Polizei Kreis Viersen Fünf Stellen mehr für die Kreispolizei

Kreis Viersen · Die Polizei erhält Verstärkung durch Angestellte. Sie werden vor allem im Büro eingesetzt. Mehr Polizisten können dadurch ins operative Geschäft zurück. Insgesamt hat die Kreispolizei dann 476 Stellen

 Im September kommen 30 junge Polizeibeamte als „Nachersatz“ nach Viersen. Sie fangen die geplante Personalfluktuation des kommenden Jahres auf.

Im September kommen 30 junge Polizeibeamte als „Nachersatz“ nach Viersen. Sie fangen die geplante Personalfluktuation des kommenden Jahres auf.

Foto: dpa/dpa, obe aba lkl fpt

Der Abwärtstrend ist gestoppt: 477 Polizeibeamte hatte der Kreis Viersen im Jahr 2000, 445 waren es in 2010. Der Tiefstand war in den Jahren 2015 und 2016 erreicht – mit je 423 Beamten. 2017 und 2018 rechnete man im Stellenplan mit 424 Polizisten. Kein gigantischer Anstieg, aber eine Trendwende. Hinzu kommt in diesem Jahr ein Stellen-Plus bei den Regierungsbeschäftigten. Insgesamt – mit Polizisten und Regierungsbeschäftigten – hat der Kreis Viersen damit jetzt 476 Stellen. 2017 waren es 471.

„Mehr Personal ist immer eine Erleichterung“, sagt Klaus Gisbertz, Mitarbeiter im Leitungsstab der Kreispolizei. „Für die fünf zusätzlichen Stellen haben wir bereits im Laufe des Jahres Leute eingestellt. Weitere Einstellungsverfahren laufen noch.“

Als Regierungsbeschäftigte bezeichnet man Mitarbeiter im Angestelltenverhältnis, die keine Polizei-Ausbildung haben. „Sie arbeiten zum Beispiel im Radarwagen, in der Öffentlichkeitsarbeit, der Beratung oder der Sachfahndung“, erklärt Polizei-Sprecherin Antje Heymanns. Doch auch der unmittelbaren Polizei-Arbeit kommt das Personalplus zu Gute. Die Polizisten, die bis dahin am Schreibtisch saßen, können wieder ins operative Geschäft zurück. „Das Ganze gehörte zum Maßnahmenpaket der neuen Landesregierung“, erklärt Heymanns.

Die CDU-Landtagsabgeordneten Britta Oellers, Stefan Berger und Marcus Optendrenk sehen in der Stärkung der Polizei die Einlösung eines Wahlversprechens. Die zusätzlichen, insgesamt 500 Regierungsbeschäftigten in NRW sollen helfen, die Durststrecke zu bewältigen, bis die neuen Polizeianwärter ausgebildet sind. „Dadurch können wir die Gesamtzahl der Stellen in vielen Polizeipräsidien und Kreispolizeibehörden steigern. Damit erfüllen wir unser Versprechen, NRW sicherer zu machen.“

Bei Ralf Robertz von der Gewerkschaft der Polizei, Kreisgruppe Viersen, ist die Freude verhalten: „Die Personalnot trifft uns nicht mit so großer Wucht, wie wir es vor Jahren befürchtet haben, aber wir sind noch nicht im gelobten Land. An eine Ertüchtigung der Polizeiwachen in Nettetal und Willich ist kurz- und mittelfristig trotzdem nicht zu denken.“

Als Folge des Personalmangels hatte die Kreispolizei in den vergangenen Jahren umstrukturieren müssen: Die Polizeiwachen in Nettetal und Willich sind seitdem nachts und an Wochenenden nicht mehr besetzt. Auch Regionalkommissariate wurden zusammengelegt. „Wenn man weniger Personal hat, muss man eben organisatorische Maßnahmen treffen“, sagt Gisbertz.

Eine Ursache für die Personalnot ist die Überalterung der Polizei: „Wir haben fünf bis acht Prozent Pensionierungen pro Jahr. Lange Zeit wurden zu wenig Leute eingestellt“, sagt Robertz.

Um die planbare Fluktuation aufzufangen, werden den Polizeibehörden jedes Jahr Anfang September nach einem landesweiten Verteilerschlüssel Polizeibeamte zugewiesen. „Wir hoffen im September auf 30 neue Polizeivollzugsbeamte“, sagt Gisbertz. Die meisten davon würden jetzt gerade mit der Ausbildung fertig. Deshalb müsse man erst einmal abwarten, ob sie die Prüfung bestehen. Kurzfristig liege die Kreispolizei dann sogar über ihren Soll von 476 Stellen. „Das baut sich aber im Laufe des Jahres wieder ab“, erklärt Gisbertz.

Gewerkschafter Robertz sieht noch andere Probleme: „Die meisten Neuzugänge kommen aus einer anderen Region, etwa dem Raum Aachen, Köln, Bonn. Sie haben keinen Bezug zu Viersen und werden nach vier Jahren vermutlich einen Versetzungsantrag stellen.“ Eine weitere Herausforderung für die sowieso schon überlasteten Behörden sei der digitale Umbruch. „Die Umschulung und Weiterbildung bindet Ressourcen. Man muss fünf bis sieben Arbeitstage pro Person rechnen.“

Laut CDU-Landtagsabgeordneten sind die fünf neuen Stellen für den Kreis Viersen erst der Anfang: „Wir haben 2017 die Neueinstellungen bei der Polizei auf 2300 erhöht. Im Jahr 2019 werden wir 2400 Polizisten einstellen“, teilen sie mit. Die Verteilung auf die Behörden erfolgt nach einem komplizierten Verfahren, der „Belastungsbezogenen Kräfteverteilung“. 

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