Viersen Der Trauer Raum geben

Viersen · Mit seiner Trauer nicht alleine sein, sondern vielmehr die Möglichkeit zu erhalten sich auszutauschen. Das Trauercafé im Viersener Mehrgenerationenhaus bietet das an. Immer mehr Menschen nutzen das Angebot.

 Familientherapeutin Susanne Kiepke-Ziemes leitet das Trauercafé im Mehrgenerationenhaus.

Familientherapeutin Susanne Kiepke-Ziemes leitet das Trauercafé im Mehrgenerationenhaus.

Foto: Hadler

Der Tisch im Bistro des Mehrgenerationenhauses in Viersen ist liebevoll eingedeckt. Teelichter flackern in gläsernen Behältnissen, frische Blumen stehen in kleinen Vasen neben Kaffee- und Teekannen, die ganze Atmosphäre ist heimelig und strahlt ein Stück Geborgenheit aus. Und das ist Susanne Kiepke-Ziemes und Michael Dörmbach auch sehr wichtig. Die systemische Familientherapeutin und Projektkoordinatorin "Würdige Sterbebegleitung in den ambulanten Einrichtungen des Caritasverbandes der Region Kempen-Viersen" sowie der Leiter des Mehrgenerationenhauses der Caritas haben einen ganz besonderen Gesprächskreis ins Leben gerufen. Seit November vergangenen Jahres gibt es das Trauercafé.

Alles Gleichgesinnte

"Beim Angebot der Sterbebegleitung fiel uns auf, dass etwas für die trauernden Hinterbliebenen fehlt. Ein offenes Angebot, das bei Wunsch regelmäßig besucht werden kann. Ein Ort des Austausches", sagt Kiepke-Ziemes. Die logische Konsequenz war, dem abzuhelfen. Beim ersten Trauercafé waren es zwei Menschen, die kamen. Beim nächsten Mal schon drei. Derzeit sind es neun, die sich jeden dritten Donnerstag zu der Runde treffen. "Beim ersten Mal war schon eine Hemmschwelle da. Was erwartet dich dort, wie sind die Leute? Ich hatte Sorge, dass mich ein solches Treffen herunterziehen könnte. Dann habe ich mir gesagt, das sind alles Gleichgesinnte und bin einfach hingegangen, und meine Befürchtungen haben sich aufgelöst", erinnert sich eine der Besucherinnen. Sie fühle sich gut aufgehoben, regelrecht geboren. Man weine zusammen, lache aber auch. Ihr persönlich gebe der Austausch viel.

"Wenn ich jemanden erzähle, dass ich zu einem Trauercafé gehe, dann dauert das mindestens eine Viertelstunde, bis ich das erklärt habe. Viele können sich darunter gar nichts vorstellen und sind erstaunt, wenn sie meinen Ausführungen zuhören", berichtet ein älterer Herr. Die Jüngste in der Gruppe spricht davon, wie gut es ihr tue, gemeinsam mit anderen zu trauern. "Ich habe für mich hier einen Ort gefunden, wo ich weiß, ich bin nicht allein", betont sie. Der eine oder andere hat seine Gedanken auch im Trauerbuch verewigt. Ein Buch, das jedem offen steht und in dem mittlerweile Gedichte, Gedanken und Wünsche stehen. Ganz wichtig ist Dörmbach: "Wir therapieren hier nicht, wir hören zu, greifen Themen auf und helfen, wo wir können." Und dann bietet das Trauercafé einmal pro Quartal etwas Besonderes an. Gemeinsam wird etwas unternommen. So gab es schon gemeinsame Spaziergänge mit anschließendem Kochen, und ganz aktuell führte eine Fahrt in den Hospizgarten "Hortus dialogus" in Nideggen-Abenden.

(tref)
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