Viersen Die Schätze der Bruderschaften

Viersen · „Schützen, Glanz und Gloria“ heißt die Ausstellung, die das Schloss Rheydt demnächst präsentiert.Zu sehen sind Uniformen, Schmuck und Waffen. Zur Eröffnung kommen Kaiser-Sohn Otto von Habsburg und Weihbischof Dr. Heiner Koch.

MÖNCHENGLADBACH Liesel ist ein flotter Feger. Schon so manch einer hat sein Herz an die patente Kellnerin verloren. Kein Wunder bei dem verführerischen Augenaufschlag, den roten Wangen, dem figurbetonten Dirndl. Doch Liesel hat noch mehr Argumente, die ihr Bewunderung einbringen: In jeder Hand hält sie mehrere randvolle Bierkrüge. Obendrein balanciert sie auf einem Bierfass. Ob sich diese Szene so oder so ähnlich abgespielt hat oder doch nur künstlerische Freiheit war, konnte wohl nur der Künstler selbst, Fritz Kaulbach, beantworten. Fakt ist jedoch, dass die Schützen sich dieses Motiv zu Eigen gemacht haben. Deshalb findet sich das Bild der kessen „Schützenliesel“ auf vielen Schützenscheiben. Auf einigen sogar, in denen noch richtige Einschusslöcher von der Armbrust zu sehen sind. Eine solche zeigt das Museum Schloss Rheydt in der Ausstellung „Schützen, Glanz und Gloria“, die am 30. August eröffnet wird. Neben den Schützenschildern werden auch Trachten, Uniformen und Schmuck der zu sehen sein, darunter der Silberschatz der Bruderschaften im Gladbacher Land. Die Schau wirft sowohl einen Blick auf das Schützenwesen als europäisches Phänomen als auch auf die Besonderheiten in Tradition und Bräuchen der rheinischen Schützen.

Kuratorin der volkskundlichen Schau ist Sonja Nanko, die derzeit alle Hände voll zu tun hat mit dem Schreiben von Texten. „Aber die richtig heiße Phase kommt erst Mitte August. Denn alle Exponate sind noch nicht da“, erklärt die 31-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin von Schloss Rheydt. Die Ausstellungsstücke, die aber bereits da sind, hängen oder liegen sicher im Lagerraum des Museums. Darin muss alles seine Ordnung haben, damit kein Exponat verwechselt wird. Nach der Ausstellung müssen die Leihgaben nämlich wieder zu ihren rechtmäßigen Besitzern. Die Uniformen, Kelche und Waffen stammen nicht nur vom Niederrhein. „Einiges kommt aus Belgien, den Niederlanden oder Polen“, sagt die Kuratorin. Die Stücke nach Schloss Rheydt zu holen sei mit großem Aufwand verbunden. „Dieses Hin und Her dauert eben. Geholfen hätten dabei die guten Kontakte der Schützen. Denn das Schloss Rheydt macht die Schützen-Schau nicht allein, sondern in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Schützenmuseum in Neuss, dem Gladbacher Bruderrat und der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen.

Ein Thema der Ausstellung sind die verschiedenen Uniformen. „Trotz der vielen Unterschiede gibt es erstaunlich viele Parallelen“, hat Nanko während ihrer Recherchen zur Ausstellung herausgefunden. Überhaupt sei das Schützenwesen ein „spannendes Feld“, zum einen wegen der langen Traditionen, die bis in die Gegenwart reichten, zum anderen wegen ihres großen sozialen Engagements. Ein weiteres Thema ist das Gladbacher und Korschenbroicher Silber der ortsansässigen Bruderschaften. „Darunter sind viele sehr schöne Stücke, zum Beispiel ein Rückensilber, das ein französischer Besatzer als Schützenkönig trug“, sagt Nanko.

Zur Eröffnung der Schau kommen höchste Repräsentanten des europäischen und deutschen Bruderschaftswesens wie auch Schirmherr Otto von Habsburg, der 95-jährige Sohn des letzten österreichischen Kaisers und gleichzeitig Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Sebastianus in Europa, sowie Bundespäses Weihbischof Dr. Heiner Koch.

(RP)
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