Abfallberatung Kreis Viersen Diese vier Tipps helfen, Müll zu vermeiden

Kreis Viersen · Mehr wissen, weniger wegwerfen: Wie Brot, Käse, Fleisch und Obst länger halten – und wann sie wirklich in die Tonne gehören.

 Dorothee Kleinermanns ist Abfallberaterin des Kreises Viersen.

Dorothee Kleinermanns ist Abfallberaterin des Kreises Viersen.

Foto: Kreis Viersen

Ein Rest Braten, nicht mehr ganz frisches Obst oder Gemüse, Brötchen oder ein paar Kartoffeln vom Vortag: In den Haushalten im Kreis Viersen werden jedes Jahr zehn Prozent der eingekauften Lebensmittel weggeworfen. Vieles davon, obwohl es noch nicht verdorben ist. Dorothee Kleinermanns, Abfallberaterin beim Kreis Viersen, sagt: „Damit weniger weggeworfen wird, fehlt es oft nur an Kenntnissen über die Lebensmittel und an guten Ideen.“ Anlässlich der Woche der Abfallvermeidung hat die Abfallberaterin vier Tipps für unsere Leser:

Brot ist ein preiswertes Grundnahrungsmittel. Im Jahr werden pro Person gut 20 Kilogramm gekauft. Aber mehr als jedes siebte Brot wird vergebens gebacken – unter unnötigem Einsatz von Wasser, Pestiziden und Energie für die Bewirtschaftung der Felder, für den Transport, für das Mahlen und Backen und auch unter vergeblichen Einsatz menschlicher Arbeit. Ein Teil fällt in den Bäckereien nach Ladenschluss als Abfall an, ein großer Teil in den Haushalten.

„Wer Brot länger lagern möchte, sollte sich für große, ungeschnittene Brote entscheiden. Die bleiben länger frisch“, sagt Kleinermanns. Außerdem: Je dunkler das Brot ist, desto lagerfähiger ist es. Vollkorn-, Schrot- und Sauerteigbrote halten sich bis zu neun Tage. Reine Weizenbrote dagegen werden schon nach zwei Tagen trocken.

Ernährungsexperten bevorzugen die Lagerung des unverpackten Brotlaibs in einem nicht glasierten Steinguttopf. Der nimmt die Feuchtigkeit aus dem Brot auf und gibt sie wieder ab. Wird das Aufbewahrungsgefäß regelmäßig mit Essig gereinigt, hat Schimmel keine Chance. Angeschnittenes Brot verliert weniger Feuchtigkeit, wenn es auf die Schnittkante gestellt wird. In Papier- und Plastiktüten bleibt es weniger lange frisch, Papier entzieht die Feuchtigkeit, Plastik sorgt für eine weiche Kruste und fördert Schimmelbildung. Bei 18 Grad Celsius hält sich Brot am besten. Keine gute Idee ist es, das Brot im Kühlschrank zu lagern. Denn in der Kühle verändert sich die Stärke im Mehl, so dass sie Wasser viel schlechter bindet. Das sorgt für Austrocknung und eine schaumgummiartige Konsistenz des Brotes. Wer wenig Brot isst, kann es in der Tiefkühltruhe bei minus 18 Grad länger lagern, luftdicht und ohne Luft in Kunststoffbeutel eingepackt. Die benötigte Menge kann dann jeweils aufgetaut werden. Tipp, wenn es schnell gehen soll: Eingefrorene Brotscheiben direkt im Toaster kurz rösten. Aufgetautes Brot mit etwas kaltem Wasser anfeuchten und kurz aufbacken.

 Verdorbenes Brot ist an weißem, blaugrauen oder grünlichen Schimmel zu erkennen. Da dieser Schimmel giftig ist und Leber und Nieren angreifen kann, sollte das Brot komplett in der Restmülltonne entsorgt werden.

Obst und Gemüse werden oft gekauft, um sich gesund zu ernähren. Viele Obst- und Gemüsesorten gehören in den Kühlschrank, sollten aber nicht die Rückwand des Kühlschranks berühren. Dabei entsteht Gefrierbrand, der die Zellen beschädigt, so dass das Obst und Gemüse beim Auftauen matschig werden. Bestimmte Sorten dürfen nicht zu kühl gelagert werden, weil jede Frucht eine bestimmte „Schlaftemperatur“ hat. Bei zu kalter Temperatur treten Kaltlagerschäden auf: Sie verbleiben im Zustand der Pflückreife, entwickeln kein Aroma und verderben, ohne je reif gewesen zu sein. Anfällig für Kälte sind insbesondere Südfrüchte, beispielsweise Bananen. Sie sollten nicht unter etwa 13 Grad Celsius gelagert werden, Grapefruits nicht unter acht bis zehn Grad Celsius. Derart gefährdete Obst- und Gemüsesorten gehören daher bis zur Reife nicht in den Kühlschrank. Auch Tomaten bleiben zwischen zwölf und 16 Grad gelagert besonders aromatisch und reifen an sonnigen Plätzen auch nach. Da Kartoffeln bei einer Lagerung unter drei Grad Celsius süß, glasig und wässrig werden, ist Vorsicht bei Lagerung auf dem Balkon im Winter geboten. Auch zu warm gelagerte Kartoffeln bringen Probleme: Wenn sie lange Keime gebildet haben, enthalten sie geringe Mengen des giftigen Solanins und sollten nicht mehr verzehrt werden.

