Viersen Die Landsmannschaft in Dülken

Viersen · "Vielleicht bleibt die Tätigkeit der Ortsgruppe Viersen-Dülken der Landsmannschaft Ost-, Westpreußen und Danzig als eine Fußnote in der Dülkener Stadtgeschichte erhalten." Dies wünscht sich Jürgen Zauner, der seit 1981 Vorsitzender der Landsmannschaft ist. Er befürchtet, dass "mit dem Aussterben der letzten Zeitzeugen der Erlebnisgeneration in den nächsten Jahren auch alle Vereine und Verbände verschwinden, deren Gründung in der Katastrophe von 1945 zu suchen ist. Damit dürften auch die Erinnerungen der Deutschen an die Provinzen des Reiches östlich der Oder kaum noch lebendig sein."

Der erste Heimatabend aller Ostpreußen aus Dülken und Umgebung fand am 22. Oktober 1950 statt, die Gründungsversammlung am 25. November. Im Laufe der nächsten Jahre wechselte häufig der Vorstand, in den 60er Jahren kehrte Ruhe ein. In den 70er Jahren besuchten viele – mit gemischten Gefühlen – zum ersten Mal das Haus, den Hof, das Dorf, die Stadt ihrer Kindheit und Jugendzeit. Wehmütig und tief aufgewühlt, mit Heimaterde und Setzlingen von der "eigenen" Scholle kamen sie zurück. In Dülken nutzten die Vertriebenen und ihre Nachkommen vereinzelt Kontakte zu polnischen Sportlern.

"Klagemauer" aller Ostpreußen

Als 1991 die Grenze offen war, fuhren viele in das nun russische Nordostpreußen – und fanden nichts mehr wieder. Ganze Dörfer waren verschwunden, die Wiesen und Felder in Steppe verwandelt. Die Königsberger Domruine wurde zur "Klagemauer" aller Ostpreußen. Als 1980 der langjährige Vorsitzende der Dülkener Ortsgruppe Kurt Kochalski starb, geriet die Gruppe in eine ernste Existenzkrise. Es war vor allem dem damaligen Vorsitzenden der Viersener Gruppe, Willi Zastrau, zu verdanken, dass es nicht zur Auflösung kam. Viele neue Mitglieder stießen dazu aus den Folgegenerationen. Sie bewahren das heimatliche Kulturerbe und suchen die Möglichkeit der Begegnung. Die Ortsgruppe steht für jeden offen, der ihre Ziele und Aufgaben bejaht.

Vor 66 Jahren mussten die meisten ihre Heimat jenseits von Oder und Neiße verlassen. Die Wunden sind inzwischen vernarbt, aber der Schmerz in den Herzen ist geblieben. So fordert Jürgen Zauner auch heute "Gerechtigkeit für uns Deutsche, als Vertriebene und Zwangsarbeiter. Bäume brauchen Wurzeln, Menschen eine Heimat, nur Gerechtigkeit schafft Frieden!"

(flo)