Wettbewerb in Viersen Viersen sucht ein Lied

Viersen · Und wir hätten da schon Ideen, wer’s schreiben, komponieren und singen soll.

  Frank Sinatra („The Voice“) machte  den Song „New York, New York“  unsterblich.

Frank Sinatra („The Voice“) machte den Song „New York, New York“ unsterblich.

Foto: Keystone

Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh’n? Haben Sie das schon erlebt? Man sieht zwar nicht, ob die Bäume blüh’n, welche besonders beliebt... Der österreichische Liedermacher Rainhard Fendrich setzte seiner Geburtsstadt Wien mit „Wien bei Nacht“ 1985 ein Denkmal. Und „Bochum“ ist auch 36 Jahre nach seiner Entstehung kein Lied, sondern eine Liebeserklärung, die Herbert Grönemeyer zum Star machte. Es kann Großes entstehen, wenn Menschen ihrer Heimatstadt ein Ständchen bringen. So wie Gerard Kennys „New York, New York (So Good They Named It Twice)“, zumal wenn es Frank „The Voice“ Sinatra ins Mikrofon sang. 1978 schrieb Kenny die Ode an seine Geburtsstadt, im selben Jahr gründete sich in Birmingham die britische Reggae-Pop-Band UB40, die der jamaikanischen Hauptstadt „Kingston Town“ ein musikalisches Denkmal setzte (wenn auch mit einem gecoverten Song).

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Stadt Viersen in seiner jetzigen Form schreibt die Stadt einen Wettbewerb für ein Stadtlied aus. Teilnehmen an dem Kompositionswettbewerb können Einzelpersonen und Gruppen. „Herauskommen soll ein Lied in gängiger Single-Länge“, sagt Stadtsprecher Frank Schliffke. Die Musikrichtung ist nicht vorgegeben. Das gilt auch für den Text. Allerdings wird es bei der Auswahl eine Rolle spielen, wie die Worte das Thema „Gesamtstadt Viersen“ und ihre „Einheit in der Vielfalt“ aufgreifen. Der Wettbewerb läuft bis zum 4. Mai. Eine Jury wird aus den Einsendungen drei bis fünf Stücke aussuchen und vorstellen. „Zwei Wochen haben die Viersener dann Zeit, ihren Favoriten zu benennen“, sagt Schliffke. Ende Mai fällt die Entscheidung. Öffentlich vorgestellt wird das neue Viersenlied beim Familienfest zum Stadtjubiläum am 8. und 9. August auf dem Hohen Busch.

 Unser Favorit für den Text: Emil Schult.

Unser Favorit für den Text: Emil Schult.

Foto: Martin Röse

Nun mag man ja denken, dass Hymnen eher auf Metropolen passen und Viersen – zählte man es fieserweise zur Provinz – kaum Chancen auf ein Stadtlied mit Hitcharakter hätte. Das stimmt aber nicht. Die Band Zoff schuf 1984 mit „Sauerland“ einen Ohrwurm, in dem Örtchen wie Finnentrop (17.700 Einwohner), Züschen (1.600 Einwohner) und Hundesossen (53 Einwohner) verewigt wurden. („Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, begrabt mich mal am Lennestrand – wo die Misthaufen qualmen, da gibt‘s keine Palmen...“). Freilich: Unbedarft ist die Herausforderung schwer zu meistern. Eine Vorgabe des Wettbewerbs lautet, dass die Teilnehmer einen Bezug zu Viersen haben müssen. Weil sie hier leben oder hier aufgewachsen sind. Und so wie Viersen aus mehreren Stadtteilen besteht, so ist die hehre Aufgabe vielleicht nur im Team zu lösen.

Unser Favorit für die Komposition: Roosevelt.

Unser Favorit für die Komposition: Roosevelt.

Foto: Riccardo Primavera (This Is Music Ltd)

Wir hätten da auch schon eine Idee: Der in Viersen lebende und arbeitende Fluxus-Künstler Emil Schult ist nicht nur ein begnadeter Hinterglasmaler und kluger Kopf, er hat auch nachweislich großes Talent beim Liederschreiben. Schließlich stammt von ihm der Text des Kraftwerk-Hits „Das Model“. Er sollte den Text schreiben. Aus Viersen stammt auch Marius Lauber. Unter dem Namen kennt den Kölner Musiker kaum einer – als Roosevelt ist er regelmäßig im Radio zu hören, der „Spiegel“ lobte sein Erstlingswerk vor drei Jahren ziemlich in den Himmel, natürlich zu Recht. Wenn einer den Viersen-Song komponieren sollte, dann Roosevelt. „New York, New York“ wurde deshalb so groß, weil es Frank Sinatra war, der den Song mit Leben gefüllt hat. Das Viersenlied braucht einen Performer – oder vielleicht noch besser: eine Performerin. Mirja Boes aus Boisheim ist nicht nur eine wunderbare Comedian, sie kann auch hervorragend singen. Hunderttausende grölten mit, als Boes alias Möhre auf Malle „Das sind nicht 20 Zentimeter, Nie im Leben, kleiner Peter“ sang.

Sage niemand, Viersen habe kein Hit-Potenzial!

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