Viersen Der Garten an der Galerie

Viersen · Zur Skulpturensammlung um die Galerie im Park ist ein neuer Flyer erhältlich, der den Weg zu den Plastiken inmitten alter Bäume weist. Ältester Baum in diesem Park ist eine Esskastanie (Castanea sativa), die 1900 gepflanzt wurde. 15 Jahre später kam eine weitere Esskastanie hinzu, 1935 ein Spitzahorn (Acer platanoides), eine Himalaya-Zeder (Cedrus deodara) und ein Urwelt-Mammutbaum (Metasequoia glyptostroboides).

Die Bäume waren einst Prestigeobjekte: Der heutige Park gehörte als Garten zur Villa, die seit den 1980er Jahren die städtische Galerie beherbergt. Die Villa ließ der Fabrikant Friedrich Adolf Schumacher für sich und seine Familie im 19. Jahrhundert als Wohnhaus errichten. Er war als Prokurist bei der benachbarten Textilfirma Friedrich Diergardt Nachfolger tätig. So berichtet es Werner Mellen in Band 4 der Viersener "Beiträge zu einer Stadt" des Vereins für Heimatpflege. 1868 erhielt Schumacher die Erlaubnis der Stadt für den Bau. An der Brückenstraße 2 ließ Schumacher in Fabrik-Nähe ein repräsentatives Wohnhaus errichten, das an der Vorderseite eine optisch stark gegliederte Fassade mit Stuckemblemen mythischer Figuren zeigte.

Die Rückseite, zum Garten hin, war deutlich schlichter gestaltet. Dorthin geleitete man aber auch Gäste. Der Salon gleich hinter der Eingangshalle gelegen führte zum Garten hinaus, noch heute verführen die großen Erkerfenster zum Blick in den Park. Alte Bilder zeigen, wie der Garten hinter der Villa zu Schumachers Zeiten angelegt war und, wie um die Jahrhundertwende üblich, unterteilt war in Haus- und Nutzgarten, Obstwiese und repräsentativen Teil. Dieser Teil lag direkt hinter der Galerie. Dort hinaus ging man mit den Gästen. Die mögen auch gestaunt haben über die exotischen Bäume, die Schumacher, nach ihm sein Vetter Adolf Schmidt und ab 1920 die Familie Kaiser als Eigentümer dort pflanzen ließen. Aus der Zeit Schmidts ist belegt, dass er 1871 an der Nordseite des Hauses ein Gartenzimmer anbauen ließ. Den Garten zierte ein Teich, hinter dem eine gemauerte Grotte für "romantische Atmosphäre" sorgte, wie es Mellen beschreibt. Bis in die 1970er Jahre hinein nutzte die Firma Kaiser's das Gebäude, 1973 ging es in den Besitz der Stadt über, die dort 1981 die erste Ausstellung in der neuen Galerie eröffnete.

Führungen: Zum historischen Garten bietet Dr. Ekkehard Köhler auch Führungen an, sie können über den Verein für Heimatpflege, Dr. Albert Pauly, Ruf: 02162 7430, vereinbart werden.

(RP)
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