Jubiläum Der lange Marsch zum Frauenwahlrecht

Viersen · Vor hundert Jahren durften erstmals Frauen wählen. Eine neue Broschüre wirft einen Blick aufs Frauenwahlrecht in Viersen.

 Frauen demonstrieren am 12. Mai 1912 in Berlin für die Einführung des Frauenwahlrechts. 1918 wurde es beschlossen, am 19. Januar 1919 gingen 82 Prozent der Frauen in Deutschland zur Wahl.  Foto: Deutscher Bundestag

Frauen demonstrieren am 12. Mai 1912 in Berlin für die Einführung des Frauenwahlrechts. 1918 wurde es beschlossen, am 19. Januar 1919 gingen 82 Prozent der Frauen in Deutschland zur Wahl. Foto: Deutscher Bundestag

Foto: Deutscher Bundestag

„Frauen sind körperlich nicht belastbar“, „Frauen können nicht logisch denken“, „Frauen haben ein zu kleines Hirn“ – mit diesen und weiteren Aussagen wurde Frauen einst jegliche Mitbestimmung abgesprochen. Sie konnten sich politisch nicht einbringen und ein Wahlrecht gab es ebenfalls nicht. „Noch 1850 verbat das preußische Vereinsgesetz Frauen die Mitgliedschaft in Parteien und den Besuch von politischen Veranstaltungen“, berichtet Angela Klein-Kohlhaas.

Sie hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt, denn sie gehört dem Verein „Euregia Frauenwege zwischen Rhein und Maas“ an. Der Verein hat gemeinsam mit „Frauenvita Frauengeschichtsverein Mönchengladbach“, dem Frauengeschichtskreis Dinslaken und „Frauen plus für Monheim“ die Broschüre „100 Jahre Frauenwahlrecht“ herausgebracht. In dem knapp 100-seitigen Werk stecken anderthalb Jahre Arbeit. Klein-Kohlhaas hat den Weg zum Frauenwahlrecht und seinen Auswirkungen in der Einleitung beschrieben. Dazu beleuchtet jede der Frauengruppierungen einen Teil der Geschichte um das Frauenwahlrecht, bezogen auf die eigene Stadt. Finanziert wurden die 500 Broschüren durch die Gleichstellungsstellen der Städte Viersen und Mönchengladbach.

„Ich bin stolz auf die tolle Gemeinschaftsarbeit und ich finde, diese Broschüre sollte für Frauen eine Pflichtlektüre werden. Denn in Sachen Gleichberechtigung ist immer noch Luft nach oben. Der Anschluss an dass, wofür diese Frauen gekämpft haben, darf nicht verloren gehen“, sagte Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller bei der Vorstellung der Broschüre. Dem schloss sich die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Viersen, Bettina Gläser-Kurth, an. Sie warnte davor, dass einmal erkämpfte Rechte nicht sukzessive rückläufig werden. Es müsse darauf geachtet werden, dass der Weg der Gleichberechtigung weiter gegangen wird.

Die Grundidee zu der Broschüre legte die Euregia. Schon ein Jahr nach ihrer Gründung lud sie 2012 andere Frauengeschichtsvereine zu einem Vernetzungstreffen ein. Aus diesem ersten Treffen entwickelte sich ein reger Austausch, in dessen Rahmen vor rund zwei Jahren die Idee entsprang, anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Frauenwahlrechtes eine entsprechende Informationsbroschüre herauszubringen. Das kleine Buch erinnert nicht nur an die Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht, die sich nicht einschüchtern ließen, sondern macht auch die Leistungen von Frauen in der Lokalpolitik deutlich.

„100 Jahren Frauenwahlrecht“ liegt bei der städtischen Servicestelle und im Büro der Gleichstellungsbeauftragten im Stadthaus aus. Die Broschüre ist gratis.

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