Kommentar Die Politik der Verwaltung

Kommentar · Über die Politik in Viersen entscheidet die Verwaltung. So scheint es zumindest, wenn der Bürger die Abläufe der Ausschusssitzungen in der Kreisstadt betrachtet. Der Zuhörer kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn er sieht, wie sich seine gewählten Vertreter von der Rathausspitze einwickeln lassen. Beispiel gefällig? Da verkündet der Baudezernent quasi nebenbei, dass in rund fünf Jahren die Bahnstrecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen zweigleisig ausgebaut wird. Eine schriftliche Vorlage für die Vertreter im Fachausschuss gibt es natürlich nicht. "Mündlicher Vortrag" heißt das im Beamtendeutsch. Und für die Politiker aller Fraktionen reicht das anscheinend auch. Mehr noch: Selbst Nachfragen bleiben aus. Dabei geht es um nicht weniger als die Zukunft Viersens.

Da wird es schon fast zur Nebensache, dass der Zwischenbericht zum Tierpark – natürlich als "Mündlicher Vortrag" mal eben durchgewinkt wird. Nachfragen zur Finanzierung der Sanierung des maroden Hauses, in dem künftig der "Gehege-Betreuer" wohnen soll? Fehlanzeige. 200 000 Euro kostet die Investition. Der Vollständigkeit halber sei der natürlich "Mündliche Bericht" zur Grabeskirche erwähnt. Harte schriftliche Fakten waren auch hier nicht von der Verwaltung vorgelegt worden. Schließlich gibt es da ja noch einen Arbeitskreis. Soll der sich damit beschäftigen. Ein Armutszeugnis für die Politik. Anscheinend ist es inzwischen in Viersen gleichgültig, ob Ratsvertreter die restlichen Kollegen in ihren Fraktionen umfassend über Inhalte der Sitzungen in Fachausschüssen und damit über die Zukunftspläne der Stadt informieren können. Denn: Über die Politik in Viersen entscheidet die Verwaltung. JOACHIM NIESSEN

(RP)
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