Kreis Viersen Der große Klima-Schutzplan

Kreis Viersen · Der Entwurf für das Klimaschutzkonzept im Kreis Viersen ist fertig. Es sieht zahlreiche Förderprogramme vor. Klar ist aber auch: Es hat einen hohen Personalbedarf und wird die kommunalen Haushalte belasten.

 Auch die Förderung von Photovoltaik-Anlagen (hier eine an der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen) gehört zu den geplanten Klimaschutzmaßnahmen.

Auch die Förderung von Photovoltaik-Anlagen (hier eine an der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen) gehört zu den geplanten Klimaschutzmaßnahmen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)/Knappe, Jörg (knap)

Wie kann der Kreis Viersen bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden, damit er seinen Beitrag dazu leistet, dass sich die Erderwärmung auf 1,5 Grad beschränkt? Die Antwort darauf will die neue Fassung des integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Kreis Viersen geben. Es sieht 25 Maßnahmen vor, die den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid deutlich verringern. Klar ist: Kommt das Konzept, wird es alle Bereiche des Lebens – Wohnen, Mobilität, Arbeit – dramatisch verändern. Und: Es wird für den Steuerzahler nicht billig. In dem Entwurf stehen zahlreiche Förderprogramme – von Zuschüssen für Wärmepumpen über Gelder für die Fenstersanierung bis hin zu einem Rabatt für Lastenräder. Zugleich ist auch klar, dass der Personalbedarf in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen weiter ansteigen wird.

Noch ist das Konzept nicht beschlossen. Es wird in den kommenden Wochen in den Fachausschüssen der beteiligten Städte und Gemeinden beraten, bis nach der Sommerpause sollen Rückmeldungen eingearbeitet sein, im August und im September sollen die Maßnahmen dann beschlossen werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum großen Klima-Plan.

Wo steht der Kreis Viersen klimatechnisch eigentlich heute?

Eigentlich ziemlich im grünen Bereich. Die jüngsten Daten, auf denen auch das Klimaschutzkonzept fußt, stammen aus dem Jahr 2019. Da lag der Anteil von erneuerbaren Energien bei der Stromversorgung im Kreis Viersen bei 40 Prozent. Das liegt ziemlich genau im Bundesschnitt. Deutlich besser als beim deutschen Durchschnittsbürger ist allerdings der CO2-Ausstoß pro Person im Kreis Viersen. Hier kommt jeder Einwohner im Kreis Viersen auf 6,4 Tonnen Treibhausgase pro Jahr, der Bundesbürger verursacht im Schnitt 9,7 Tonnen Treibhausgase. Kleiner Schönheitsfehler: In der Berechnung sind die CO2-Emissionen der Landwirtschaft inklusive Tierhaltung nicht enthalten.

Wer trägt am meisten dazu bei?

37 Prozent der Treibhausgasemissionen werden im Kreis Viersen im Bereich Wohnen verursacht. Es folgt mit 35 Prozent der Sektor Verkehr. Der Sektor Gastronomie, Handel, Dienstleistung hat einen Anteil von 15 Prozent und die Industrie einen Anteil von zwölf Prozent. Durch die kommunalen Gebäude im Kreisgebiet werden etwa ein Prozent der Treibhausgas-Emissionen verursacht. Auch diese Daten basieren auf dem Jahr 2019.

Welche Maßnahmen werden empfohlen?

Insgesamt sind es 25 Maßnahmen, die vorgeschlagen sind (16 von ihnen haben wir unten ausführlicher vorgestellt). Sie betreffen die Bereiche Wohnen, Mobilität, auch Bildung. Um 15 Maßnahmen soll sich der Kreis Viersen kümmern, um je eine die beteiligten Gemeinden Brüggen, Niederkrüchten, Schwalmtal und Grefrath, um je ein bis zwei die Städte Viersen und Tönisvorst. Den Personalaufwand dafür schätzt der Kreis auf zwölf bis 17,5 Vollzeitäquivalente in der Kreisverwaltung ein sowie je acht bis 13,5 Vollzeitäquivalente in den beteiligten Gemeinde- und Stadtverwaltungen. Personal, das erst zum Teil da ist und zum Teil erst gefunden werden muss.

Wenn diese Maßnahmen umgesetzt werden, wird der Kreis Viersen bis 2045 tatsächlich klimaneutral?

So einfach ist es leider nicht. „Wir haben auf kommunaler Ebene nur einen begrenzten Instrumentenkoffer“, erklärt Peter Hoffmann, beim Kreis Leiter des Amtes für Bauen, Landschaft und Planung. „Aber wir sind gewillt, ihn vollständig auszuschöpfen.“ In vielen Punkten seien die Klimaschutzmaßnahmen aber auch von anderen Ebenen abhängig – der EU, dem Bund, der NRW-Regierung. „Und eine ganz wichtige Rolle spielt auch das Verhalten jedes Einzelnen“, betont Hoffmann. Einkalkuliert sind der Ausstieg aus Heizöl und Steinkohle bis 2030 sowie der Abschied vom Erdgas bis 2045 sowie eine Reduzierung des Autoverkehrs um 23 Prozent bis 2045 sowie eine Steigerung des Anteils an Elektroautos auf 86 Prozent bis 2045. Und: Pro Jahr müssten 1,5 bis 3,5 der Wohngebäude im Kreis energetisch saniert werden.

Trotzdem bleiben am Ende noch 5,6 Prozent der Treibhausgasemissionen...

Die aber könnten kompensiert werden, zum Beispiel durch größere Waldflächen im Kreis Viersen oder die Anlage von Mooren.

Wie geht‘s jetzt konkret weiter?

Bis Ende Juni können die Fraktionen Rückmeldungen geben, im August und September soll das Konzept in den Stadt- und Gemeinderäten und im Kreistag beschlossen werden. Die ersten Fördergelder an Privatpersonen könnten 2023 fließen.

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