Viersen Die Welt mit Mathe erfassen

Viersen · Das Städtische Gymnasium Dülken hat wieder einmal erfolgreich eine Vorreiterrolle übernommen.Als erstes Gymnasium in NRW führte die Schulleitung klassendeckend "Das Mathematikbuch 5" ein.

In der 5b des Städtischen Gymnasiums Dülken steht Mathematik auf dem Stundenplan. Doch statt sitzen im Klassenraum und lösen von mathematischen Aufgaben aus dem Buch ordnet Mathelehrer Dominik Douteil etwas ganz anderes an. "Was zum Schreiben mitnehmen. Wir gehen nach draußen und messen einen Baum", ruft er. Einen Baum messen, wie soll das funktionieren? Diese Frage ist in vielen der Schülergesichter zu lesen, als es im Gänsemarsch nach draußen auf den Schulhof geht, wo direkt ein passendes Objekt steht. Es gibt keine Leiter und keinen Zollstock, stattdessen nur ein Geodreieck und ein Maßband. Und doch kann genau damit exakt nachgemessen werden, wie groß der ausgesuchte Baum ist.

Wie das funktioniert, das erklärt Douteil den aufmerksam zuhörenden Schülern in aller Ruhe. Dann setzt das große Messen ein. In Vierergruppen wird mit Geodreieck und Maßband hantiert und gemessen. Mathematik einmal anders, das gibt es am Städtischen Gymnasium mit Beginn des Schuljahres 2008/2009. Zumindest für die fünften Schuljahre. Denn hier führte das Gymnasium ein ganz besonderes Mathematikbuch ein.

"Das Buch ist in der Schweiz schon länger im Einsatz, und wir haben hier teilweise schon mit Auszügen daraus gearbeitet", erzählt Schulleiter Gunter Fischer, der ebenfalls Mathematik unterrichtet. Dann flatterte auf einmal die deutsche Variante ins Haus, und die Mathematikfachschaft, deren Vorsitzender Douteil ist, entschloss sich sofort, es zu nutzen. "Es ist quasi das Buch erschienen, auf das wir die ganze Zeit gewartet haben", schmunzelt Douteil. Die Einzigartigkeit des Buches besteht darin, dass es mit so genannten Minispiralen arbeitet. "Alles wiederholt sich, allerdings auf verschiedenen Ebenen. Neues wird mit Bekanntem verknüpft. Einmal Erlerntes fließt immer wieder mit in die neuen Aufgaben hinein", erklärt Fischer.

Passt ein Airbus auf den Schulhof?

Damit unterscheidet sich der Matheunterricht beachtlich vom normalen Unterricht in diesem Fach. Es ist kein Päckchensystem, wie es normalerweise der Fall ist. "Schüler lernen zum Beispiel Bruchrechnen, schreiben eine Arbeit, und das Thema ist abgehakt. Danach geht es zum nächsten Thema über. Genau das ist mit dem neuen Buch nicht mehr gegeben", informiert Douteil. Es werde nicht stur gelernt, vielmehr gehe es darum, die Welt mit Mathe zu erfassen. Die so genannten Lernumgebungen seien praxisbezogen. Nicht nur bei den Mathelehrern stößt das neue Buch und die damit verbundene Lernweise auf große Begeisterung. "Unser Mathebuch ist klasse. Da stehen tolle Aufgaben drin", urteilt die zehnjährige Julia. Und selbst Jan-Malte, der Mathematik eigentlich nicht so gern mag, muss zugeben, dass die Aufgaben im Mathebuch schon etwas Besonderes sind. Wo sonst überprüft man, ob ein Airbus auf den Schulhof passt oder berechnet Tiergeschwindigkeiten?

(RP)
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