Kreis Viersen Die magischen drei Minuten

Kreis Viersen · Was macht einen Türzylinder sicherer, wo sollen Bewegungsmelder installiert sein? Wie können die eigenen vier Wände generell einbruchssicherer gemacht werden? Diese Fragen beantwortet die Polizei bei ihren Beratung.

 Waldemir Cierpinski verfolgte die Einbrecher barfuß.

Waldemir Cierpinski verfolgte die Einbrecher barfuß.

Foto: rponline

"Wir wollen auch Sichtweisen von Einbrechern erläutern, die Art und Weise wie er denkt und tickt. Das heißt nicht, dass wir Verständnis für Einbrecher hervorrufen möchten", sagt Hauptkommissar Uwe Dethlefsen und erntet damit erste Schmunzler bei den Besuchern, die sich im Kommissariat Kriminalitätsvorbeugung in Dülken eingefunden haben. Dann aber wird Dethlefsen wieder ernst. Aus seiner Praxiserfahrung weiß er, dass das Gefühl, jemanden in der eigenen Wohnung gehabt zu haben, schwerer wiegt, als der Verlust von Gegenständen.

Und daher soll es zu diesem Gefühl erst gar nicht kommen. Nachrüsten in Sachen Sicherheit ist jederzeit möglich, obwohl es einfacher ist, bei einem Neubau sofort den Polizeifachberater zu Rate zu ziehen. Dass es aber oft die kleinen Dinge sind, die es Einbrechern schwer machen, zeigt der Hauptkommissar anhand von Beispielen. Rollladen sollten nicht gänzlich geschlossen werden, sondern Licht durch einen Spalt fallen. Das signalisiert einem Einbrecher, es ist jemand zu Hause und "die größte Sorge des Einbrechers ist es, ihnen zu begegnen", so Dethlefsen. Dem Einbrecher Anwesenheit vorgaukeln und sei es durch Zeitschaltuhren, sei ein wichtiger Faktor.

Vorhandene Sicherheitsmaßnahmen ausschöpfen ist ein weiterer Aspekt. Die Haustür mit der Fünffachverriegelung bringt wenig, wenn sie nicht abgesperrt ist. Bewegungsmelder sind so anzubringen, dass sie nicht bequem per Hand erreicht werden können. Das heißt, drei Meter Höhe sollten es sein. Auch außenliegende Kabel sind zu vermeiden. Ein Knipser und sie sind durchgeschnitten. Besonders Rückfronten von Häusern sollten gut ausgeleuchtet werden. "Schaffen sie eine Bühnenbeleuchtung mit 300 bis 500 Watt, die die Fassade anstrahlt", empfiehlt Dethlefsen. Dass die Haupteinbruchszeiten zwischen 16 und 22 Uhr liegen, lässt die meisten ungläubig den Kopf schütteln. Nur sieben Prozent der Einbrüche erfolgen über die Haustür. 80 Prozent über Fenster und Terrassentüren.

Wie einfach ein Einbruch an einem normalen Fenster möglich ist, zeigt Dethlefsen an einem Modell. Er setzt den Schraubendreher am ungeöffneten Fenster an und es springt auf. Die Erklärung dazu folgt. Die normalen Rollzapfen widerstehen dem Einbruch nicht. Wohl dagegen die Fenster, deren Pilzköpfe mit speziellen Schließteilen im Rahmen eine Verbindung eingehen. Fenster die nicht älter als 20 Jahre sind, lassen sich in der Regel nachrüsten.

Querriegel mit Sperrbügel für Mietwohnungstüren, Zylindermanschetten, Sicherheitsglas für Türeinsätze, die Sicherung von Hausnebeneingangstüren, der Einbau von Alarmanlagen — Dethlefsen stellt die gesamte Sicherheitspalette vor und erinnert an die magischen drei Minuten. Die besagen, dass ein Einbrecher nach spätestens drei Minuten aufgibt, wenn er nicht ins Haus kommt. Die Entdeckungsgefahr ist ihm dann zu groß. Dass Sicherheit hilft, weiß Besucherin Rosemarie Paschke aus eigener Erfahrung. Bei ihr versuchten es Einbrecher, scheiterten aber an der gesicherten Haustür. Frage des Tages

(RP)
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