Schwerpunkt 28. Internationales Jazzfestival Viersen Die jungen Wilden erobern die Festhalle

Viersen · Max Mutzke wurde vom Publikum gefeiert. Der Sänger gab sechs Zugaben - einmalig in Viersen.

Viersen (nag) Max Mutzkes Auftritt wurde gefeiert wie kaum ein anderer in der langen Geschichte des Jazzfestivals. Das hat er der Tatsache zu verdanken, dass einige seiner souligen Songs Hits geworden sind. Darüber hinaus hat er ein unglaublich gutes Gefühl für das Timing seines Auftritts. Er begann mit dem vielbeachteten Take-Over-Projekt mit fünf Streichern, wo er bekannten Songs ein ganz neues Kleid verpasste, super arrangiert von Miki Kekenj, und als der Auftritt mehr Druck brauchte, stieg seine Band "monoPunk" ein und gab dem Konzert die Art von Dynamik, die genau an der Stelle nötig war. Dass Mutzke ein herausragender Sänger ist, wusste man vorher, und doch überraschte er immer wieder mit improvisierten Passagen, mit seinem variationsreichen Kolorit und einem unglaublichen Ambitus. Sechs Zugaben bekam das begeisterte Publikum - einmalig beim Viersener Jazzfestival.

Vielfarbigen Jazz gab es mit dem Hanno Busch Trio auf Bühne 2. Der Gitarrist wurde begleitet von Claus Fischer am E-Bass und Drummer Jonas Burgwinkel, die in Zusammenspiel ein intensives Klangerlebnis boten. Technisch ist Busch über jeden Zweifel erhaben, er stellt Themen vor, deren Inspiration aus unterschiedlichen Richtungen stammt. Dort ist durchaus auch Experimentelles angesagt - etwa bis zum Höhepunkt ausgereizte Kreuzrhythmen zwischen den Saiteninstrumenten und dem Schlagzeug, filigrane Läufe in exponiert moderner Klangsprache, dann sphärisch anmutende Passagen wie Traumsequenzen. Es verwundert nicht, dass Busch auch Filmmusik schreibt: Seine Musik lässt Raum für Assoziationen. Keine Musik für die Masse, aber für die Jazzfans ein Vergnügen.

Im Keller erlebten viele Besucher eine kunstvolle Union von Perlen der Popgeschichte und Jazz bis hin zur freien Improvisation - Musikstile, die historisch eher keine Berührungspunkte kennen. Doch Tobias Christl schafft es, mit seiner Band "Wildern" mit jedem Stück eine eigene Entwicklung zu gestalten. Dabei geht er mit dem Material sehr ernsthaft um. "Ich bin ursprünglich von der Popmusik geprägt, habe dann ein klassisches Studium und danach ein Jazzstudium absolviert. Mit ,Wildern' kann ich die Grenze austesten," so Christl. Dass er jedes Stück mit Respekt behandelt, wird intuitiv klar. Seine Ideen im Arrangement spiegeln das genau wider. Die Band geht sehr kommunikativ miteinander um, nimmt aufmerksam Impulse auf und ist stets bereit neue Wege zu gehen. So pulsiert es ständig, kann aber auch ganz leise Momente entwickeln.

(RP)
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