündung. Also habe ich mir einen Mietwagen genommen und das Fahrrad ins Heck gelegt. Das Rad habe ich dann nur auf kurzen Strecken gefahren.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Krane Ich habe gezeltet und war abends oft allein. Also habe ich mich hingesetzt und geschrieben. Hinzu kam, dass meine Kinder sich Sorgen machten, dass ich allein unterwegs war und deshalb habe ich als Blog ein Tagebuch angefangen. Unter anderem ist da bei mir die unverarbeitete Trauer über den Tod meines Vaters hochgekommen. Mit Beruf und Familie bleibt oft vieles liegen. Man hat nicht die Zeit, sich mit allem auseinanderzusetzen.

Welches Erlebnis hat Sie auf Ihrer Reise besonders beeindruckt?

Krane In der Mission San Miguel Arcángel habe ich einen Eremiten getroffen. Er strahlte so viel Ruhe aus. Er schlug mir vor, dass er jeden Abend für mich beten würde, wenn ich an jenem Abend nur ein einziges Mal für ihn bete. Inzwischen habe ich mehr als einmal für ihn gebetet.

Was erwartet die Besucher morgen in der Villa V?

Krane Ich lese aus meinem Buch und zeige dazu vor allem Landschaftsfotos. Wir machen Pausen, um kleine Köstlichkeiten zu essen, guten Wein zu trinken und uns auszutauschen. Eine runde Kulturveranstaltung.

SABINE JANSSEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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