Niederkrüchten Niederkrüchten braucht Pflegeplätze

NIEDERKRÜCHTEN · Bis 2040 soll sich die Zahl der Über-80-Jährigen in der Gemeinde verdreifachen. Dafür ist Niederkrüchten derzeit nicht gerüstet. Es fehlen Kurzzeit- und Tagespflegeplätzen sowie Servicewohnungen für Senioren.

 Auf dem Gelände der Grundschule an der Dr.-Lindemannstraße könnten demnächst Servicewohnungen für Senioren entstehen.

Auf dem Gelände der Grundschule an der Dr.-Lindemannstraße könnten demnächst Servicewohnungen für Senioren entstehen.

Foto: Jörg Knappe/Jörg KNappe

Im Zuge des demografischen Wandels wird die Bevölkerungszahl der Gemeinde Niederkrüchten in den nächsten 20 Jahren zwar relativ konstant bei gut 15.000 bleiben, aber die Bevölkerungsstruktur wird sich dramatisch verändern. Noch 2016 lag zum Beispiel die Zahl der hochbetagten Menschen über 80 Jahre in der Gemeinde bei 753. Im Jahr 2040 werden es mehr als 2.300 sein. Das bedeutet eine Verdreifachung. Diese Zahlen stammen aus der aktuellen Pflegebedarfsplanung des Kreises Viersen, die Mathilde Holtmanns und Katrina Frank vom Kreis-Sozialamt jetzt im Niederkrüchtener Sozialausschuss vorstellten.

Gerade im Pflegebereich kommen vor diesem Hintergrund gewaltige Herausforderungen auf die Gemeinde zu. Schon in den kommenden drei Jahren werden zwölf weitere Tagespflegeplätze benötigt, erklärte Holtmanns. Auch bei betreuten Wohnformen hat die Gemeinde Nachholbedarf. Hier fehlen laut Pflegeplan 63 Servicewohnungen. Im Bereich der Kurzzeitpflege bezifferte Holtmanns den Bedarf für den Westkreis auf 97 zusätzliche Plätze bis 2022. In der vollstationären Pflege ist die Lage etwas entspannter, da laut Holtmanns seit 2018 kreisweit bereits 120 weitere Altenheim-Plätze ausgeschrieben seien. Für den gesamten Kreis Viersen bleibe damit ein rechnerischer Mehrbedarf von 27 Plätzen.

Geografisch konzentriert sich das bisherige Angebot an stationären und betreuten Wohnformen für pflegebedürftige Menschen fast ausschließlich in Elmpt, wo die Stiftung St. Laurentius an der Uhlandstraße ein Altenheim für 86 Bewohner sowie eine angeschlossene Tagespflege (zwölf Plätze), Kurzzeitpflege (zehn Plätze) und zehn Servicewohnungen betreibt. Weitere 20 Servicewohnungen bietet die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft des Kreises (GWG) in unmittelbarer Nachbarschaft an.

In Alt-Niederkrüchten rückt vor diesem Hintergrund vor allem das bisherige Gelände der katholischen Grundschule an der Dr.-Lindemann-Straße ins Blickfeld. Es soll im Sommer frei werden, wenn die Grundschule wie geplant ins Gebäude der früheren Hauptschule am Oberkrüchtener Weg umzieht. Ziel von Politik und Verwaltung ist es, das frei werdende Areal an der Dr.-Lindemann-Straße für eine Neubebauung zu nutzen und dort Angebote für Servicewohnen und Tagespflege zu schaffen.

Die Niederkrüchtener Ratsfraktion der Grünen konstatierte nach der Sitzung „ein erhebliches Defizit“ in der kommunalen Pflegeplanung und reagierte mit einem Antrag. Unter anderem fordern die Grünen, dass die Gemeinde verstärkt mögliche Grundstücke für Seniorenwohnprojekte ermittelt und anbietet.

Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) sprach in der Sitzung des Sozialausschusses von einer „Mammut-Aufgabe“, die die Gemeinde unter anderem mit dem kürzlich vorgestellten „Masterplan Wohnen“ angehen will. Gleichwohl wünscht sich Wassong eine gezieltere Unterstützung durch den Kreis. In Ergänzung zur kreisweiten Pflegekonferenz sei eine kleinräumlichere Zusammenarbeit mit Blick auf die Situation und die Bedürfnisse der ländlichen Gemeinden im Westkreis sinnvoll.

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