Kreis Viersen Dioxin schreckt Bauern auf

Kreis Viersen · Mit Winterruhe auf den Höfen hat mit dem Skandal um verseuchte Futtermittel ein jähes Ende gefunden. Für die Landwirte habe der Skandal bittere Folgen, fürchtet Heinz-Josef Tölkes, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Das dicht gewirkte System der Qualitätssicherung (QS) und die damit verbundenen Kontrollen haben nach Ansicht von Heinz-Josef Tölkes einen größeren Skandal mit dioxinverseuchten Futtermitteln in Deutschland gerade noch verhindert. Für die betroffenen Höfe sei der Vorgang "außerordentlich bitter", sagt Tölkes, der sich auch große Sorgen um das Bild der Landwirtschaft macht: "In der Kette der Anschuldigungen sind wir wieder ganz vorne dabei."

Der Skandal um verseuchte Futtermittel hat jäh die beschauliche Winterruhe auf den Höfen der Bauern im Kreisgebiet beendet. Wenn heute Landwirte beim Dreikönigskaffee im Kempener Kolpinghaus zusammensitzen, wird die meisten das Thema allgemein und dazu die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber Lieferanten beherrschen. Tölkes räumt ein, dass ihn zurzeit mal wieder ein "leichtes Kribbeln" befällt, wenn der Silowagen Futter auf den Hof bringt.

Futtermittelpreise explodieren

Futtermittel sind aktuell für Hersteller und Lieferanten ein gutes Geschäft, weil die Preise explodieren. "Sie liegen um etwa neun Euro pro hundert Kilogramm höher als im Vorjahr. Das entspricht etwa einem Drittel mehr", sagt Tölkes. Weltweite Ernteausfälle bei Getreide seien die Ursache. Am Niederrhein werde nur ein verschwindend kleiner Bruchteil angebaut. Der "ganze Weltmarkt" stehe kopf, und branchenfremde Spekulanten heizten auch hier die Preisentwicklung mächtig an. Hersteller kauften Komponenten von überall her ein, der Preis diktiere das Geschäft. "Frage ich meinen Lieferanten nach der Qualität seiner Ware, sagt der natürlich: Das ist alles sicher. Er ist bestimmt selbst dieser Meinung, aber man sieht ja, dass Hersteller es so genau nicht nehmen."

Für die Landwirte sei der Skandal "wieder einmal sehr bitter". Ihre Chancen, auflaufende Regressansprüche durchzusetzen, schätzt Tölkes nur sehr skeptisch ein. "Wenn achttausend Legehennen getötet sind, ist dem Betrieb und damit der Familie die Existenz entzogen. Der Weg durch die Instanzen ist lang. Wer ihn durchhält, hat nicht immer Erfolg."

Ein Gutes werde der Skandal wohl wieder haben: "Die Futtermittelhersteller werden jetzt aber beim Einkauf jetzt ganz pingelig hinschauen. Denen drohen doch jetzt massive Regressforderungen bei jedem kleinen Fehltritt." Wie lange die so zusätzlich erzwungene Sorgfalt anhalte, wisse er aber auch nicht. Ob zusätzliche Kontrollen – die Verbraucherorganisation Food Watch verlangt schon länger Dioxin-Prüfungen für Futtermittelkomponenten – ausreichen? Tölkes kann es nicht beurteilen. Er bleibt bei seiner Einschätzung, dass die vorhandenen Kontrollen einen viel größeren Schaden zunächst einmal verhindert haben.

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(RP)
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