Viersen Der Viersener Dom blickt auf Kunst

Viersen · Das erste Werk des Künstlers Wolfgang Göddertz in Viersen. Was einst eine Fassade in Köln zierte, ist jetzt am Remigiusplatz zu sehen.

 Am Remigiusplatz wurde die Wandplastik " Durchdringung" am Wochenende enthüllt.

Am Remigiusplatz wurde die Wandplastik " Durchdringung" am Wochenende enthüllt.

Foto: Busch

Der große rote Vorhang an der Wand des Facharztzentrums Viersen lässt die Bürger auf dem Remigiusplatz innehalten und neugierig hochschauen. Durch die Windbewegungen gerät der Stoff immer wieder ins Schwingen und gibt ein kleines Stückchen dessen frei, was sich dahinter verbirgt. Doch diese minimalen Einblicke verraten nicht, um was es sich nun wirklich handelt. "Der Viersener Dom blickt in Zukunft auf ein Kunstwerk", begrüßt indessen Günter Thönnessen die zahlreichen Menschen, die sich um die aufgebauten Stehtische vor der Bühne auf dem Platz eingefunden haben und voller Spannung auf die feierliche Enthüllung des neuen Kunstwerkes für Viersen warten, die mit einer kleinen Talkrunde startet.

 Metallbildhauer Wolfgang Göddertz (l.) sowie Bernd Zaum und Ehefrau Julia waren mit dem neuen Kunstobjekt in der Viersener City zufrieden. Zaum konnte es nicht fassen, dass dieses Werk in Köln beinahe zerstört werden sollte.

Metallbildhauer Wolfgang Göddertz (l.) sowie Bernd Zaum und Ehefrau Julia waren mit dem neuen Kunstobjekt in der Viersener City zufrieden. Zaum konnte es nicht fassen, dass dieses Werk in Köln beinahe zerstört werden sollte.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Im Frühjahr vergangenen Jahres erwarb die Remigius GmbH, ein Unternehmen der Prangenberg & Zaum (P&Z) Gruppe, den Gebäudekomplex am Remigiusplatz 14-16. Das einst in Gänze durch die Deutsche Bank genutzte Haus baute das Unternehmen komplett um und schuf das Fachärztezentrum Viersen, in dem sich heute mehrere Ärzte und eine Physiotherapiepraxis befinden. Dabei wäre es als solches auch geblieben, wenn P&Z nicht den Auftrag zum Abriss des Sparda-Hauses auf dem Breslauer Platz in Köln erhalten hätte. An dem Gebäude hing die Wandplastik des bekannten Kölner Metallbildhauers Wolfgang Göddertz, die der Künstler 1972 geschaffen hatte. "Ich konnte es nicht fassen, dass dieses Kunstwerk mit zerstört werden sollte", erinnert sich Bernd Zaum bei der Talkrunde.

Während der Abriss des Gebäudes am anderen Ende bereits lief, begab er sich auf die Recherche nach dem Künstler und trat in Kontakt mit ihm. Schnell wurde klar, das Kunstwerk sollte gerettet werden. Eigentlich war vorgesehen, es in Köln zu belassen, aber Zaum trug schon die Idee mit sich, die Wandplastik mit dem Namen "Durchdringung" nach Viersen zu holen. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir keine besondere Mühe machte, einen neuen Platz in Köln zu finden", gibt Zaum mit einem Augenzwinkern zu. Vielmehr wurde schnell klar, die Plastik kommt nach Viersen und zwar an die Gebäudewand am Remigiusplatz. Die aufwendige Demontage begann in Köln, der ein Transport ins Lager von P&Z folgte. Von Anfang an war allerdings klar, dass das ehemals 22 Meter lange Objekt für Viersen gekürzt werden musste. "Das war allerdings kein Problem, da ich oben und unten kürzen konnte, ohne die Kraft des Kernstückes in der Mitte in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Charakter von "Durchdringung" bleibt erhalten", erklärt Göddertz in der Talkrunde.

"Durchdringung" entstand vor 43 Jahren in Handarbeit. Insgesamt acht Einzelstücke aus Edelstahl trieb der Künstler in einer Lehmform, um zu erleben, wie sich das Material verbog und verformte. In Viersen machte sich Göddertz nun erneut an die Arbeit. Es folgte die Reinigung des nunmehr umgestalteten 8,50 Meter großen Kunstwerkes, bevor es an die ebenso aufwendige Montage ging. Von der Entdeckung des Werkes bis zum Aufhängen vergingen auf diesem Weg neun Monate. "Die Ehrfurcht vor meiner Arbeit bewegt mich sehr", dankt Göddertz, bevor Zaum gemeinsam mit Thönnessen und der Viersener Bürgermeisterin Sabine Anemüller an die Enthüllung geht. Ein Ruckeln an den weißen langen Seilen und langsam schwebt der Vorhang zur Seite und gibt den Blick auf die Plastik frei. Ein Raunen geht durch die Menge. Das aus einer 2,50 Meter großen hervorspringenden Schale und weiteren plastischen Elementen bestehende Kunstwerk hebt sich imposant von der weißen Wand ab und ist ein wirklicher Hingucker.

(tref)
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