Anhaltende Trockenheit Der Wald vertrocknet

Kreis Viersen · Förster im Kreis Viersen rechnen damit, dass viele Bäume die Dürre der vergangenen Wochen nicht verkraften und absterben. Vor allem junge Pflanzen sind betroffen

 Beim Gang durch den Wald in Brüggen sieht Richard Holthausen von der Diergardt’schen Forstverwaltung viele Bäume, die wegen der Dürre geschädigt sind.

Beim Gang durch den Wald in Brüggen sieht Richard Holthausen von der Diergardt’schen Forstverwaltung viele Bäume, die wegen der Dürre geschädigt sind.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Braun gefärbtes Laub bedeckt schon im August den Boden, sonst immergrüne Fichten haben sich von ihren Nadeln getrennt: Der Wassermangel der vergangenen Wochen macht dem Wald im Kreis Viersen zu schaffen. „Unsere Forstkulturen der letzten drei bis fünf Jahre sind größtenteils vernichtet“, sagt Richard Holthausen, Betriebsleiter der Diergardt’schen Forstverwaltung. Sie unterhält etwa 600 Hektar Wald im westlichen Teil Brüggens, außerdem rund 900 Hektar in Regionen außerhalb des Kreises Viersen. Auch in Niederkrüchten haben viele Jungpflanzen gelitten: „Auf den Jungwuchsflächen und bei den Kulturen der letzten drei Jahre haben wir Schäden von bis zu 100 Prozent“, sagt Gemeindeförster Wilfried Kaufhold.

Die Hitze sei nicht das Problem gewesen, betont Holthausen. „Aber wir haben ein Regendefizit von 300 Litern pro Quadratmeter“, sagt er. „Normalerweise wären in diesem Jahr bis jetzt rund 550 Liter Regen gefallen. Es waren aber nur rund 250.“ Wegen des Wassermangels seien die Bäume geschwächt, einige würden als Schutzreaktion Laub abwerfen, ergänzt Rainer Kammann, Förster der Stadt Viersen. „Das passiert eigentlich im Herbst. Jetzt ist es viel zu früh dafür und es geht zu schnell.“ Wegen der Dürre hätten die Bäume versucht, sich vom Laub als „Verdunstungsfläche“ zu trennen – „ich glaube nicht, dass sie genug Zeit hatten, vorher ausreichend Reservestoffe für ihre Speicherorgane aus den Blättern zu holen“.

Insgesamt 25 bis 30 Hektar der Diergardt’schen Forstflächen seien geschädigt, sämtliche Baumarten betroffen, sagt Holthausen. „Pro Hektar rechnen wir mit 8000 bis 10.000 Euro Wiederbegründungskosten.“ Mit einbezogen seien dabei auch Kosten für die Beseitigung von Sturmschäden. Stadtförster Kammann kann noch nicht beziffern, wie groß der Schaden auf den Süchtelner Höhen und am Hohen Busch ist. „Das wäre aus der Luft gegriffen“, sagt er. Anders als die Kollegen in Niederkrüchten und Brüggen, sorgt er sich weniger um die jungen Bäume: „Wir haben sie zeitweise jeden Tag mobil mit rund 90.000 Liter Wasser aus dem Nierssee in Viersen gegossen.“ Unsicher sei, welche der geschwächten älteren Bäume im Mai bis Juni wieder grün würden. Er sei bestrebt, alle Verluste auszugleichen.

Auch Förster Kaufhold hat noch keine Bestandsaufnahme zum Beispiel für den Elmpter Wald: „Wir werden das im nächsten Frühjahr spezifizieren“, sagt er. „Wir haben im vergangenen Jahr rund drei Hek­tar gepflanzt. Davon ist jetzt weit über die Hälfte braun.“ Betroffen seien etwa junge Birken, Buchen und Eichen. Bei Laubbäumen könne der Verlust insgesamt bei zehn bis 20 Prozent liegen – „wenn wir Glück haben“. Hinzu komme, dass die Bäume wegen der Trockenheit wenig gewachsen seien. So geht etwa Holthausen deshalb für die nächsten drei bis fünf Jahre mit 250.000 bis 300.000 Euro weniger Einnahmen aus dem Holzverkauf auf. „Pro Jahr und Hektar fehlen etwa fünf Festmeter“, sagt er. „Das ist hochgerechnet. Ich kann nur hoffen, dass es nicht schlimmer wird.“

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