Nachwuchs-Büttenredner Rein in die Tonne und ab in die Bütt

Viersen · Als Büttenredner „Oskar aus der Tonne“ zieht Oskar Beeck von Bühne zu Bühne. Auch bei Wettbewerben tritt der Zehnjährige an

 Der Viersener Oskar Beeck ist Mitglied der Roahser Jonges und Fan von Borussia Dortmund. Passende Embleme zieren seine Tonne und Kappe.

Der Viersener Oskar Beeck ist Mitglied der Roahser Jonges und Fan von Borussia Dortmund. Passende Embleme zieren seine Tonne und Kappe.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Es gibt Tage, an denen öffnet Lothar Beeck den Deckel der Blauen Tonne, um Altpapier hinein zu werfen. Und dann gibt es Tage, an denen öffnet der Viersener den Deckel der Blauen Tonne, um seinen Sohn Oskar hinein zu heben. Wenn der mal wieder einen Auftritt hat, in irgendeinem Festsaal vor jeckem Publikum – denn der Zehnjährige ist Büttenredner. Als „Oskar aus der Tonne“ reimt er sich in Hochdeutsch durch sein rund zehnminütiges Programm, erzählt von Opa Albert und Bruder Jakob, aus dem Urlaub und dem Familienalltag. Vor ein paar Wochen brachte ihm das beim Wettbewerb „Jugend in die Bütt“ des Bunds Deutscher Karneval den zweiten Platz in seiner Altersklasse ein.

Warum Oskar 2017 Büttenredner wurde, weiß er gar nicht mehr so genau. Auch vorher stand er schon regelmäßig in Viersen für die Karnevalsgesellschaft Roahser Jonges auf der Bühne. Er spielte in Sketchen, als Schüler zusammen mit Sketchpartnerin „Frau Deppendorf“. Angefangen habe das alles 2014, erzählt er. „Da konnte ich noch nicht mal lesen“, deshalb habe der Vater ihm die Texte vorlesen müssen – der Sohn lernte sie dann auswendig.

Oskar sitzt zu Hause am Wohnzimmertisch, seine blaue Tonne steht auf der Terrasse. Statt Papier bewahrt er darin eine Kappe mit dem Logo des Fußballvereins Borussia Dortmund auf, dessen Fan er ist. „Das kommt in meinem Programm vor“, erklärt er. Neben ihm  sitzt seine Mutter Regina. Wie Opa Albert und Bruder Jakob taucht auch sie in den vom Vater verfassten Büttenreden auf. Etwa in der Passage, in der es um Lothar Beecks Fahrstil geht: „Mit dem Papa am Steuer ist das der Mama nicht ganz geheuer. In den Kurven ist es besonders schlimm, da schaut die Mama gar nicht mehr hin. Lothar, so wie du fährst, halt’ ich mir die Augen zu’ – Dazu mein Papa: ,Nicht nur du!’“

Irgendwer von der KG Roahser Jonges sei auf die Idee gekommen, dass Oskar doch Büttenreden halten könnte, sagt Regina Beeck. „Ich habe das dann ausprobiert und hatte Spaß daran“, ergänzt ihr Sohn. „Ich stehe gerne auf der Bühne, ich mag den Applaus.“ Den Künstlernamen „Oskar aus der Tonne“ übernahm die Familie von der gleichnamigen Figur aus der Sesamstraße. In der vergangenen Session trat der Zehnjährige noch als Stofftonne kostümiert auf – nun hat er eine eigene echte blaue Tonne.

Seine Freunde würden sein Hobby zwar nicht „doof“ finden, „aber sie finden es jetzt auch nicht supertoll“, sagt Oskar. Er jedenfalls ist begeistert, möchte auch noch „mindestens zwei, drei Jahre“ als Büttenredner auftreten. Büttenredner-Vorbilder, an denen er sich orientiert, habe er nicht: „Ich mache das alles so.“ Aber Oskar möchte dazu lernen, immer besser werden, an Gestik und Pointen feilen. Auch deshalb trat er beim Wettbewerb „Jugend in die Bütt“ an. „Der Junge war einfach nur super. Wirklich gut“, lobt Birgit Jakobs. Die Jugendbeauftragte des Regionalverbands Linksrheinischer Karneval war beim Finale in Jülich dabei. Wie Oskar und seiner Mutter Regina Beeck fiel ihr auf: „Aus Nordrhein-Westfalen gab es kaum Teilnehmer.“ In Ost- und Süddeutschland werde einfach noch mehr Wert auf Büttenreden gelegt. „Ich finde das schade, gerade eine gute Büttenrede lockert eine Karnevalssitzung auf“, sagt Jakobs. Der Kinderkarneval in der Region sei sehr tanzlastig, bekräftigt Regina Beeck: „Aber man will doch auch nicht nur Tanz auf der Bühne haben.“ Ihr Sohn Oskar sieht das ähnlich. Doch in Viersen vermisst er die Konkurrenz unter den Nachwuchs-Büttenrednern nicht: „Ich finde das schon ganz gut, hier der einzige zu sein.“

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