Viersen Die Stadt hilft, das Zuhause zu erhalten

Viersen · Seit 1998 gibt es bei der Stadt Viersen die Fachstelle für Hilfen in Wohnungsnotfällen. Und das erfolgreich. 500 Menschen lebten 1998 in Obdachlosenunterkünften, 2015 waren es nur noch sieben

 Das Bürgerdienste-Team mit Abteilungsleiter Claudia Ulonksa (3. v. l.) und Hermann Josef Schmitz rechts mit ihrem Team.

Das Bürgerdienste-Team mit Abteilungsleiter Claudia Ulonksa (3. v. l.) und Hermann Josef Schmitz rechts mit ihrem Team.

Foto: paka

Die beste Hilfe bei Obdachlosigkeit ist, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. "Unser Ziel ist die Prävention. Darin sind wir sehr erfolgreich", sagt Claudia Ulonska, die gemeinsam mit Josef Schmitz die Abteilung "Spezielle Bürgerdienste" bei der Stadt Viersen leitet.

Bevor die Fachstelle für Hilfen in Wohnungsnotfällen im Jahr 1998 gegründet wurde, lebten in Viersen über 500 Menschen in Obdachlosenunterkünften. 2015 lebten dort noch sieben Personen. "Im Vergleich mit ähnlich strukturierten Städten hat die Stadt Viersen heute landesweit mit die niedrigste Obdachlosenquote", so Ulonska.

In der Fachstelle für Hilfen in Wohnungsnotfällen können sich Bürger Rat und Beistand holen, wenn Kündigungen der Wohnung, Räumungsklagen oder Räumungstermine drohen. Auch bei Mietaufhebungsverträgen oder befristeten Mietverträgen helfen die Mitarbeiter. "Wir stehen beratend etwa als Mediator bei Verhandlungen mit Vermietern zur Seite", berichtet Schmitz. Im umgekehrten Fall sind die Mitarbeiter aber auch für Vermieter da, wenn zum Beispiel Mietrückstände aufgelaufen sind. Gut 660 Haushalte - darunter 408 Ein-Personen-Haushalte - hat die Fachstelle im Jahr 2015 beraten.

"Unsere Arbeit soll den Menschen als Hilfe zur Selbsthilfe dienen. Wir bevormunden niemanden. Jeder Bürger kann in eine schwierige Lebenssituation geraten. Unser Ziel ist es, bei Wohnungsnotfällen dafür zu sorgen, dass die Menschen wieder in ein reguläres Mietverhältnis kommen", erklärt Ulonska.

Auch die Obdachlosenunterkunft für alleinstehende Wohnungslose an der Josefskirche gehört zur Abteilung der Stadtverwaltung. "Manchmal können wir nichts tun, da es auch Menschen gibt, die freiwillig ohne Obdach sind", sagt Schmitz. Dieses Lebensmodell müsse man respektieren. "Sie können die Unterkunft für Übernachtungen nutzen. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass sie Hilfe haben möchten, dann stehen unsere Sozialarbeiter zur Verfügung, vermitteln Wohnraum und helfen, den Weg in ein strukturiertes Leben zu ebnen."

In solche Notlagen könnten alle geraten: Die Familie mit Kindern, die wegen Arbeitsverlust des Vaters vor einer Wohnungskündigung steht, der Mensch, der durch den Tod des Partners aus der Bahn geworfen wird, der vereinsamte Senior ohne Familienanhang. Für diese Fälle haben die Städte und Gemeinden eine sozialrechtlich vorgeschriebene Fürsorgeverpflichtung.

Um diese, aber auch andere Menschen in Not zu unterstützen, gibt es die "Speziellen Bürgerdienste". Sie sind im Fachbereich Soziales und Wohnen. Dort arbeiten rund 45 Frauen und Männer: Verwaltungsfachleute, Sozialarbeiter, Betreuer und Hausmeister, die in Einrichtungen wie der Obdachlosenunterkunft oder den Flüchtlingsunterkünften tätig sind.

Alle "Speziellen Bürgerdienste" sind an der Königsallee untergebracht: die Fachstelle für Hilfen in Wohnungsnotfällen, Wohnberechtigungsscheine, Seniorenberatung und Pflegestützpunkte, Wohnberatung, Betreuungsstelle, Rentenberatung und die Fachstelle für behinderte Menschen im Berufsleben, der Besuchs- und Begleitdienst sowie der Asylbereich.

Die Mitarbeiter der Speziellen Bürgerdienste stehen während und außerhalb der Öffnungszeiten für telefonische Anfragen zur Verfügung. "Es sollte keine Scham geben, zu uns zu kommen, wenn man in einer Notlage ist", sagt Ulonska.

(paka)
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