Viersen Der Lotse verlässt die Brücke

Viersen · Morgen hat Gerold Eckardt seinen letzten Arbeitstag als Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhauses (AKH). Nach 22 Jahren an der Verwaltungsspitze tritt er kürzer. Noch einige Monate will er seinen Nachfolger unterstützen

 Der langjährige Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhauses Viersen, Gerold Eckardt, geht zum Jahresende in Ruhestand. Für einige Zeit wird er die Klinik aber noch als Berater unterstützen.

Der langjährige Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhauses Viersen, Gerold Eckardt, geht zum Jahresende in Ruhestand. Für einige Zeit wird er die Klinik aber noch als Berater unterstützen.

Foto: BUSCH

Es ist ein Abschied in Raten. Auch nach seiner offiziellen Verabschiedung, die am 20. Januar im Kreishaus-Forum mit einem Festakt stattfinden soll, wird Gerold Eckardt dem AKH beratend zur Seite stehen. Nach 22 Jahren an der Verwaltungsspitze — von September 1989 an zunächst als zweiter Geschäftsführer, dann ab Oktober 1990 als Nachfolger von Gert Schmitz als alleinverantwortlicher Verwaltungschef — zieht sich der mittlerweile 64-Jährige aus dem aktiven Berufsleben schrittweise zurück. Zum Jahresende geht der Jurist offiziell in Ruhestand. Zum 1. Januar übernimmt Kim Holger Kreft als neuer Geschäftsführer die Verwaltungsleitung des Viersener Krankenhauses.

Für Eckardt ist längst der Zeitpunkt zum Abschiednehmen gekommen. Kurz vor Weihnachten war sein Schreibtisch noch prall gefüllt mit wichtigen Akten. Darin geht es auch um das Neubauprojekt, das Eckardt maßgeblich mit angeschoben hat und dessen Fertigstellung — sie ist für Ende 2013 vorgesehen — er von der Pensionärsbank beobachten will.

Doch zunächst bleibt Eckardt dem AKH über den 1. Januar hinaus für einige Zeit erhalten. Er wird noch für ein paar Monate stundenweise seinen Nachfolger Kreft begleiten. Entscheidend eingreifen will Eckardt dabei aber nicht. Dafür sei sein Nachfolger ein viel zu erfahrener Mann. Der 44-jährige Kreft — Jurist wie Eckardt — arbeitet bis zu seinem Amtsantritt in Viersen als Abteilungsleiter der Oberschwabenklinik GmbH in Ravensberg in der Nähe des Bodensees. Dort war er als Mitglied der Geschäftsleitung mitverantwortlich für einen Verbund von sechs Krankenhäusern mit insgesamt fast 1200 Betten. Für Kreft, dessen Familie in Meerbusch lebt, ist es beruflich eine Rückkehr an den Niederrhein.

Für Eckardt steht außer Frage, dass der Neue seinen eigenen Weg gehen wird. So wie er ihn vor zwei Jahrzehnten gegangen ist, als er die Verwaltungsleitung des AKH von Gert Schmitz übernahm. Als Eckardt 1989 nach Viersen kam, hatte er bereits eine große Verwaltungserfahrung. Der gebürtige Chemnitzer, der in Kempen aufgewachsen ist, war nach seinem Jura-Studium im Rechtsamt der Stadt Krefeld tätig. In dieser Zeit arbeitete in verschiedenen Sachgebieten, war unter anderem Mitglied des Gesamtpersonalrates der Krefelder Stadtverwaltung. Danach war Eckardt sieben Jahre Personalleiter und stellvertretender Verwaltungsdirektor der damaligen Städtischen Krankenanstalten.

Eckardts Viersener Amtsjahre waren vor allem geprägt vom stetigen Kostendruck und vom Überlebenskampf der Krankenhäuser in der Region. Schwarze Zahlen schrieb das AKH unter Eckardts Leitung — mit einer Ausnahme — immer. Der begeisterte Freizeitkapitän hatte stets den Blick für das Machbare, dabei verstand er es — wenn auch manchmal mit sanftem Druck — die Belegschaft von Einsparungen zu überzeugen und sie im Krisenjahr 2004 in weiten Teilen sogar zu einem Gehaltsverzicht zu bewegen, um das AKH wieder aus den roten Zahlen zu bringen.

Eckardt nennt diese Phase seiner Tätigkeit eine überaus wichtige Erfahrung. "Dass wir damals gemeinsam — gestützt vom Verwaltungsrat — die schwierige Finanzlage gemeistert haben, macht mich schon ein wenig Stolz. Am meisten stolz bin ich aber über das Engagement der Mitarbeiter, die den schweren Weg mitgegangen sind", sagt Eckardt.

Als einen weiteren Höhepunkt seiner Tätigkeit, sieht er die Übernahme der Behandlung von Soldaten der britischen Streitkräfte und deren Angehörigen im AKH. Da hat sich der Viersener Verwaltungschef gegen die starke Konkurrenz in Mönchengladbach durchgesetzt. Dass die Verträge mit den Briten bis heute immer wieder verlängert werden konnten, sei auch ein Verdienst der Mitarbeiter. Denn das AKH wird zweisprachig geführt, damit sich auch die englischen Patienten hier wohlfühlen.

(RP/jul)
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