Viersen „Die Stimmen gaben mir den Befehl!“

Viersen · Er sei verwirrt gewesen, als er damals seine Viersener Wohnung im Dachgeschoss den Flammen überließ, beteuerte der 52-jährige Rentner gestern vor dem Mönchengladbacher Schwurgericht. Mit mehreren Löschzügen musste am 2. Januar die Feuerwehr ausrücken und den Wohnungsbrand löschen. An die Tat selbst konnte sich der Mann im Gerichtssaal nicht erinnern.

„Die Stimmen gaben mir den Befehl“, so der unter Verfolgungswahn und Angstzuständen leidende Brandstifter, der sich im Prozess auf einen alkoholbedingten Filmriss berief. Am Ende wiesen die Richter den Beschuldigten mit dem blassen Gesicht wegen einer paranoiden Schizophrenie in eine psychiatrische Klinik ein.

Schwere Brandstiftung hatte der Staatsanwalt dem Alkoholiker vorgeworfen. Strafrechtlich sei der Mann für das Verbrechen nicht verantwortlich zu machen, so das Ergebnis eines psychiatrischen Gutachtens. Zugleich sprach der Sachverständige von Wiederholungsgefahr und erklärte, dass der Rentner in einer geschlossenen Abteilung untergebracht werden müsse. Und so hat das Gericht am Ende entschieden.

Zeugenaussagen spielten in der Verhandlung eine wichtige Rolle, weil sich der Mann mit einem Alkoholpegel von 2,04 nicht mehr an das Tatgeschehen im Viersener Mehrfamilienhaus erinnern konnte. Am Tattag erhielt der Beschuldigte Besuch von einem Mitbewohner. Die Männer tranken zusammen Alkohol. Nach einem Streit verließ der Mitbewohner die Wohnung des Gastgebers. Der verließ danach offenbar ebenfalls das Haus. Wenig später sah der Mitbewohner auf der Straße schon die Qualmwolken aus dem Dachgeschoss.

Eine technische Ursache für das Feuer schloss der Brandsachverständige aus. Am Bett und unter der Dachschräge sei an drei Stellen Feuer gelegt worden, so der Gutachter gestern. Es habe sich um offenes Feuer und keineswegs um einen Schwelbrand gehandelt. Die Wohnung war für einige Zeit unbewohnbar. Der Vermieter nannte einen Gesamtschaden von etwa 150 000 Euro. „Es tut mir leid, was passiert ist“, bedauerte der Beschuldigte am Ende mit leiser Stimme. Spontan akzeptierte er das Urteil und versprach, „sich behandeln zu lassen“.

(RP)
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