Brüggen Die Laumans-Brücke ist Geschichte

Brüggen · Wochenlang wurde über den Erhalt der Brücke diskutiert. Der aufwendige Transport des 11,3 Tonnen schweren Kolosses hinderte die Helfer an der Rettung. Gestern nahmen Mitarbeiter der Abbruchfirma die Brücke auseinander

 Die Brücke ist weg. Vorübergehend hatte die Abbruchfirma den 11,3 Tonnen schweren Koloss auf dem Ziegeleigelände abgestellt. Gestern nahmen die Mitarbeiter die Brücke schließlich auseinander.

Die Brücke ist weg. Vorübergehend hatte die Abbruchfirma den 11,3 Tonnen schweren Koloss auf dem Ziegeleigelände abgestellt. Gestern nahmen die Mitarbeiter die Brücke schließlich auseinander.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Mitarbeiter der Firma Lankes haben gestern nach Rücksprache mit SPD-Fraktionschef Gottfried Optenplatz , die alte Laumans-Brücke auseinandergenommen. Damit ist das Projekt, die Brücke zu retten, gescheitert. Nach wochenlangen Diskussionen um den Erhalt, nach Spendenaufrufen und vielen Stunden, in denen Brüggener überlegten, was man mit der Brücke tun könnte, ist klar: Einen neuen Standort wird es für die Brücke nicht geben. Sie ist jetzt ein Teil der örtlichen Tongeschichte.

Dabei hatte man nach langem Hin- und Herüberlegen einen Standort in der Nähe gefunden, auf dem der 11,3 Tonnen schwere Koloss ein Jahr lang hätte stehen können. In dieser Zeit, so hatten die Helfer gehofft, hätte man die aus Holz, Stahl und Dachziegeln gebaute Brücke instandsetzen können. Doch dazu hätte man die 14 Meter lange Brücke auf einem Tieflader dorthin bringen müssen - und die letzten 40 Meter des Weges sind unbefestigt. Das hätte sich nicht so einfach bewältigen lassen. "Das hätte sicherlich 4000 bis 5000 Euro gekostet", schätzt Optenplatz. "Finanziell war das nicht rüberzubringen."

Unklar war auch, wo man die Brücke danach hätte aufstellen können, und ob das baurechtlich genehmigt worden wäre. Viele Ideen gab es - etwa am Ende der St.-Barbara-Straße, wo Ton abgebaut wird, oder in Oebel, wo die Tonlore steht. Doch ein klares Konzept gab es nicht. Und so erklärte Optenplatz gestern hörbar schweren Herzens: "Wir sehen nach all der Zeit und den ganzen Bemühungen keine Möglichkeit mehr, die Brücke zu retten." Er fasst zusammen: "Man hat viel reingesteckt und doch verloren." Mit dem Scheitern der Aktion verbindet Optenplatz auch Selbstkritik: "Wir sind ja selbst ein bisschen zu spät gekommen", sagte er. "Und als der Bagger zu sehen war, fing der Wehmut an."

Bernhard Mertens, der eine Autowerkstatt im Weihersfeld führt, sammelte aus privater Initiative Geld für den Erhalt der Brücke. 700 Euro kamen zusammen. Was nun mit dem Geld passiert, will Mertens mit den anderen Brückenrettern besprechen. "Ich würde vorschlagen, alle Spender anzuschreiben und sie zu fragen, ob das Geld gespendet werden soll oder ob sie es zurückhaben wollen", so Mertens.

René Bongartz nahm die Abbrucharbeiten an der Brücke gestern mit Bedauern zur Kenntnis: "Das tut echt weh, das ist sehr schade", sagte er. Doch die Diskussion um den Erhalt habe auch gezeigt, wie vielen Menschen die Brücke wichtig sei, wie viele sich für die Geschichte der Tonindustrie in Brüggen interessierten: "Ich glaube, dass sich eine Gruppe finden wird, die sich mit der Geschichte befasst."

Mit der Geschichte der Tonindustrie in Brüggen und Bracht will sich auch die SPD befassen. Sie bereitet einen Antrag vor, der die Ausweisung einer markierten Radroute zum Ziel hat. Ist der Antrag eingebracht, muss er in den politischen Gremien diskutiert werden. Entlang der Route sollen Ausflügler die heimische Tonindustrie "erfahren" können - indem sie beispielsweise nicht nur (ehemalige) Ziegeleistandorte besichtigen, sondern auch mehr über den Tonabbau, die Tonwaage oder den Verlauf der Kleinbahnstrecken lernen.

Die Brücke hätte am Start- und Zielort aufgebaut werden können. Das war eine Idee. Auch ohne die Brücke will die SPD das Projekt Ton-Radroute nun weiterverfolgen. Zur Einstimmung soll die Radtour der SPD im Spätsommer zu den Stätten der Tonindustrie führen.

(RP)
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