Bürgerbus Unterwegs mit dem Bürgerbus

Schwalmtal · Wo es sich für Verkehrsunternehmen nicht lohnt, eine Verbindung einzurichten, fährt in der Gemeinde Schwalmtal der Bürgerbus. Mehr als 1,1 Millionen Kilometer haben die ehrenamtlichen Fahrer seit dem Start 2001 zurückgelegt

 Fahrer Werner Palmen (74) ist seit dem Start des Bürgerbusses 2001 dabei.

Fahrer Werner Palmen (74) ist seit dem Start des Bürgerbusses 2001 dabei.

Foto: Birgit Sroka

In ländlichen Gebieten ist es für den öffentlichen Personennahverkehr nicht wirtschaftlich genug, alle Ortschaften regelmäßig anzufahren – und dann vielleicht nur eine Person mitzunehmen. Schwalmtal hat 32 Ortsteile mit oft weniger als 100 Einwohnern. Der Bürgerbus wird von Ehrenamtlern gefahren und nimmt eine Waldnieler und eine Amerner Route – auch dort, wo weit und breit keine normale Bushaltestelle zu finden ist.

Werner Palmen ist Vorsitzender des Bürgerbusvereins. „Pünktlich ankommen und losfahren ist bei uns normal“, sagt er stolz. „Bedarf haben hauptsächlich Rentner, die zum Einkaufen fahren oder zum Arzt.“ Viele seien dankbar, dass der Bus sie fährt.

Kleine blaue Schilder weisen darauf hin, wo eine Bürgerbushaltestelle ist. Derzeit sind 22 Fahrer im Einsatz, darunter zwei Fahrerinnen. Bis heute wurden rund 13.100 Einsätze gefahren. Jeder Fahrer fährt einmal pro Woche anderthalb bis drei Stunden. Ein Schild im Bus weist auf den Fahrer hin, beispielsweise: „Am Steuer sitzt für Sie Werner Palmen“.

Die Waldnieler Tour führt von der Kirche aus über Lüttelforst und Leloh nach Fischeln und Hostert. Von dort geht es über Eschenrath, Naphausen, Berg und Eicken am Solarbad und am Altenheim vorbei zurück zur Kirche. Palmen (74) sagt: „Auf der Tour weisen wir gerne auf das Haus von Jupp Heynckes in Fischeln hin oder erzählen etwas über das Waldhufendorf Lüttelforst.“

Auch die Amerner Runde startet an der Waldnieler Kirche und führt über Krinsend, Vogelsrath, Amern, das Kranenbachcenter nach Dilkrath und Heidend, wo der Bus dreht. Zurück geht es über die Gertrudisstraße in Dilkrath nach Felderend, zur Renneperstraße und von dort nach End. Am Einkaufsmarkt an der Siemensstraße ist Halt. Erneut werden mehrere Haltestellen in Amern angefahren, bevor die Rückfahrt nach Waldniel über das Gewerbegebiet am Vogelsrather Weg erfolgt. Auch diese Runde fährt am Altenheim und am Solarbad vorbei.

„Wir haben in Amern extra die Tour für eine schwerbehinderte Dame geändert, die regelmäßig mit dem Bürgerbus fährt“, berichtet Palmen. Er weiß, wo die Arztpraxen sind und auch, wo viele Asylbewerber in Dilkrath leben, die gerne den Bürgerbus nutzen. Erwachsene zahlen 1,80 Euro pro Fahrt, für eine Kurzstrecke von einem Kilometer 70 Cent. Kinder unter sechs Jahren sind frei, von sechs bis 17 Jahren zahlen Kunden 70 Cent.

Eine Mitfahrerin steigt ein. „Ich komme sonst von Dilkrath einfach nicht nach Waldniel. Es fährt nur morgens ein Schulbus“, sagt sie. Es geht weiter über die Renneperstraße. „Der Bus fährt sechsmal am Tag hier vorbei. Die Leute sind froh darüber, sonst müssten sie Nachbarn fragen oder jemanden suchen, der sie fahren könnte. Wir fahren nach Fahrplan“, betont Palmen und fährt weiter über ein holperiges Sträßchen nach Schellerbaum.

Alle fünf Jahre oder 300.000 Kilometer muss ein neuer Bus angeschafft werden. Ende 2016 wurde das vierte Fahrzeug dank der Unterstützung von Sponsoren in Betrieb genommen. „Am meisten motiviert mich die Dankbarkeit der Leute“, sagt Palmen. Für ihn als Ratsherr sei es selbstverständlich, ehrenamtliches Engagement zu zeigen. Es gibt mittlerweile sogar eine Fahrerwarteliste. Um Fahrer des Bürgerbusses sein zu können, muss man einen Personenbeförderungsschein haben. Der Fahrplan zum Bürgerbus ist auf der Internetseite der Gemeinde (www.schwalmtal.de) abrufbar.

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