 Wird angeschnittenes oder angeschlagenes Obst und Gemüse braun, ist das kein Anzeichen für Verderb. Es handelt sich nur um eine chemische Reaktion mit Luft. Allerdings faulen und schimmeln beschädigte Stellen schneller. „Von Schimmel betroffenes Obst und Gemüse sollten Verbraucher als Ganzes entsorgen, weil sich durch den hohen Wassergehalt der Schimmel unsichtbar darin ausbreitet“ empfiehlt Carina Driehsen, Leiterin des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. „Die schädliche Wirkung von Schimmel ist durch Erhitzen oder Kochen nicht zu beseitigen.“

 Ungenießbares, noch nicht zubereitetes Obst und Gemüse kommt in die braune Tonne oder auf den Komposthaufen im Garten. Reste zubereiteter Speisen müssen über die graue Restmülltonne entsorgt werden.

Käse Pro Kopf verzehren die Deutschen im Durchschnitt rund 24 Kilogramm Käse im Jahr. Rund neun Prozent aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle sind Milchprodukte.

Die meisten Käsesorten werden im Kühlschrank gelagert. Wichtig ist, dass der Käse beim Lagern atmen und Feuchtigkeit entweichen kann, damit sich kein Schimmel bildet. Der Käse sollte aber auch nicht austrocknen. Klarsichtfolien mit kleinen Löchern, Käseeinschlagpapiere oder spezielle Käseboxen aus dem Handel sind gut geeignet. Am besten wird jede Käsesorte einzeln eingepackt, damit sich die Aromen der Käsesorten nicht vermischen und bei Edelpilzkäsen dieser Schimmel nicht auf andere Käsesorten „wandert“. Ganze Käsestücke kann man so mehrere Wochen lagern, Frischkäse oder Käsescheiben sollten innerhalb einer Woche verbraucht werden. Bei sechs bis acht Grad Celsius ist es in der oberen Hälfte des Kühlschranks angemessen kühl. Bei dieser Temperatur verzögert sich die weitere Reifung des Käses. Frischkäse sollte bei vier bis sechs Grad Celsius aufbewahrt werden.

Käse verdirbt in erster Linie durch Schimmel. Dabei sind verschiedene Schimmelsorten zu unterscheiden. Edelschimmel wie am Camembert, Brie oder Blauschimmelkäse werden genutzt, um dem Käse sein spezifisches Aroma zu geben. Sie sind gesundheitlich unbedenklich. „Giftiger Schimmel liegt in jedem Fall vor, wenn gräulich-grünliche Pilznester oder rosa-weiße Schimmelstellen auf dem Käse entdeckt werden. Dies gilt für alle Käsesorten“, erklärt Driehsen.

Ist Frischkäse schimmelig, ist die ganze Packung wegzuwerfen, da die Pilzzellen leicht den Käse ganz durchziehen können. Einzig bei Schimmel an Hartkäse am Stück wird empfohlen, den Befall großzügig abzuschneiden und den Käse alsbald zu verzehren. Alle Käseabfälle gehören in die Restmülltonne.

Fleisch und Wurst Fleisch ist ein in der Produktion aufwändiges Lebensmittel: Für den durchschnittlichen Jahresbedarf von 88 Kilogramm werden viele Ressourcen verbraucht. Für Aufzucht, Fütterung Transport und Verarbeitung wird der Ertrag von 1000 Quadratmetern Land benötigt. Um dieses Lebensmittel vor dem Verderb zu schützen, gibt es ein paar einfache Regeln. „Für die Haltbarkeit von Fleisch ist bereits der Transport entscheidend“, sagt Kleinermanns. Frischfleisch sollte nach dem Einkauf in einer Kühltasche transportiert und zügig in den Kühlschrank gebracht werden. Dort gehört es in das unterste Fach oberhalb der Gemüseschubladen.

 Bei Hackfleisch, Fisch und Geflügel ist ein Verbrauchsdatum vorgeschrieben, da diese Lebensmittel anfälliger für mikrobiologische Verunreinigungen sind. Ist dieses Datum abgelaufen, dürfen die Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden, da dies zu gefährlichen Erkrankungen führen kann. Andere Sorten von Fleisch und Wurst haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Packung. Das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet nicht, dass das Lebensmittel ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verzehrt werden kann, häufig sind die Produkte noch einwandfrei.

 Bei welchen Temperaturen halten Tomaten am längsten? Warum gehört Brot nicht in den Kühlschrank? Tipps, wie Lebensmittel länger halten.

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Foto: Getty Images/iStockphoto/KatarzynaBialasiewicz

Am Geruch ist zu erkennen, ob Fleisch möglicherweise schon verdorben ist. „Rinder- oder Schweinefleisch am Stück ohne abweichenden Geruch kann ohne Bedenken verzehrt werden, wenn es vollständig durchgegart wird“, sagt Driehsen. „Verdorbenes Fleisch riecht faulig und ranzig.“ Wurst sollte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums geprüft werden. Ein typisches Kennzeichen für Verderb sind das „Fäden ziehen“, zum Beispiel, wenn eine Scheibe Wurst von der anderen gelöst wird oder ein süßlicher Geruch. Verdorbenes Fleisch und überlagerte Wurst gehören in die Restmülltonne.

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