Hidden Champion Die schnellsten Käseschneider Europas
Dülken · Das 250 Mitarbeiter starke Unternehmen Baackes & Heimes in Dülken hat Millionen in eine neue Produktionslinie investiert
„Wir sind Händler mit Veredlung.“ Bei diesem Satz schaut Stefan Welter in die Produktionshalle. Dort wird Käse geschnitten und verpackt in einem Tempo, das die Augen kaum mehr erfassen können. Der Geschäftsführer von Baackes & Heimes hat die neue Produktionsanlage im Blick, die unter den 13 Linien des Dülkener Unternehmens so etwas wie der Rolls Royce ist. „Die neue Linie ist in der europäischen Käseindustrie einzigartig“, sagt der 51-Jährige. Das Besondere: Der vollautomatisierte Turbo mit 22 Metern Länge kann Käseplatten mit bis zu sechs verschiedenen Sorten konfektionieren.
„Ein Röntgenscanner durchleuchtet die Käsedichte und garantiert dem Handel egalisierte Packungen“, beschreibt Betriebsleiter Markus Schmidt. Höhepunkt sei das neuartige Shuttle-System: Anders als bei herkömmlichen Fertigungsstraßen werden die Scheiben nicht auf einem Förderband transportiert. Die von drei sogenannten Slicern geschnittenen Scheiben landen auf Tabletts, die auf Magnetschienen laufen.
Schmidt: „Das Einlegen der nach Kundenwunsch ausgewählten Käsesorten übernehmen drei Roboter mit jeweils zwei Armen.“ Menschen sind nicht mehr dafür da, den Käse anzupacken, sondern den Computer zu kontrollieren, neue Etiketten einzulegen oder am Ende des Fließbands die Kartons bereitzustellen, die dann per LKW zum Supermarkt gehen.
Seit mehr als 60 Jahren steht Baackes & Heimes für professionelle Käseverpackung. Ob für Discounter oder Lebensmitteleinzelhandel – die Dülkener haben stets daran getüftelt, den Käse appetitlich und sauber verpackt für den Verbraucher fertig zu machen. Das hat sich auch nicht mit der Übernahme durch die Frischpack-Gruppe im vergangenen Jahr geändert. Während die Oberbayern eher für Großverbraucher und Industrie verpacken, ist es für den Niederrheiner Baackes & Heimes das Nischengeschäft für besondere Spezialitäten, das die Dülkener beispielsweise für Ketten wie Aldi hochinteressant macht.
„Mit der neuen Linie stoßen wir in eine neue Dimension“, beschreibt Stefan Welter, der das kaufmännische Handwerk bei Baackes & Heimes 1986 von der Pike auf gelernt hat und nach einigen Jahren Tätigkeit im süddeutschen Raum von Manfred Heimes wieder auf die Kommandobrücke an der Dülkener Eintrachtstraße geholt worden ist. Um die „discountfähige Nische“, wie der gebürtige Dülkener es nennt, auch mit Blick auf die 250 Mitarbeiter stabil zu halten, hat das Unternehmen mit der neuen Linie in 37 Tonnen HighTech investiert.
Als neun Sattelschlepper die Fertigungsstraße in 27 Einzelkomponenten anlieferten, wusste die Belegschaft, dass jetzt ein neues Zeitalter für Baackes & Heimes angebrochen ist. Stefan Welter: „So lassen sich Sortenwelten mit unterschiedlichen Geschmackserlebnissen wie mild, nussig, würzig oder Länderreisen mit Spezialitäten aus Frankreich, Schweiz oder Bayern zusammenstellen.“
Darum ist Stefan Welter mehr denn je europaweit in erlesenen Käsereien unterwegs, um die Produktvielfalt zu erweitern und interessante Sorten für die Abnehmer zu probieren. Der Turbo im Betrieb verheißt hier unendliche Möglichkeiten. Sein eigener Favorit ist ein alter Gouda, der allein wegen seiner goldgelben Färbung und der weißen Reifekristalle ins Auge sticht. Dieses Qualitätssiegel soll die Verpackung nicht verstellen, sondern herausstellen. Und genau in diesem Job sind die Dülkener top.
