Jazz Circle Viersen Happy Birthday, Jazz Circle

Viersen · Mit dem Konzert des Claudia-Carbo-Quartetts feiert der Jazz Circle am 19. Oktober sein 25-jähriges Bestehen — ohne den im Mai gestorbenen Ali Haurand. Doris Franzen-Haurand und Werner Dingel erinnern an die Vereinsgründung.

 Jan Akkermann (rechts) bei einem Konzert im Weberhaus im Januar 2003.

Jan Akkermann (rechts) bei einem Konzert im Weberhaus im Januar 2003.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

 „Montagabend, Alte Schänke in Viersen, 23 Uhr: Gut 20 ­Jazzinteressierte haben soeben den Jazz Circle Viersen e.V. gegründet.“ So begann ein Artikel in der Rheinischen Post vom 24. November 1993. Ein Vierteljahrhundert später am Freitag, 19. Oktober, 20 Uhr, wird der Verein im Weberhaus beim Konzert des Claudia-Carbo-Quartetts Geburtstag feiern. „Wir wollen jetzt keine Riesenparty machen, aber in der Pause möchten wir mit Freunden und Förderern anstoßen. Es wird ein Wandfries mit alten Fotos geben“, sagt Brigitta Nolte, Vorsitzende des Jazz Circle. Für Liebhaber gibt es an dem Abend alte CDs aus dem Fundus zum Mitnehmen.

Etliche Gründungsmitglieder werden an dem Abend ins Weberhaus kommen. Nur der Gründer, Ali Haurand, wird fehlen. Der Jazz-Musiker und -Netzwerker starb im Mai dieses Jahres. Seine Frau Doris Franzen-Haurand kennt die Anfänge des Jazz Circle ebenfalls gut. „Es fällt mir noch schwer, zu solchen Terminen zu gehen wegen der Erinnerungen, aber ich war beim Jazzfestival, und ich werde auch zum Jubiläumskonzert gehen“, sagt die gebürtige Dülkenerin.

 Legendär: Durch Ali Haurands Kontakte kam unter anderem das Quartett Oregon 2015 nach Süchteln.

Legendär: Durch Ali Haurands Kontakte kam unter anderem das Quartett Oregon 2015 nach Süchteln.

Foto: Saudades/ Oregon/Agentur Saudades/ Oregon

„Es gab viele Jahre einen Vorgänger: den VHS-Jazzclub. Er spielte im Festhallenkeller. Am 29. Juni 1992 setzte man sich dann zum ersten Mal zusammen, weil die Jazzkonzerte anders organisiert werden sollten“, erzählt Franzen-Haurand. Ziel sei es gewesen, den Ruf von Viersen als Jazz-Stadt zu festigen, und die Jazzmusik weiterhin unabhängig vom Festival in die Stadt zu bringen. „Damals nannten wir uns noch Jazz-Cirkel.“

 Bürgermeisterin Anemüller mit Ali Haurand und seiner Frau Doris, 2016.

Bürgermeisterin Anemüller mit Ali Haurand und seiner Frau Doris, 2016.

Foto: Franz-Heinrich Busch/Busch

„Wir brauchten auch einen neuen Veranstaltungsort“, erzählt Haurands Witwe. „Das Weberhaus stand schnell fest.“ Für die Akustik stellte die Stadt später lange schwere Samtvorhänge zur Verfügung.

 Ali Haurand im Weberhaus in den 1990er Jahren.

Ali Haurand im Weberhaus in den 1990er Jahren.

Foto: Ali Haurand/Privat

Im Juli 1992 gab es zwar noch keinen Verein, aber einen Plan: Acht Konzerte pro Jahr wollten die Jazz-Freunde in Zusammenarbeit mit der VHS auf die Beine stellen. „Im Dezember 1992 gab es die Zusage vom WDR, dass er Mitschnitte von den Konzerten machte. Ali war Weltmeister im Sponsoren-Suchen“, sagt seine Frau. Das erste Konzert im April 1993 gab die Saxophon-Mafia. Das Weberhaus war mit 250 Besuchern ausverkauft. Im Sommer 1993 zeichnete sich ab, dass es städtische Zuschüsse nur für einen eingetragenen Verein geben würde. Somit setzten sich die Jazzfreunde am 22. November 1993 zusammen und gründeten einen Verein. „Obwohl es meinem Mann eigentlich widerstrebte, Mitglied in einem Verein zu sein.“

Werner Dingel (75), ehemaliger FDP-Politiker, war an dem Gründungsabend dabei. „Ich bin gar nicht so ein Jazzfreak, aber ich schätze die Musiker und ihre Haltung in Richtung Demokratie“, sagt der 75-Jährige. Für die Gründung brauchte es sieben Personen, die unterzeichneten. „Bei der sechsten Unterschrift kam man ins Stocken. Keiner wollte so richtig, weil es ja auch letztlich um Haftungsfragen ging. Da bin ich dann eingesprungen“, erzählt Dingel.

Längere Zeit habe man darüber diskutiert, ob man sich einen deutschen oder englischen Namen geben solle. „Schlussendlich haben wir uns für die englische Variante entschieden, weil Englisch die Sprache des Jazz ist.“

Große Musiker, international bekannte Band sind in den vergangenen 25 Jahren im Weberhaus ein- und ausgegangen: etwa Oregon, Jan Akkermann, Charlie Mariano, Danieln Humair, Enver Ismailow, Klaus Doldinger. Immer wieder standen der Jazz Circle wie auch das Festival auf der Kippe: Wie viel Jazz braucht es in Zeiten knapper Kassen? Sowohl Franzen-Haurand als auch Dingel kennen diese Diskussionen. „Durch den Jazz hat Viersen eine anerkannte Sonderstellung“, sagt Dingel. Der Jazz Circle befinde sich jetzt – ohne Haurand – in einer Umbruchphase“, sagt das Gründungsmitglied. „Es ist zu schaffen, wenn sich viele engagieren. Wenn eine ausgewogene Mischung von regionalen bis internationalen Künstlern ein breites Publikum begeistern“, sagt Franzen-Haurand.

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